Putins "militärische Spezialoperation" in der Ukraine läuft offenbar alles andere als nach Plan. Russland kassierte zahlreiche Rückschläge. Die Entscheidungen des Kremls werden zunehmend in Frage gestellt. Ein abgehörtes Telefonat soll nun die Frustration beweisen.
Wladimir Putin wollte die Ukraine eigentlich innerhalb von nur wenigen Tagen einnehmen. Doch die "militärische Spezialoperation", wie der Angriffskrieg in Russland genannt wird, kassierte zahlreiche Rückschläge. Mittlerweile dauern die Kämpfe fast 14 Wochen an. Mehr als 30.000 Kreml-Soldaten sollen laut ukrainischen Angaben bereits gestorben sein. Die Kampfmoral der russischen Truppen schwindet. Nun soll ein abgehörtes Gespräch von hochrangigen Militärs einen weiteren Beweis dafür liefern, wie unzufrieden die russischen Streitkräfte mit Putins Führung sind.
Attacke auf Wladimir Putin: Abgehörtes Telefonat offenbart Unzufriedenheit in Russen-Armee
Am Montag veröffentlichte Radio Free Europe eine Tonaufnahme des ukrainischen Geheimdienstes, angeblich ein abgehörtes Telefonat von zwei russischen Offizieren. Bei den Männer soll es sich um Oberst Maksim Wlassow sowie Oberst Witali Kowtun handeln. In dem Gespräch sollen die beiden ihrer Frustration über Wladimir Putins Entscheidungen im Krieg freien Lauf lassen. So sollen die Top-Militärs die Entscheidung des Kreml-Despoten scharf kritisieren. Der Rückzug aus Kiew sei ein Fehler gewesen.
"Verdammter Wi***er!" Top-Generäle beleidigen Putin
"Eine verdammte Rakete sollte in Kiew in die Werchowna Rada (ukrainische Parlament) fliegen. Das ist es verdammt. Warum ist (eine Rakete) verdammt noch mal nicht geflogen? Ich versteh's nicht, du bist am Arsch, Putin Wichser", sagte Kowtun angeblich. "Warum ist keine Rakete nach Kiew geflogen ... Irgendetwas wurde nicht richtig gemacht." Die wütende Tirade soll bereits am 14. April aufgenommen worden sein.
Die beiden russischen Militärs sollen jedoch nicht nur Wladimir Putin verbal attackiert haben, sondern auchden russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Er sei ein "inkompetenter, verdammter Laie". Und weiter: "Schoigu ist ein Scheißkerl"."Es gibt furchtbare Verluste bei unseren Jungs, verdammt. Und wissen Sie, ich kenne mich ein wenig mit Militärgeschichte aus, und ich vergleiche dies mit dem verdammten sowjetisch-finnischen Krieg von 1939-1940. Das ist ein und dasselbe", sagte Wlassow und bezog sich auf einen Krieg, in dem die Sowjets schätzungsweise 126.875 Soldaten verloren haben. Wlassow und Kowtun seien sich einig, dass der Krieg von "Stiefelleckern" geführt werde.
Da sowohl auf der russischen als auch der ukrainischen Seite im Krieg auch Propagandamittel eingesetzt werden, ist nicht klar, ob es sich bei der Aufnahme wirklich um die genannten Männer handelt. Eine unabhängige Prüfung ist derzeit nicht möglich.
Moral in den russischen Truppen sinkt
Der harte Ton der beiden Männer deute laut westlichen Geheimdiensten auf eine zunehmende Meuterei der russischen Truppen auf dem Schlachtfeld. Das britische Verteidigungsministerium erklärte in seiner jüngsten Einschätzung, dass Putins Soldaten im vierten Kriegsmonat aufgrund des Verlusts eines großen Teils der jüngeren Generation von Berufsoffizieren wahrscheinlich noch weniger effektiv sein werden.
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