Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg glaubt nicht an ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs. Nach einem Treffen mit dem US-Präsidenten Joe Biden sprach der Norweger von einem "Zermürbungskrieg", der vermutlich am Verhandlungstisch enden wird.
Es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an: Am 24. Februar 2022 startete Wladimir Putin seinen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mittlerweile dauert der Konflikt bereits mehr als drei Monate. Die Zerstörung durch russische Soldaten ist groß, Millionen Menschen sind aus dem Krisengebiet geflohen. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat sich die Welt krass verändert. Die Sorge, dass die Situation weiter eskaliert, ist groß. Eine kreml-treue TV-Journalistin behauptete zuletzt sogar, der Dritte Weltkrieg habe bereits begonnen und Putin werde die gesamte Nato entmilitarisieren. Der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, befürchtet zumindest, dass sich die Lage nicht schnell entspannen wird. Der Norweger hat erneut einen langen Krieg in der Ukraine vorausgesagt.
Jens Stoltenberg warnt vor langem Ukraine-Krieg
"Kriege sind von Natur aus unberechenbar", sagte Stoltenberg am 2. Juni nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden und dessen Nationalem Sicherheitsberater, Jake Sullivan, im Weißen Haus in Washington. "Deshalb müssen wir uns einfach auf eine lange Strecke einstellen." Der Konflikt sei zu einem Zermürbungskrieg geworden, in dem beide Seiten einen hohen Preis auf dem Schlachtfeld zahlten.
Nato-Generalsekretär will Ukraine weiter unterstützen
Die meisten Kriege endeten am Verhandlungstisch. Das werde vermutlich auch in diesem Fall passieren, sagte Stoltenberg. Die Aufgabe der Nato-Verbündeten sei es, die Ukraine in dem Konflikt zu unterstützen, um den bestmöglichen Ausgang für das Land zu erreichen. Stoltenberg wollte in Washington auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin treffen. Sein Besuch diente vor allem der Vorbereitung des anstehenden Nato-Gipfels Ende Juni in Madrid.
Jens Stoltenberg dankt Joe Biden für Führungsrolle der USA im Ukraine-Krieg
Nach seiner Stippvisite im Weißen Haus schrieb Jens Stoltenberg auf Twitter: "Großartiges Treffen mit POTUS zur Vorbereitung unseres NATO-Gipfels Ende dieses Monats. Ich habe ihm für die Führungsrolle der NATO bei der Reaktion auf Russlands Krieg in der Ukraine gedankt. Wir sind uns einig, dass ein starkes transatlantisches Bündnis der Eckpfeiler für unsere Sicherheit in einer wettbewerbsintensiveren Welt ist."
Great meeting with @POTUS to prepare for our #NATOSummit later this month. I thanked him for the #US leadership in #NATO's response to #Russia's war in #Ukraine. We agree that a strong transatlantic Alliance is the cornerstone for our security in a more competitive world. pic.twitter.com/0gSbbwH5q0
— Jens Stoltenberg (@jensstoltenberg) June 2, 2022
Finnland und Schweden wollen in die Nato, Türkei blockiert
Derweil könnte die Nato bald Zuwachs bekommen. Finnland und Schweden streben eine Mitgliedschaft im Militärbündnis an, um besser vor möglichen russischen Aggressionen geschützt zu sein. Bislang ist jedoch die Türkei dagegen. Die Regierung in Ankara macht Sicherheitsbedenken wegen angeblicher Unterstützung beider Länder für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die Kurdenmiliz YPG in Syrien geltend. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte dazu bei einer Pressekonferenz mit US-Außenminister Antony Blinken: "Ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg nach vorne finden werden." Es sei nicht das erste Mal, dass es in der Nato Differenzen und Meinungsverschiedenheiten gebe. "Aber wir können auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken und sind auch in der Lage, diese Differenzen zu überwinden und uns darauf zu einigen, wie wir vorankommen können."
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gom/loc/news.de/dpa
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