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Fußball-WM in Katar: Zwangsarbeit, Missbrauch, Tod! Das will Katar verschweigen

Eine Fußball-WM in einem Land, dass Menschenrechtsverletzungen bewusst verschweigt: Katar stieß als Austragungsort der Weltmeisterschaft auf viel Kritik. Rufe nach einem Boykott wurden laut. Diese Praktiken will das Golf-Emirat lieber verschweigen.

Die Fußball-WM in Katar wird wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen kritisch gesehen. (Symbolfoto) (Foto) Suche
Die Fußball-WM in Katar wird wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen kritisch gesehen. (Symbolfoto) Bild: picture alliance/dpa/XinHua | Nikku

"Dass der Fußball im Vordergrund ist, das ist das Wichtigste. Der Fußball ist in der ganzen Welt beliebt, deshalb müssen wir die Welt öffnen. Es ist wichtig, dass man überall hingeht", sagte FIFA-Chef Infantino über die Fußball-WM 2022 in Katar - und verklärt damit die Realität vor Ort. Menschenrechtsverletzungen wie die Ausbeutung von Arbeiter:innen, Missbrauch und Einschränkung von Frauenrechten sind in dem Land an der Tagesordnung. Nach der Vergabe der WM an Katar, wurden die Abgründe in dem Land wieder einmal kurz angesprochen. Verbände, NGOs und Fußballer forderten deshalb einen Boykott. Der Aufschrei war groß, dennoch blieb es dabei. Taten folgten nicht. Denn die WM bringt Geld und das hat einen blutigen Preis.

WM in Katar 2022: Arbeitsmigrant:innen starben auf den Baustellen

Für die WM wurden zwölf Sportarenen um- oder neu gebaut und das unter menschenunwürdigen Bedingungen. Zahlreiche Arbeitsmigrant:innen arbeiten für einen Hungerlohn, müssen Zwangsarbeiten leisten und setzten sich Gefahren aus. Was die Welt nicht erfahren sollte, kam nach der Vergabe der WM an Katar noch deutlicher ans Licht. Seit 2010 starben 6.500 Menschen aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka bei der Arbeit, berichtete der "Guardian". Bis heute wurde der Tod der Arbeiter nicht aufgeklärt. Auf vielen der von Amnesty International untersuchten Totenscheinen, stand, dass sie an "natürlichen Todesursachen" oder "Herzfehlern" starben. Laut einem Arzt stehen diese Diagnosen nie auf einem Obduktionsbericht. Außerdem wunderten sich die Familien und die Menschenrechtsorganisation darüber, dass junge und gesunde Männer einfach so starben. Es ist aber unklar, ob und wie viele Arbeiter:innen auf den Baustellen der WM-Stadien arbeiteten. Das weist der Bericht nicht aus.

Dafür erregte er aufsehen und die brutalen Arbeits- und Bezahlungsbedingungen wurden endlich thematisiert. Denn viele der Migrationsarbeiter:innen erhielten oft keinen Lohn und wurden auch überwacht." Das war moderne Sklaverei, und ich war mir damals sicher: Wir sollten die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 boykottieren", zitiert Amnesty International Gewerkschafter Dietmar Schäfers. Die Organisation und weitere NGOs forderten Entschädigungszahlungen. Mehr Informationen gibt es z.B. bei amnesty.de.

Keine Verbesserungen: Katar ändert umstrittene Arbeitsreform

Auch die katarische Regierung hat die Rufe gehört und das Kafala-System 2020 geändert. "Es ersetzt das 'Kafala'-System durch ein modernisiertes, vertragsbasiertes System, das die Rechte von Arbeitern schützt und die Job-Flexibilität erhöht, zitiert der "Deutschlandfunk" den katarischen Arbeitsminister Nuaimi. Auch Guy Ryder Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), begrüßt die Reform: "Mit der Einführung dieser bedeutenden Veränderungen hat Katar eine Verpflichtung erfüllt. Eine Verpflichtung, die den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Freiheit und Schutz und den Arbeitgebern mehr Wahlmöglichkeiten bietet. "Das Ziel der Änderung sei klar: Katar gehe es allein darum, scheinbar bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, um die eigene Wirtschaft zu fördern." Zudem will Katar als eignes Wirtschaftsland dastehen. Leider auf den Kosten von Menschen.

Was sagen Fußball-Sponsoren zu den Menschenrechtsverletzungen in Katar?

