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Sergej Lawrow: Nur nicht Annalena Baerbock! "Lügen-Lawrow" ergreift die Flucht

Kritik will sich Russlands Außenminister Lawrow nicht anhören: Schon vor dem Ende der ersten Arbeitssitzung kommt es beim G20-Treffen auf der indonesischen Insel Bali zum erwarteten Eklat. Was das für den Gipfel im November bedeutet, ist offen.

Kritik will sich Russlands Außenminister Lawrow nicht anhören. (Foto) Suche
Kritik will sich Russlands Außenminister Lawrow nicht anhören. Bild: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

Sergej Lawrow, in der Boulevardpresse oft als "Lügen-Lawrow bezeichnet, muss sich schon unangenehme Fragen gefallen lassen, da ist das G20-Außenministertreffen auf Bali noch gar nicht richtig losgegangen. "When do you stop the war?" ("Wann beenden Sie den Krieg?"), will ein deutscher Journalist von dem Russen angesichts des Angriffs auf die Ukraine wissen, als Lawrow am Freitag von Gastgeberin Retno Marsudi auf der indonesischen Urlaubsinsel begrüßt wird. Lawrow antwortet nicht. Der Journalist wird von Sicherheitsleuten hinaus komplimentiert.

Auch die tropischen Blumen und die sanfte, für Bali so typische Gamelan-Musik, die die Begrüßungen umrahmen, können das Konfliktpotenzial kaum übertünchen. Im Großen Ballsaal des Luxus-Resorts direkt am Strand von Nusa Dua muss sich Lawrow hinter verschlossenen Türen schwere Vorwürfe des Westens wegen der von Präsident Wladimir Putin befohlenen Invasion anhören. Die Auftaktsitzung dreht sich um die Stärkung des Multilateralismus - also der internationalen Konfliktlösung. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihre G7-Kollegen der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte werfen Russland immer wieder vor, diese weltweite Zusammenarbeit zu torpedieren.

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Keine List auf Annalena Baerbock: Sergej Lawrow stürmt aus Sitzungssaal

Auch die indonesische Gastgeberin Retno Marsudi - der weltgrößte Inselstaat hat derzeit den G20-Vorsitz - appelliert zu Beginn des Treffens eindringlich an Lawrow: "Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden." Brücken müssten gebaut werden, nicht Mauern. Schöne Worte, denen harte Fakten folgen.

Denn direkt nach seiner Rede vor den Kolleginnen und Kollegen gibt Lawrow seine ganz eigene Antwort auf Kritik und Mahnungen. Er verlässt den Sitzungssaal, entzieht sich so auch der Replik der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Kurz darauf teilt Lawrows Sprecherin Maria Sacharowa mit, der Minister werde das G20-Treffen vorzeitig verlassen. "Lawrow führt noch bilaterale Gespräche, danach wendet er sich an die Presse und reist ab", erklärt sie. Der erwartete Eklat ist da.

Lawrow beschuldigt Westen, Krieg in der Ukraine zu verlängern

Am offiziellen Essen und den für den Nachmittag geplanten Beratungen zur Nahrungs- und Energiesicherheit nimmt Lawrow nicht mehr teil. Auch dort hätte er sich wohl schwere Vorwürfe von vielen Kolleginnen und Kollegen anhören müssen. Lawrow beschuldigt den Westen hingegen, den Übergang zu einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine zu verhindern - und deutet damit den Grund seiner Abreise an. Wenn die EU und die USA einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld anstrebten, "dann haben wir wahrscheinlich mit dem Westen nichts zu besprechen", sagt er. Das klingt düster für die kommenden Monate.

Baerbock hatte nach einer Absprache unter den G7-Staaten schon am Vorabend angekündigt, sie werde Lawrow als amtierende Vorsitzende der Gruppe ihre Kritik direkt ins Gesicht sagen. Und "sehr deutliche Worte finden, dass wir diesen Bruch des internationalen Völkerrechts nicht akzeptieren". Neben Deutschland und den USAgehören der Gruppe Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die Europäische Union (EU) an. Anders als beim Treffen der G20-Finanzminister im April in Washington wollten die Mitglieder der G7-Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte diesmal nicht den Konferenzsaal verlassen, das hatte Baerbock schon frühzeitig klar gemacht.

Lawrow trifft Verbündeten China und türkischen Außenminister

Lawrow war vor Baerbock auf Bali angekommen - und hatte sich am Donnerstag bilateral mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi und dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu getroffen. Seht her, die von der G7-Runde der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte forcierte internationale Isolation Russlands funktioniert nicht, sollte wohl das Signal dieser Begegnungen heißen.

Am Freitag kam dann auch Baerbock zu einem bilateralen Gespräch mit Wang Yi zusammen. Zu wichtig ist China bei der Lösung von globalen Problemen wie der Klimakrise. Auch vor diesem Hintergrund dürfte das Treffen Baerbocks mit ihrem chinesischen Kollegen ein Signal für die Zukunft gewesen sein. Zwar war die Ministerin wegen der Corona-Pandemie noch immer nicht zum Antrittsbesuch in Peking. Man telefoniere aber häufig, ist von deutscher Seite zu hören.

Baerbock will Lawrow nicht treffen

Ein bilaterales Treffen mit Lawrow kam für Baerbock von Anfang an nicht in Frage. Auf keinen Fall wollte die Außenministerin ihm wohl Gelegenheit geben, eine solche Zusammenkunft für Kriegspropaganda auszuschlachten - oder den Russen am Ende mit einem solchen Treffen auch noch aufwerten. Auch die indonesische G20-Präsidentschaft zeigte, dass man angesichts des russischen Krieges in der Ukraine kein "Business as usual" machen wolle. So wurde auf das übliche Familienfoto verzichtet, auch eine Abschlusserklärung sollte es anders als sonst nicht geben.

Was die vorzeitige Abreise Lawrows für den G20-Gipfel am 15. und 16.November bedeutet, blieb zunächst unklar. Die Anwesenheit des russischen Außenministers auf Bali galt als Probelauf für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am Gipfel der Staats- und Regierungschefs auf Bali. Eine persönliche Teilnahme Putins am Gipfel ist auch nach Lawrows Paukenschlag möglich. In Moskau gingen Kommentatoren davon aus, dass Putin die Reise antreten werde, wenn er sich im November angesichts des Kriegsgeschehens weiter politisch gestärkt sehe im Vergleich zu US-Präsident Joe Biden. Parallel zum G20-Treffen warnte der 69-Jährige in Moskau, dass Russland in der Ukraine noch nicht einmal richtig losgelegt habe.

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/news.de/dpa

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