Gibt es bald keine deutschen Erdbeeren mehr? Bauern befürchten, dass die Früchte in Zukunft nur noch aus dem Ausland importiert werden. Schuld daran sei unter anderem der aktuelle Sparkurs der Deutschen aufgrund der hohen Inflation.
Die Nachfrage nach Erdbeeren aus der heimischen Region ist gesunken. Billigimporte in den Supermärkten machen es Deutschlands Landwirten schwer, ihre Ernte kostendeckend zu verkaufen. Die Folge: Die Bauern müssen ihre Erdbeer-Ernte vernichten.
Erdbeer-Wahnsinn in Deutschland: Bauern vernichten ihre Ernte wegen Preisverfall
Während die Erdbeer-Zeit in den vergangenen Jahren noch sehnsüchtig erwartet wurde, scheint die Nachfrage in diesem Jahr deutlich zurückgegangen zu sein. Weil der Verkauf von Erdbeeren nur sehr schleppend verläuft, sahen sich erste Bauern bereits bezwungen, auf ihre Ernte zu verzichten oder sie sogar zu vernichten, berichtet aktuell die "Bild"-Zeitung. Zuvor hatte der WDR über den Erdbeer-Wahnsinn in Deutschland berichtet. Wie Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen im Gespräch mit dem Boulevardblatt erklärt, seien "die Kosten zu hoch und der Preis niedrig, daher lohne sich die Ernte mancherorts nicht".
Schuld am Preisverfall sei das sonnige und relativ trockene Wetter der vergangenen Wochen, sagt Rüb. "Die Erdbeeren sind dadurch so gut gewachsen, dass der Ernteertrag sehr hoch ist – das Angebot ist groß, die Nachfrage aber niedrig", so Rüb zu "Bild".
Darum kaufen Verbraucher weniger deutsche Erdbeeren
Die Branche zeigt sich "enttäuscht" vom bisherigen Verlauf der Saison. "Wir sind ernüchtert", sagt Simon Schumacher, Vorstand im Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V. im Gespräch mit der "NRZ". Grund für die rückläufige Nachfrage? Billig-Importe der Supermärkte sowie die hohe Inflation, die zuletzt steigende Preise für Verbraucher und Verbraucherinnen mit sich brachte. Um Geld zu sparen, verzichten viele Kunden und Kundinnen auf nicht notwendige Lebensmittel. Und dabei liegt der Preis für eine 500-Gramm-Schale mit einem Preis von 1,99 und 2,79 Euro relativ niedrig. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Preis noch durchschnittlich zwischen 3,60 Euro und 4 Euro.
Auch die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg habe dazu beigetragen, dass Deutschlands Bauern weniger Erdbeeren verkaufen. "In den vergangenen zwei Jahren sind viele Stadtbewohner aufs Land gefahren, um dort in Hofläden oder auf dem Markt Erdbeeren zu kaufen", erklärt Rüb gegenüber "Bild". Die steigenden Benzinpreise haben nun jedoch dafür gesorgt, dass die Menschen auf nicht notwendige Fahrten verzichten, um Sprit zu sparen.
Gibt es bald keine Erdbeeren aus Deutschland mehr?
"Mancherorts ist ein Punkt erreicht, an dem eine Erntevernichtung die betriebswirtschaftlich bessere Entscheidung ist", so Fachmann Rüb weiter. "Man könnte weinen – das ist die Arbeit eines Jahres oder sogar mehrerer Jahre. Wenn man das dann kaputtmacht, ohne den Nutzen zu haben, ist das schon sehr ärgerlich", wird Andreas Rahmann, Landwirt aus Coesfeld, vom WDR zitiert. Die ersten Landwirte überlegen nun bereits, die Erdbeeren ganz aufzugeben. Es bleibt daher abzuwarten, ob es in den kommenden Jahren überhaupt noch Erdbeeren aus Deutschland geben wird.
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