Das frühere System erlaubte den ausländischen Angestellten nicht, ihren Arbeitsplatz zu wechseln und Arbeitgeber:innen konnte sogar deren Pässe einbehalten. Dass das nun verbessert wurde, hältWenzel Michalski,Direktor des deutschen Büros der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch für "eine ganz große Show". Auch ein Bericht von Amnesty International sah keine Verbesserungen. Das neue Arbeitssystem erlaubt es zwar Angestellten ihren Arbeitsplatz zu wechseln und es gibt einen diskriminierungsfreien Mindestlohn von 1.000 katarischen Riyals (QAR), aber ausreisen dürfen sie dennoch nicht. In dieser Zeit müssen sie Misshandlungen und andere Schikanen ertragen. Was macht Katar? Sie verschleiern die anhaltenden Missstände, um ein sauberes Image in der Welt zu haben.Die Sponsoren, wie McDonalds oder Adidas betonten, dass sie auf Menschenrechte achten. Ein Boykott ihrerseits gibt es nicht, schließlich ist die WM eine wichtige Werbefläche für sie. 

Missbrauch und Gewalt: Frauen haben Todesangst

Die Arbeitsbedingungen und Todesfälle machten Schlagzeilen. Was aber oft übersehen wird, sind die nicht vorhandenen Frauenrechte. Laut einem Bericht von Human Rights Watch beschneidet die männliche Vormundschaft die Freiheit von Frauen. Sie brauchen die Erlaubnis von einem männlichen Vormund, um überhaupt verreisen, heiraten oder arbeiten zu können. Außerdem sind die Männer der Vormund der Kinder, auch wenn die Frauen geschieden sind. "Die männliche Vormundschaft stärkt die Macht und Kontrolle, die Männer über das Leben und die Entscheidungen von Frauen haben. Sie kann Gewalt fördern oder schüren und lässt Frauen nur wenige Möglichkeiten, dem Missbrauch durch ihre eigenen Familien und Ehemänner zu entkommen", sagte Rothna Begum, leitende Frauenrechtsforscherin bei Human Rights Watch. Aufgrund dieser Gesetze bleiben Frauen oft bei ihrem gewalttätigen Ehemann, weil sie eh kein Selbstbestimmungsrecht haben und auch nicht für ihre Kinder entscheiden dürfen. Viele fürchten sich auch um ihr Leben und können diesem Leben aber nicht entfliehen. Die Regierung betonte dementgegen, dass Frauen als Erziehungsberechtigte auftreten dürfen. Das wird durch den Bericht von Human Rights Watch aber widerlegt. Die strikten Regeln zu Frauenrechten verstoßen auch gegen die Verfassung Katars und internationales Recht. Um sich aber moderner und humanistischer zu zeigen, dürfen Frauen aber auch Leistungssport ausüben. Aber auch hier gelten strenge Regeln. 

Homosexuellen drohen nach Fußball-WM harte Strafen

Vor den strengen Gesetzen fürchtet sich auch die LGBTQIA+-Community. Unter anderem berichteten homosexuelle Menschen, dass sie Angst um ihr Leben haben. Deshalb hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch homosexuelle Fußballfans vor der Reise zur WM nach Katar gewarnt. Am besten lasse man es, sagte Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, auf einem Kongress beim Bodensee Business Forum der "Schwäbischen Zeitung" in Friedrichshafen. Die Botschaft aus Katar an Gäste und Touristen, sich an Traditionen des Landes zu halten, könne man als "charmant vorgebrachte Warnung" verstehen, sagte Michalski, da schwinge mit: "Wenn ihr das so auslebt wie in Berlin-Schöneberg, dann werden wir uns schon irgendwas ausdenken."

Er glaube zwar nicht, dass viel passieren werde, weil die ganze Welt zuschauen werde, sagte Michalski - und dass westliche homosexuelle Fans, sofern sie sich an die Sitten der Katarer hielten, dort Fußball schauen können. "Aber eine Garantie gibt es nicht." Einheimische Homosexuelle schwebten zudem in großer Gefahr, ihnen drohten nach der WM strafrechtliche Maßnahmen. Michalski sprach von einer totalen Überwachung in dem Land. Überall in den Stadien gebe es etwa Kameras. In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft.

Schönes und sicheres Leben? Von wegen! Katar beschönigt die Lage

Katars Botschafter in Deutschland hatte auf einem Kongress des Deutschen Fußball-Bundes zur Menschenrechtslage einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert. Die Situation in Katar sei "noch nicht perfekt", räumte Abdulla Mohammed al Thani ein. Damit beschönigt er, wie so viele die Lage. Für marginalisierte Gruppen verbesserte sich bislang nichts. Dass diese Gruppen endlich ohne Angst leben können, ist fraglich.

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/hos/news.de/dpa

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