Das Bundesministerium für Bildung und Forschung untersucht momentan, wie viele Menschen in Deutschland bereits Antikörper gegen das Coronavirus gebildet haben. Die Daten sollten als Grundlage für politische Entscheidungen dienen. Doch vor der Entscheidung über die neuen Maßnahmen für den Herbst und Winter werden sie nicht veröffentlicht. Viele Bürger sind sauer.
Die Corona-Pandemie ist noch immer nicht vorbei. Der Bundestag soll am Donnerstag über die Schutzmaßnahmen für den Herbst und den Winter abstimmen. Derweil erforscht das Bundesminisiterium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Studie IMMUNBRIDGE, wie viele Menschen in Deutschland bereits grundimmunisiert sind, das heißt durch eine überstandene Infektion oder Impfung Antikörper gegen das Virus gebildet haben. Erste Daten dazu sollen laut BMBF bereits im September vorliegen. Doch diese werden laut "Bild"-Zeitung nicht vor der Abstimmung zu den neuen Maßnahmen am Donnerstag veröffentlicht.
Coronavirus: Bundesministerium für Bildung und Forschung gibt Daten aus Immunitätsstudie IMMUNBRIDGE vorerst nicht heraus
Ein BMBF-Sprecher teilte auf Anfrage der "Bild" mit, dass die Datenerhebung eines Teils der Studie abgeschlossen sei und nun die Auswertung erfolge. Voraussichtlich Ende September können erste Aussagen mit einer Einschätzung der Prozentzahl der Personen in Deutschland geben, die genesen und/oder geimpft sind erfolgen. Die Daten müssten zunächst "mit der erforderlichen wissenschaftlichen Sorgfalt validiert" werden, eine "Verknüpfung" der Studienergebnisse mit der Beratung des Infektionsschutzgesetzes sei "nicht vorgesehen" gewesen.
Über Corona-Maßnahmen für Herbst und Winter soll am Donnerstag im Bundestag abgeschlossen werden
Das Ministerium schreibt zur Begründung für die Studie aber: "Zu wissen, wer geschützt bzw. grundimmunisiert ist, ist jedoch für die politischen Entscheidungen zur Pandemievorsorge – insbesondere mit Blick auf die Entwicklungen im Herbst und Winter – wichtig." Gleichzeitig wird auch angegeben, dass die ersten Daten bis September vorliegen sollen, um die Corona-Situation für den Herbst und Winter besser abschätzen zu können. "Es geht jetzt darum, die Grundlage für politische Entscheidungen für den Herbst und Winter zu schaffen", heißt es. Ein Abschluss der Studie ist tatsächlich aber erst bis Dezember geplant.
BMBF-Studie: Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Antikörper gegen das Coronavirus gebildet?
Bei der Untersuchung werden anhand einer repräsentativen Stichproben die Blutproben von 16.500 Freiwilligen analysiert. Es soll herausgefunden werden, ob diese Antikörper gegen das Virus gebildet haben. Hinzu kommen Online-Befragungen, zum Beispiel zum Impf- und Genesenenstatus sowie die Analyse von Blutproben von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus bereits laufenden Studien. "Anhand der Daten können auch Rückschlüsse etwa auf Unterschiede in Bevölkerungsgruppen oder auf die zu erwartende Krankheitslast gezogen werden", schreibt das Ministerium.
Twitter-Nutzer sauer: Will die Bundesregierung etwas verbergen?
Dass die Studienergebnisse nicht vor der Entscheidung über die Corona-Maßnahmen am Donnerstag veröffentlicht werden, macht einige Twitter-Nutzer wütend. Viele vermuten dahinter eine böse Absicht. "Weil mit den Daten bewiesen wäre, dass Maßnahmen nicht gerechtfertigt sind.", meint dieser User. "Wird immer offensichtlicher das es nicht und die Sache geht. Vermutlich wollen sie eine generelle Impfpflicht. Sonst Lockdowns...", heißt es in diesem Tweet. "Das legt nahe, dass diese etwas zu verbergen haben. Offene Kommunikation ist das Mindeste, was wir Bürger erwarten.", so ein weiterer Kommentar.
Robert-Koch-Institut: Trotz Grundimmunisierung ist Auffrischungsimpfung notwendig
Eine Grundimmunisierung bietet aber auch keinen vollständigen Schutz gegen eine Corona-Infektion und einen möglichen schweren Verlauf. Das Robert-Koch-Institut schreibt zum Beispiel: "Fälschlicherweise nehmen viele Menschen an, dass bei hohem Antikörperspiegel nach der Grundimmunisierung gegen COVID-19 oder einer SARS-CoV-2-Infektion keine (Auffrisch-)Impfung verabreicht werden sollte. Das ist jedoch nicht korrekt. Es ist nicht bekannt, ab welchem Wert von einem ausreichenden Schutz vor der Erkrankung ausgegangen werden kann."
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