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Ukraine-Krieg im News-Ticker:          Ukraine-Ticker vom Montag, 4. Juli 2022

Putins Ukraine-Krieg dauert über vier Monate an. Und ein Ende ist längst nicht in Sicht. (Foto) Suche
Putins Ukraine-Krieg dauert über vier Monate an. Und ein Ende ist längst nicht in Sicht. Bild: picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire | Mikhail Metzel/Kremlin Pool

+++ Ukrainischer Generalstab: Kämpfe gehen jetzt im Gebiet Donezk weiter +++

In der Ostukraine hat sich nach dem ukrainischen Rückzug aus der Stadt Lyssytschansk der Schwerpunkt der Kämpfe ins benachbarte Donezker Gebiet verschoben. An der Grenze der beiden Regionen seien bei Bilohoriwka und Werchnjokamjanske erfolgreich russische Angriffe abgewehrt worden, teilte der ukrainische Generalstab am Montagabend bei Facebook mit. Umkämpft sei ebenso das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk westlich des bereits von prorussischen Separatisten eroberten Switlodarsk.

Gebietsgewinne hätten die russischen Truppen hingegen nördlich von Slowjansk bei Masaniwka erzielt. Darüber hinaus seien ukrainische Positionen an weiten Teilen der Front mit Artillerie, Raketenwerfern und Mörsern beschossen worden. Die russische Luftwaffe habe zudem Stellungen ukrainischer Einheiten bombardiert.

Am vergangenen Wochenende hat sich die ukrainische Armee nach schweren Kämpfen aus Lyssytschansk zurückgezogen. Damit ist nun faktisch das gesamte Gebiet Luhansk unter russischer Kontrolle - und aus Sicht des Kremls ein zentrales Kriegsziel erreicht.

+++ Nach Fall von Lyssytschansk: Russlands Kosmonauten feiern auf ISS +++

Nach der Eroberung der ostukrainischen Stadt Lyssytschansk im Gebiet Luhansk haben sich Russlands Kosmonauten auf der Internationalen Raumstation ISS in Feierlaune gezeigt. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos veröffentlichte am Montag ein Foto, das Denis Matwejew, Sergej Korssakow und Oleg Artemjew mit einer Flagge der selbsternannten "Volksrepublik Luhansk" in den Händen zeigt. Russlands Truppen und prorussische Separatisten hätten Luhansk nun vollständig "befreit", heißt es in einer angehängten Mitteilung. "Wir feiern auf der Erde und im Weltraum." Ein zweites Foto zeigt die drei Raumfahrer mit einer Donezker Fahne.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Luhansk sowie das Nachbargebiet Donezk vor rund viereinhalb Monaten unter großem internationalen Protest als unabhängige «Volksrepubliken» anerkennen lassen. Wenige Tage später marschierten russische Truppen ins Nachbarland ein.

Am vergangenen Wochenende musste sich die ukrainische Armee angesichts hoher Verluste aus der schwer umkämpften Stadt Lyssytschansk zurückziehen. Damit ist faktisch das gesamte Gebiet Luhansk unter russischer Kontrolle - und aus Sicht des Kremls ein zentrales Kriegsziel erreicht.

+++ Ukraine braucht 750 Milliarden Dollar für Wiederaufbau +++

Der ukrainische Regierung will den Wiederaufbau ihres kriegszerstörten Landes zu einem großen Teil mit russischem Geld finanzieren. Nötig seien nach Schätzungen mindestens 750 Milliarden Dollar (knapp 720 Milliarden Euro), sagte Regierungschef Denys Schmyhal am Montag bei der ersten großen Wiederaufbau-Konferenz in Lugano in der Schweiz. Herangezogen werden sollten die rund 300 bis 500 Milliarden Dollar Vermögenswerte des russischen Staates und von Oligarchen, die weltweit eingefroren seien, sagte Schmyhal.

Juristen betonen, wie schwierig es ist, eingefrorene Vermögenswerte zu konfiszieren und auszugeben. Nötig wären unter Umständen Urteile vor internationalen Gerichten. Oligarchen müsste eine direkte Verantwortung für Beiträge zum Kriegsgeschehen nachgewiesen werden.

Schmyhal präsentierte rund 1000 Vertretern von Geberländern sowie internationalen Organisation und Finanzinstitutionen einen ersten, hunderte Seiten dicken Wiederaufplan. Sein Land brauche aber auch finanzielle Unterstützung anderer Länder, des Privatsektors und Kredite. Er appellierte an Partner, die dringendsten Reparaturen umgehend in Angriff zu nehmen, etwa Wasserversorgung und Brücken. Sein Land habe bereits Infrastruktur im Wert von 100 Milliarden Dollar verloren.

Präsident Wolodymyr Selenskyj war per Videolink zu geschaltet. "So lange es Ruinen gibt, geht der Krieg weiter, so lange der Aggressor glaubt, er könne die Grundlagen des Lebens zerstören, so lange gibt es keinen Frieden", sagte Selenskyj nach Angaben des Übersetzers.

