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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Kreml-Chef Putin "fürchtet um sein Leben" nach Marine-Desaster

Russlands Angriffskrieg läuft weiter. Städte werden bombardiert, Truppen rücken vor. Zwei Vermittler wollen nun auf ukrainischer Seite erkunden, ob es ein Ende der Kämpfe geben kann. Die aktuellen Entwicklungen im News-Ticker.

Der Ukraine-Krieg wütet bereits seit 175 Tagen. (Foto) Suche
Der Ukraine-Krieg wütet bereits seit 175 Tagen. Bild: picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire | Mikhail Klimentyev/Kremlin Pool

Die Türkei und die Vereinten Nationen wollen bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über diplomatische Wege aus dem von Russland aufgezwungenen Krieg reden. Dazu kommen UN-Generalsekretär António Guterres, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Selenskyj am Donnerstag in Lwiw (Lemberg) in der Westukraine zusammen. Nach türkischer Ankündigung soll dort auch die "Beendigung des Krieges zwischen der Ukraine und Russland auf diplomatischem Wege erörtert" werden. Das teilte das türkische Präsidialamt in Ankara am Dienstag mit.

In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, schlugen am Dienstagabend russische Geschosse ein. Es gab Schäden an Häusern, in einigen Vierteln fiel der Strom aus. Ukrainische Militärs berichteten von heftigen Kämpfen besonders im Osten des Landes im Donbass. Für die Ukraine ist Mittwoch der 175. Tag ihres Abwehrkampfes gegen die russische Invasion.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Entwicklungen am 17.08.2022 im Überblick

+++ UN-Generalsekretär vor Treffen mit Selenskyj in Lwiw angekommen +++

Vor einem Dreiergipfel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist UN-Generalsekretär António Guterres in Lwiw im Westen der Ukraine angekommen. Die Vereinten Nationen veröffentlichten am Mittwoch ein entsprechendes Foto des 73-jährigen Portugiesen. Das Treffen startet UN-Angaben zufolge am Donnerstag planmäßig um 1400 MESZ - der Beginn könne sich aber verzögern, hieß es.

Nach türkischer Ankündigung soll bei den Gesprächen auch die "Beendigung des Krieges zwischen der Ukraine und Russland auf diplomatischem Wege erörtert" werden. Guterres und Erdogan hatten Russland und die Ukraine zuletzt Ende Juli bei dem Abkommen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide zu einer Einigung gebracht. Aus New York hatte es damals geheißen, dass man auf diesem Erfolg aufbauen wolle.

UN-Kreise halten Verhandlungen für eine landesweite Waffenruhe aber nur für möglich, wenn keine der Kriegsparteien nennenswerte Geländegewinne mehr verzeichnen kann und vom Ziel eines Sieges Abstand nimmt. Gespräche zwischen Kiew und Moskau in den ersten Kriegswochen waren ohne Ergebnis abgebrochen worden.

+++ Russen haben nördlich und westlich von Donezk Erfolg +++

Im Ukraine-Krieg haben die russischen Truppen im ostukrainischen Gebiet Donezk kleinere Geländegewinne gemacht. Dem Bericht des ukrainischen Generalstabs vom Mittwoch zufolge verzeichneten die Russen Erfolge bei Opytne im Norden von Donezk und bei Nowomychajliwka im Südwesten.

An anderen Abschnitten wiederum seien russische Angriffe abgewehrt worden. Genannt wurden Ortschaften nördlich von Slowjansk und im Osten und Süden der Städte Soledar und Bachmut. Auch südwestlich von Wuhledar seien russische Attacken zurückgeschlagen worden. In den Gebieten Charkiw und Cherson seien Vorstöße der Russen ebenfalls gescheitert.

Entlang der gesamten Frontlinie wurden demnach bei mehreren Dutzend Ortschaften ukrainische Positionen mit Artillerie beschossen. Knapp ein Dutzend russische Luftangriffe habe es gegeben. Der Oberkommandierende der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, hatte am Vortag eine Zahl von 40 000 bis 60 000 Geschossen genannt, die täglich auf ukrainische Stellungen niedergehen würden. Diese Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.

Russland war vor knapp sechs Monaten in die Ukraine einmarschiert. Seitdem sind größere Teile der Ost- und der Südukraine von der russischen Armee erobert worden.

