Kunden der "RheinEnergie" steht eine riesige Kostenexplosion bevor. Die Preise für Erdgas steigen beim Kölner Unternehmen ab dem 1. Oktober 2022 um mehr als das Doppelte! Betroffene müssen in Zukunft aber wohl noch tiefer in die Tasche greifen.
Infolge des Ukraine-Kriegs steckt Deutschland inmitten einer schweren Energiekrise. Denn Wladimir Putin drosselte die Gaslieferungen in den vergangenen Wochen immer weiter. Die Angst vor einer Preisexplosion im Herbst und Winter ist groß. Wird das Heizen und warmes Duschen für viele Verbraucher bald unbezahlbar? Ein Energie-Riese aus Köln schockt bereits jetzt mit einer Mega-Preiserhöhung.
"RheinEnergie" wird Preise für Erdgas mehr als verdoppeln
Wie das Unternehmen "RheinEnergie" am Montag auf seiner Homepage mitteilte, wird Erdgas ab dem 1. Oktober für die Kunden deutlich teurer. "Ursache dafür ist eine fast 450-prozentige Steigerung der Beschaffungskosten für Erdgas im Vergleich der Beschaffungsperiode 2021/22 zu 2022/23. Trotz eines Systems der langfristigen kontinuierlichen Beschaffung führt dies zu erheblich steigenden Preisen", heißt es. Die verbrauchte Kilowattstunde Erdgas kostet dann 18,30 Cent statt wie zuvor 7,87 Cent - also mehr als doppelt so viel wie zuvor.
Das Unternehmen rechnet vor: "In einer Kölner Wohnung mit 10.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch erhöhen sich die Jahreskosten auf rund 2.002 Euro (vorher: rund 960 Euro), das ist eine Steigerung um etwa 108 Prozent." In einer großen Wohnung oder einem kleineren Einfamilienhaus mit 15.000 Kilowattstunden Jahresbedarf muss sogar von einer Preissteigerung von 116 Prozent (Jahreskosten: 2.918 Euro statt 1.353 Euro) ausgegangen werden. "RheinEnergie" will die Kunden ab diesem Monat anschreiben und über die neuen Preise informieren. Um hohe Nachzahlungen zu vermeiden, sollen monatliche Abschläge auf die Jahresrechnung angepasst werden.
Energiekrise: Gasumlage könnte Bürger noch mehr belasten
Besonders bitter: Für die Kunden könnte es noch teurer werden. Denn ab Oktober können Versorger Mehrkosten für die Gasbeschaffung auf ihre Endkunden umlegen, damit sie keine Insolvenz anmelden müssen. Das hatte die Bundesregierung beschlossen. In den von "RheinEnergie" veröffentlichten Preisen sei dies noch nicht berücksichtigt. Laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kann die Umlage ab Herbst zu einer Erhöhung der Gaspreise um zwei Cent pro Kilowattstunde führen. Auch ohne sie müssen sich die Menschen auf deutlich höhere Gasrechnungen einstellen.
Über den richtigen Weg, damit umzugehen, herrscht in der Koalition aus SPD, Grünen und FDP Uneinigkeit. Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch kritisierte etwa die von der FDP ins Spiel gebrachte Abschaffung der kalten Progression sowie den Vorschlag einer höheren Pendlerpauschale als "falsch und in dieser Zeit abwegig". Es handele sich um Maßnahmen, die vor allem Topverdiener begünstigen würden, sagte er.
Ampel-Parteien diskutieren über Übergewinnsteuer für Mineralölkonzerne
Vor allem bei einer möglichen Übergewinnsteuer sind sich die Koalitionspartner uneins. Die Sondersteuer wird derzeit diskutiert, weil besonders Energieunternehmen aktuell von den hohen Preisen durch den Ukraine-Krieg profitieren. "Wenn Mineralölkonzerne wie derzeit völlig leistungslose Milliardengewinne einfahren, dann muss es eine Übergewinnsteuer geben", forderte Audretsch. Alles andere sei "aus Gerechtigkeitsperspektive nicht vermittelbar".
Es dürfe nicht sein, dass die Gaspreise als "solidarische Maßnahme" auf alle Verbraucherinnen und Verbraucher umgelegt würden, Konzerne aber in der Krise überdurchschnittliche Gewinne einführen, sagte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. "Das ist ungerecht und da müssen wir ran." Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist offen für eine solche Steuer.
Das sagt Bundeskanzler Olaf Scholz zur Übergewinnsteuer
Aus Sicht von Kanzler Scholz ist die Sondersteuer derzeit hingegen kein Thema, hatte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag gesagt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt sie entschieden ab. Und auch aus seiner Fraktion im Bundestag kommt Widerstand. "Eine Übergewinnsteuer ist juristisch unsicher, steuerliche Willkür und Gift für die Konjunktur, weshalb sich Finanzminister Lindner und die FDP nicht darauf einlassen werden", sagte der Fraktionsvize Christoph Meyer am Dienstag.
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gom/hos/news.de/dpa
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