Im Iran wurde ein schwedischer Arzt vor knapp sechs Jahren festgenommen und zum Tode verurteilt. Ahmadreza Djalali wartet seit dem auf Vollstreckung. Doch nun wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Kann er noch befreit werden?
Der Katastrophenmediziner und Dozent Ahmad-Resa J. wurde 2016 bei einem Besuch im Iran verhaftet, weil er für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet haben soll. Ein Revolutionsgericht verurteilte ihn deshalb zum Tode. Das Urteil wurde 2017 vom Obersten Gerichtshof bestätigt. Ein Jahr später erhielt J. die schwedische Staatsbürgerschaft. Das Urteil wurde von Diplomaten kritisiert. Die Vollstreckung der Todesstrafe war für den 21. Mai in Teheran angekündigt worden. Doch die Hinrichtung wurde verschoben.
Iran verurteilt schwedischen Arzt zum Tode: Hinrichtung von Ahmadreza Djalali aufgeschoben
Ein Sprecher des iranischen Justizministeriums versicherte, dass die Behörden das Todesurteil noch immer vollstrecken wollen. Warum die Hinrichtung aufgeschoben wurde, ist jedoch unklar. Das Regime äußerte sich bislang nicht, wie es nun weitergeht."Das Urteil ist rechtkräftig, nur muss die Staatsanwaltschaft über den Zeitpunkt (der Hinrichtung) entscheiden", sagte Justizsprecher Massud Setajeschi laut Medienberichten am Mittwoch. Diplomatische Lösungen, wie etwa einen Gefangenaustausch, schloss der Sprecher aus.
"Wir alle sind innerlich tot!" Familie des Verurteilten völlig verzweifelt
Für die Familie des Mannes ist diese Ungewissheit kaum zu ertragen. "Mit diesem Albtraum leben wir seit mehr als sechs Jahren", sagt Vida Mehrannia, Ehefrau des Verurteilten, gegenüber der "Bild"-Zeitung. "Wir alle sind innerlich tot. Ich kann nicht mehr in die Gesichter meiner Kinder schauen." Doch die 47-Jährige hat noch immer Hoffnung. "Die Welt und Europa haben wieder eine Chance, sein Leben zu retten."
In der vergangenen Woche telefonierte Helaleh Mousavian, Anwältin von Ahmadreza Djalali, mit dem Verurteilten. "Er ist innerlich schon tot, wartet auf seine Hinrichtung. Es ist unvorstellbar. Das hat ihn schon psychisch tot gemacht und er ist schwer krank, hat viel Gewicht verloren", sagt sie gegenüber der "Bild". Er habe sie angefleht, alles zu tun, was möglich sei, um ihn zu befreien.
Djalalis Anwältin appelliert an Weltöffentlichkeit, Schweden fordert Freilassung des Arztes
Mousavian bat in einem Brief die iranische Justiz um eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Auch appellierte sie an die Welt, sich für Djalali einzusetzen. Sie hofft auf diplomatische Beziehungen. Immerhin hat Ahmadreza Djalali die schwedische Staatsbürgerschaft.
Schweden fordert mit Nachdruck die Freilassung von Djalali aus humanitären Gründen. Er solle begnadigt werden. "Als wir am 21. Mai Berichte erhielten, die Vollstreckung der Todesstrafe stünde bevor, reagierte schwedische Außenministerium sofort und rief ihren iranischen Amtskollegen an mit der Forderung, Ahmadreza Djalali freizulassen. Wir forderten auch konsularischen Zugang zu Djalali, der uns bisher verweigert wurde", sagte eine Pressesprecherin des schwedischen Außenministeriums der "Bild"-Zeitung.
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bua/bos/news.de/dpa
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