+++ Erdogan und Guterres reisen zu Treffen mit Selenskyj in die Ukraine +++

Die Türkei und die Vereinten Nationen wollen an diesem Donnerstag zu einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammenkommen. Dazu sollen UN-Generalsekretär António Guterres, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Selenskyj nach Lwiw (Lemberg) in der Westukraine reisen. Nach türkischer Ankündigung soll dort auch die "Beendigung des Krieges zwischen der Ukraine und Russland auf diplomatischem Wege erörtert" werden. Laut UN-Angaben reist Guterres auf Einladung Selenskyjs nach Lwiw.

Guterres und Erdogan hatten Russland und die Ukraine zuletzt Ende Juli bei dem Abkommen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide zu einer Einigung gebracht. Aus New York hatte es damals geheißen, dass man auf diesem Erfolg aufbauen wolle. UN-Kreise halten Verhandlungen für eine landesweite Waffenruhe aber nur für möglich, wenn keine der Kriegsparteien nennenswerte Geländegewinne mehr verzeichnen kann und vom Ziel eines Sieges Abstand nimmt. Gespräche zwischen Kiew und Moskau in den ersten Kriegswochen waren ohne Ergebnis abgebrochen worden.

Laut Vereinten Nationen soll auch die gefährliche Lage um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja und eine angepeilte internationale Experten-Mission zu dem Kraftwerk angesprochen werden. Das von Russland besetzte größte Kernkraftwerk Europas wird seit Tagen beschossen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.

+++ Russlands Geheimdienst meldet Festnahmen nach Explosionen auf Krim +++

Einen Tag nach den Explosionen auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat Moskau über die Festnahme von sechs Männern informiert. Alle Festgenommenen gehörten der islamistischen Vereinigung Hizb ut-Tahrir an, die in Russland als terroristische Organisation verboten ist, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Mittwoch mit.

Ein direkter Zusammenhang zu den Detonationen auf der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Halbinsel wurde zwar nicht explizit genannt. Einige der Festnahmen sollen aber in der Stadt Dschankoj erfolgt sein, unweit derer am Vortag ein Munitionslager explodiert war. Moskau sprach bereits am Dienstag von einem "Sabotageakt". Kiew äußerte angesichts des seit knapp einem halben Jahr andauernden russischen Angriffskriegs Genugtuung über den Vorfall, übernahm aber keine Verantwortung. Es war bereits die zweite Explosion auf der Krim innerhalb von rund einer Woche.

Wer genau die nun festgenommenen Männer sind, gab der FSB nicht bekannt. Seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 wurden aber unter dem Vorwurf der Hizb-ut-Tahrir-Mitgliedschaft mehrfach ukrainische Krimtataren inhaftiert und verurteilt. Große Teile der muslimischen Minderheit, die zu Sowjetzeiten massiven staatlichen Repressionen ausgesetzt war, lehnen die jetzigen russischen Machthaber klar ab.

Der von Russland eingesetzte Chef der Krim, Sergej Aksjonow, berichtete unterdessen über die Wiederaufnahme des Zugverkehrs in dem durch die Explosionen betroffenen Streckenabschnitt zwischen Dschankoj und Wladislawowka. "Die Züge fahren gemäß dem Fahrplan", schrieb der 49-Jährige im Nachrichtendienst Telegram. Bewohnern der Region, deren Besitz zerstört oder beschädigt wurde, sollen demnach bis zu 100 000 Rubel (rund 1600 Euro) gezahlt werden.

+++ Putin "fürchtet um sein Leben" nach Schwarzmeer-Rückschlag +++

Wladimir Putin "fürchtet um sein Leben", da seine Invasion in der Ukraine durch strategische Fehler an Land und auf See "unterminiert" wird, behaupten Experten laut "Express.co.uk"-Angaben. Der einzige Weg, Putin zu beeinflussen, sei, den Russen die Einreise in die EU zu verbieten und so nationalen Ärger zu verursachen, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Im Gespräch mit der der Washington Post sagte er: "Diese Person (gemeint ist Putin) hat keine andere Angst als die Angst um ihr Leben. Sein Leben hängt davon ab, ob er von seiner Bevölkerung bedroht wird oder nicht. Nichts anderes ist für ihn bedrohlich."

Erst gestern war berichtet worden, dass Putins Schwarzmeerflotte erheblich geschwächt ist. Eine Tatsache, die dem Kreml-Chef zunehmend Sorge bereiten soll.

