Wladimir Putin verängstigt die Welt seit Monaten durch indirekte Atomschlag-Drohungen. Jetzt behauptet Russland jedoch, nicht der Kreml-Chef, sondern Kiew spiele mit dem Gedanken, Atomwaffen einzusetzen.
Was bezweckt Russland mit diesen Aussagen? Der Krieg in der Ukraine läuft für Wladimir Putin schlechter, als er zuvor angenommen haben dürfte. Seine Truppen werden aus immer mehr Gebieten, die sie erobert hatten, von den Ukrainern zurückgedrängt. Ob der Kreml-Chef deshalb nun wieder Atomschlag-Drohungen ins Gespräch bringt?
Atomschlag-Drohung: Russland unterstellt Kiew Vorhaben, "schmutzige Bomben" einzusetzen
Wladimir Putin drohte im Rahmen des Ukraine-Kriegs schon einige Male, wenn auch indirekt, mit dem Einsatz von Atomwaffen. Offiziell wird von russischer Seite solch ein Vorhaben jedoch stets dementiert, stattdessen dreht Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu jetzt den Spieß um und behauptet, die Ukraine plane einen Atomschlag gegen Russland.
US-Außenminister: Russlands Behauptung zu "schmutziger Bombe" falsch
US-Außenminister Antony Blinken hat Russlands Behauptung zurückgewiesen, die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine "schmutzige Bombe" zünden. Die russischen Vorwürfe seien falsch, schrieb Blinken am Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter. Er habe darüber mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba gesprochen und ihm die weitere Unterstützung der USA zugesagt.
Sergej Schoigu spricht von "Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine"
Wie die "dpa" berichtet, behauptete Schoigu zuvor sowohl in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu als auch in Telefonaten mit dem britischen Minister Ben Wallace und demtürkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. Schoigu habe "seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mithilfe einer "schmutzigen Bombe" übermittelt", teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Mit "schmutzigen Bomben" meint er konventionelle Sprengsätze, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben hat, unterstellt ihrerseits Russland, den Abwurf einer solchen Bombe zu planen.
Ungewöhnlicherweise sprach Schoigu am Sonntag auch zum zweiten Mal in zwei Tagen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Es sei um die Lage in der Ukraine gegangen, hieß es. Ein Verweis auf das Atomthema fehlte in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Moskau. Das Pentagon in Washington teilte mit, das Gespräch sei von russischer Seite initiiert worden.
Russisches Verteidigungsministerium: Lage in der Ukraine spitzt sich auf "unkontrollierte Eskalation" zu
Wie das russische Verteidigungsministerium behauptet, spitze sich die Lage in der Ukraine immer stärker auf eine "unkontrollierte Eskalation" hin zu. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti behauptete, dass Kiew die Fertigstellung einer kleinen taktischen Atombombe faktisch abgeschlossen habe und bereit sei, diese auf eigenem Boden zu zünden, "um eine starke antirussische Kampagne zu starten, die das Vertrauen zu Moskau untergraben soll". Belege liefert Russland dafür allerdings nicht.
Gefährliche Behauptungen: Will Russland eigene mögliche Atomschlag-Pläne durch die Vorwürfe rechtfertigen?
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine läuft seit Monaten nicht so, wie von Moskau geplant. Der Vormarsch geriet zunächst ins Stocken, inzwischen sind die russischen Einheiten sogar teilweise in die Defensive geraten. Vor diesem Hintergrund mehren sich Spekulationen um einen möglichen russischen Einsatz taktischer Atomwaffen gegen das Nachbarland. Moskau bestreitet derartige Absichten. Die russischen Unterstellungen, Kiew würde einen Atomschlag planen, könnten ein Propaganda-Mittel sein, um einen möglichen eigenen Einsatz von Atomwaffen zu rechtfertigen. Russlands Verbündete China und Indien hatten sich, wie "Bild" berichtet, zuvor gegen die Atomschlag-Drohungen des Kremls ausgesprochen. Durch die aktuellen Unterstellungen könnte Russland einen möglichen künftigen Atomschlag von russischer Seite, der Ukraine in die Schuhe schieben. Atomschlag-Drohungen ins Gespräch zu bringen, könnte allerdings auch der Versuch sein, die Ukraine einzuschüchtern und von einem weiteren Vormarsch in russisch besetztes Gebiet abzuhalten.
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rad/news.de/dpa