Erst kürzlich warnte UN-Chef António Guterres vor dem steigenden Risiko atomarer Vernichtung, nun legen Wissenschaftler mit einer schockierenden Studie nach. Demnach drohen bei einem nuklearen Krieg fünf Milliarden Tote. Wo sind die Überlebenschancen am höchsten?
Angesichts zahlreicher Krisen weltweit hatte UN-Generalsekretär António Guterres kürzlich vor dem steigenden Risiko atomarer Vernichtung gewarnt. Die Welt befinde sich in einer "Zeit nuklearer Gefahr, wie es sie seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr gegeben hat", sagte Guterres zum Start der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York. Die Welt sei nur ein Missverständnis oder eine Fehlkalkulation von der nuklearen Vernichtung entfernt. Nun veröffentlichten Wissenschaftler eine Studie zu den Folgen eines weltweiten Atomkriegs und bestätigten die Warnungen des UN-Generalsekretärs. Fünf Milliarden Menschen würden infolge eines Nuklearkriegs sterben. Doch es gibt Orte, an denen man überleben würde.
Nukleare Apokalypse zerstört weltweite Lebensmittelproduktion
Laut Studie könnte selbst ein regionaler Atomkrieg, etwa zwischen Indien und Pakistan, weltweit Hungersnöte auslösen. Dies geht aus Modellberechnungen hervor, die die Auswirkungen eines nuklearen Krieges durch Rußpartikel in der höheren Atmosphäre simuliert haben. Der Ruß würde einen Teil des Sonnenlichts blockieren und zu Ernteausfällen führen. Forscher um Lili Xia und Alan Robock von der Rutgers University in New Brunswick (New Jersey, USA) stellten ihre Erkenntnisse im Fachjournal "Nature Food" vor.
Die Wissenschaftler entwarfen mehrere Kriegsszenarien und simulierten die Auswirkungen auf die Produktion einer ausgewählten Zahl an Lebensmitteln in den folgenden zehn Jahren. In allen Szenarien führt die Lebensmittelknappheit im eigenen Land dazu, dass alle Nationen Lebensmittelexporte stoppen; der weltweite Lebensmittelhandel käme zum Erliegen. Auf dieser Basis berechneten die Forscher, wie viele Kalorien pro Person in einzelnen Ländern noch zur Verfügung stehen würden und wie viele Menschen durch Hunger sterben würden.
Fast 300 Millionen Tote bei 100 gezündeten Atombomben möglich
Im kleinsten berechneten Szenarium würden 100 Atombomben mit einer Sprengkraft von jeweils 15.000 Tonnen rund fünf Millionen Tonnen Ruß in die obere Atmosphäre schleudern. In diesem Fall würden den Simulationen zufolge 27 Millionen Menschen direkt sterben und 255 Millionen Menschen durch Hungersnöte in verschiedenen Regionen der Erde.
Die Forscher berechneten auch die Auswirkungen eines atomaren Weltkriegs mit 4.400 Atombomben zu 100.000 Tonnen Sprengkraft. Dadurch würden die verfügbaren Kalorien drastisch reduziert, in einigen Ländern um jeweils etwa 99 Prozent. Weltweit würden mehr als fünf Milliarden Menschen sterben, also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Dabei sind die Folgen der radioaktiven Verseuchung noch gar nicht einkalkuliert. Lebensmittel aus dem Meer, das Essen von Insekten und andere Nahrungsalternativen oder das Schlachten des gesamten Nutzviehbestandes würden die Situation nur leicht verbessern.
In DIESEN Ländern wäre die Überlebenschance am größten
In Ländern wie Großbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich und China wäre die Verwüstung so groß, dass im zweiten Jahr fast alle Menschen tot wären, heißt es in der Studie. Andererseits würden Länder wie Argentinien und Australien im Vergleich dazu gedeihen, ohne dass es zu Todesfällen käme, obwohl man davon ausgehen könne, dass der gesamte Viehbestand tot wäre und es keinen Handel mit anderen Ländern geben würde. In diesen Ländern werden bereits große Mengen widerstandsfähiger Pflanzen angebaut. Zudem ist dort die Bevölkerung sehr viel kleiner als in Europa, China oder den USA. "Es gäbe immer noch ausreichend einheimische Produktion, aber Sie können sich vorstellen, dass Flotten von hungrigen Flüchtlingen aus Asien auf dem Weg dorthin sein werden", sagteProfessor Robock. "Es wäre also nicht unbedingt nur für Australien ein Zuckerschlecken."
Die Atommächte haben nach Angaben der Federation of American Scientists insgesamt rund 12.700 Atomsprengköpfe, die meisten davon besitzen Russland und die USA. Indien und Pakistan haben zusammen über 300 Stück. "Wir haben bewusst keine Sensitivitätsstudie gemacht, die aufzeigt wie viele Atomwaffen benutzt werden können, bevor es zu katastrophalen indirekten Konsequenzen kommt", erläuterte Mitautor Jonas Jägermeyr vom PIK. "Das würde falsche Signale senden."
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bua/news.de/dpa