Damit die Deutschen im Winter nicht frieren und Unternehmen ihre Anlagen nicht runterfahren müssen, will Robert Habeck reichlich Gas einsparen. Dafür sollen auch stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz. Doch der Plan könnte scheitern.
Ein Gas-Mangel im Winter hätte fatale Folgen für die deutsche Wirtschaft. Um das zu verhindern, reaktiviert Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nun landesweit Kohlekraftwerke, um Erdgas einzusparen. Während der Politiker im Kampf gegen die Energiekrise bereits zahlreiche grüne Tabus gebrochen hat, gibt es aus der Wirtschaft und der Politik heftige Kritik an Habecks Plan. Einer der Vorwürfe: Die Logistik sei derzeit gar nicht für ein Wiederanfahren von bereits stillgelegten Kohlekraftwerken vorbereitet.
Robert Habeck fährt Kohlekraftwerke wieder hoch! Experten rechnen mit grünem Energieplan ab
Am 1. November 2022 sollen die Kraftwerke über genügend Kohle verfügen, um 30 Tage lang in Volllastbetrieb laufen zu können. "Es ist sehr fraglich, ob der Schienengüterverkehr zusätzliche importierte Kohletransportmengen überhaupt noch aufnehmen kann", sagt Frank Huster vom Bundesverband Spedition und Logistik gegenüber der "Bild"-Zeitung. Man könne demnach die Kohle gar nicht rechtzeitig und in ausreichender Menge zu den Kraftwerken transportieren.
Auch Verkehrs-Staatssekretär Oliver Luksic von der FDP warnt, dass Bahn und Schff am Limit seien. Durch den politisch gewollten Ausstieg aus der Kohle seiendie notwendigen Schiffsräume und Waggons abgebaut worden, erklärt Luksic. Ein reibungsloser Kohle-Transport erfordere jedoch einen langen Vorlauf und mehrjährige Planbarkeit.
Logistik völlig überlastet! Wie soll die Kohle in die Kraftwerke kommen?
"Niemand war überrascht, dass man uns braucht. Wir waren überrascht, dass es plötzlich jetzt sofort losgehen muss", erzählt ein Branchen-Insider gegenüber der "Bild". Man habe das Bundeswirtschaftsministerium bereits im Frühjahr um mehr Vorlaufzeit gebeten. Die Verordnung zum Wiederanfahren von bereits stillgelegten Steinkohlekraftwerken verschärfe das Logistik-Problem zusätzlich. Doch auch dafür will das Bundeswirtschaftsministerium eine Lösung finden.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Energieversorgung arbeite man mit Hochdruck daran, Transportkapazitäten auf der Schiene zu erhöhen, heißt es aus Berlin. Möglich wäre zum Beispiel diePriorisierung von Öl- und Kohletransporten. Andere Güter müssten dann warten. Eine weitere Maßnahme wäre "bereits vergebene Slots für Energie-Transporte" bereitzustellen.
Laut Branchen-Insidern habe das Wirtschaftsministerium nur ein "begrenztes technisches Verständnis". So frage man zum Beispiel die aktuellen Kohle-Transportmengen statt die bald benötigten ab. "Dilletantismus – oder Absicht", fragt sich der Insider angesichts der mangelhaften Planung.
Lesen Sie auch: Energiekrise! Zwingt die EU die Ampel-Regierung zur Atomwende?
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bua/gom/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.