+++ Vor dem Dreiergipfel in Lwiw +++

UN-Generalsekretär Guterres reise auf Einladung Selenskyjs nach Lwiw, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag in New York. Die UN schlossen Gespräche über ein Ende der Kämpfe nicht aus, zeigten sich aber zurückhaltend. "Es gibt eine Reihe von Fragen, die angesprochen werden: der Konflikt im Allgemeinen, die Notwendigkeit einer politischen Lösung dieses Konflikts", sagte Dujarric. Guterres betont immer wieder, er sei ein Freund der stillen Diplomatie, die Wege aus einem Konflikt hinter geschlossenen Türen verhandelt.

Guterres und Erdogan hatten Russland und die Ukraine zuletzt Ende Juli bei dem Abkommen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide zu einer Einigung gebracht. Aus New York hatte es damals geheißen, dass man auf diesem Erfolg aufbauen wolle. UN-Kreise halten Verhandlungen für eine landesweite Waffenruhe aber nur für möglich, wenn keine der Kriegsparteien nennenswerte Geländegewinne mehr verzeichnen kann und vom Ziel eines Sieges Abstand nimmt.

Gespräche zwischen Kiew und Moskau in den ersten Kriegswochen waren ohne Ergebnis abgebrochen worden. Die Ukraine will ihre verlorenen Gebiete um jeden Preis zurückerobern, um nicht Landsleute der Willkür der russischen Besatzung ausgesetzt lassen. Russlands Kriegsziele laufen weiter auf eine weitgehende Unterwerfung der Ukraine hinaus.

Dujarric sagte weiter, es gebe "keinen Zweifel" daran, dass auch die gefährliche Lage um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja und eine angepeilte internationale Experten-Mission zu dem Kraftwerk angesprochen würden. Das von Russland besetzte größte Kernkraftwerk Europas wird seit Tagen beschossen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Erdogan kündigte ein Gespräch mit Selenskyj über alle Aspekte der bilateralen Beziehungen an.

+++ Bis zu 60 000 Schüsse auf ukrainische Soldaten am Tag +++

Die russische Armee feuert nach Schätzungen des ukrainischen Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj täglich 40 000 bis 60 000 Schuss Munition auf Stellungen der ukrainischen Armee ab. Am schwersten sei die Lage derzeit bei Donezk, wo die ukrainischen Stellungen bei Awdijiwka, Pisky und Marjinka unter heftigem Feuer liegen, schrieb Saluschnyj auf Facebook.

Auch der Kiewer Generalstab sprach in einem Lagebericht von heftigen Angriffen auf ukrainische Stellungen am Nordwestrand der Separatistenhochburg Donezk. Weiter nördlich im Donbass bei Bachmut und Soledar sei es gelungen, russische Sturmangriffe abzuwehren. Der Feind habe sich unter Verlusten zurückziehen müssen. Unabhängige Bestätigungen gab es nicht. Ein Fliegerhorst bei Schytomyr in der Westukraine sei von russischen Flugzeugen mit Marschflugkörpern beschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.

+++ Explosionen auf der Krim - Stau vor der Brücke +++

Auf der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim war am Dienstagmorgen zum zweiten Mal in einer Woche ein russischer Militärstützpunkt von Explosionen erschüttert worden. Getroffen wurde laut Krim-Verwaltung ein Munitionslager bei der Stadt Dschankoj im Norden. Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem "Sabotageakt". Auch zivile Objekte seien beschädigt worden, darunter Stromleitungen, ein Kraftwerk, Bahngleise sowie Wohngebäude.

Selenskyj reklamierte die Detonationen nicht als Angriffe für die Ukraine. Die Auslöser seien «sehr verschieden», die Russen könnten auch selbst schuld sein. Trotzdem gelte: "Je weniger Möglichkeiten die Besatzer haben, Böses zu tun und Ukrainer zu töten, desto eher können wir diesen Krieg beenden, indem wir unser Land befreien."

Die Warteschlange an der Brücke aufs russische Festland beweise, "dass die absolute Mehrheit der Bürger des Terrorstaates bereits versteht oder zumindest das Gefühl hat, dass die Krim kein Ort für sie ist", sagte Selenskyj. Videos in sozialen Netzwerken zeigen, dass seit Tagen viele russische Feriengäste die Halbinsel verlassen und es Staus vor der Brücke von Kertsch gibt.

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