Die Europäische Union werde die Ukraine unterstützen, bekräftigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Europa hat eine besondere Verantwortung und ein strategisches Interesse daran, die Ukraine auf diesem Weg zu begleiten", sagte sie. Seit dem Beginn des Krieges habe die EU 6,2 Milliarden Euro finanzielle Unterstützung mobilisiert. "Und Sie wissen: es kommt noch mehr."

+++ Russen rücken nach Einnahme von Lyssytschansk auf Slowjansk vor +++

Nach der Einnahme der einstigen Großstadt Lyssytschansk im Osten der Ukraine rücken die russischen Truppen auf das nächste Ziel vor, den Ballungsraum um Slowjansk. "In Richtung Slowjansk versuchen die Russen, die Kontrolle über die Ortschaften Bohorodytschne, Dolyna und Masaniwka herzustellen", teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Montag mit. Die drei Ortschaften liegen weniger als 20 Kilometer im Norden und Nordosten von Slowjansk, auf der Südseite des Flusses Siwerskyj Donez.

Von Osten her bewegen sich die russischen Truppen nach diesen Angaben ebenfalls auf den Siwerskyj Donez zu, der in der Region in einem Bogen verläuft. Dort versuche der Feind die ukrainischen Kräfte auf eine neue Verteidigungslinie zwischen Siwersk, Soledar und Bachmut zurückzudrängen, hieß es in dem Lagebericht. Diese drei Städte liegen etwa 30 bis 40 Kilometer östlich vom Ballungsraum Slowjansk-Kramatorsk, der als Hauptquartier der ukrainischen Verteidigungskräfte im Donbass gilt.

An anderen Frontabschnitten, sowohl im Norden um die Millionenstadt Charkiw als auch im Süden in den Schwarzmeerregionen Saporischschja, Cherson und Mykolajiw gab es nach ukrainischen Angaben trotz schwerer Artilleriegefechte keine nennenswerten Truppenbewegungen. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

+++ Ukraine-Armee: Rückzug zum Schutz der Soldaten +++

Die ukrainische Armee teilte mit, sie sei mit dem Rückzug aus Lyssytschansk einem Einkesseln zuvorgekommen. "Russland hat einen großen Vorteil in der Infanterie und in der Artillerie", teilte das Militär in Kiew mit. Der Rückzug sei zum Schutz der Soldaten erfolgt. "Wir holen alles zurück, wir bauen alles wieder auf." Russland hatte zuvor gemeldet, dass es die Stadt eingenommen habe. Lyssytschansk war die letzte größere Bastion der Ukrainer im Gebiet Luhansk. Dessen Eroberung gehört zu den von Russland benannten Kriegszielen. Die Angaben aus den Kampfgebieten lassen sich unabhängig kaum prüfen.

Präsident Selenskyj sagte, die ukrainische Armee bewege sich vorwärts - sowohl im Gebiet Charkiw im Osten, als auch im Gebiet Cherson im Süden und auf dem Schwarzen Meer. Die jüngst wiedererlangte Schlangeninsel sei ein gutes Beispiel dafür. "Es wird einen Tag geben, an dem wir dasselbe über den Donbass sagen werden", meinte er. "Die Ukraine gibt nichts verloren."

+++ Tote und Verletzte durch Beschuss +++

Bei Raketenangriffen auf die ostukrainische Stadt Slowjansk wurden Bürgermeister Wadym Ljach zufolge sechs Menschen getötet und 15 verwundet. Ljach nannte die Attacke am Sonntag den "schwersten Angriff in jüngster Zeit" auf die Großstadt in der Region Donezk. Unter den Toten sei ein Kind. Ljach zufolge wurden zivile Objekte getroffen - keine militärischen Einrichtungen. Beim Beschuss des ostukrainischen Gebiets Charkiw wurden dem regionalen Befehlshaber Oleg Sinegubow zufolge drei Menschen getötet und einer verletzt.

+++ Hofreiter: Schützenpanzer oder zumindest gepanzerte Fahrzeuge liefern +++

Mit Blick auf die russische Offensive forderte der Vorsitzende des EU-Ausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), die Bundesregierung auf, Schützenpanzer oder zumindest gepanzerte Fahrzeuge ins Kriegsgebiet zu liefern. Dies sei angesichts des massiven Vorgehens Russlands im Osten der Ukraine dringend geboten, sagte er der "Bild"-Zeitung. Gepanzerte Fahrzeuge wie zum Beispiel "Marder", "Fuchs" oder "Dingo" könnten hier ungezählte Leben retten.

+++ Kreml wirft Westen Kriegstreiberei vor +++

Russland warf dem Westen vor, Friedensverhandlungen mit der Ukraine zu verhindern und den Krieg damit in die Länge zu ziehen. "Jetzt ist der Moment, wo die westlichen Länder alles auf eine Fortsetzung des Kriegs setzen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Unter Führung der USA erlaube der Westen den Ukrainern "weder an Frieden zu denken noch darüber zu reden oder ihn zu besprechen". Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak reagierte mit den Worten, Russland kenne die Bedingungen für Verhandlungen: Waffenstillstand, Truppenabzug, die Rückkehr entführter Bürger, die Auslieferung von Kriegsverbrechern sowie ein Reparationsmechanismus und die Anerkennung der souveränen Rechte der Ukraine. "Die Zeit wird kommen, und wir werden sie auf Papier festhalten", meinte Podoljak.

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