Der russische Diplomat Boris Bondarev hat die Schnauze voll von Wladimir Putins Politik. In einem Statement rechnet der 41-Jährige mit der Kreml-Politik ab und quittiert seinen Dienst.
Verbal-Attacke auf Wladimir Putin: Ein hochrangiger russischer Diplomat quittierte seinen Dienst am UN-Sitz in Genf und rechnete im Netz mit der Kreml-Politik ab. Seine Begründung: Putins Angriffskrieg sei ein "Verbrechen am ukrainischen und am russischen Volk".
Verbal-Attacke auf Wladimir Putin: Russischer Diplomat rechnet mit Kreml-Politik ab
"In den zwanzig Jahren meiner diplomatischen Laufbahn habe ich verschiedene Wendungen unserer Außenpolitik erlebt, aber noch nie habe ich mich so für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres", schreibt Boris Bondarev am Montag auf LinkedIn. Er kritisiert "diejenigen, die sich diesen Krieg ausgedacht haben" aufs Schärfste. Seiner Meinung nach wollen sie nur eines: "Für immer an der Macht bleiben, in prunkvollen, geschmacklosen Palästen leben, auf Jachten segeln, die in Tonnage und Kosten mit der gesamten russischen Marine vergleichbar sind, unbegrenzte Macht und völlige Straffreiheit genießen." Um dieses Ziel zu erreichen, seien sie bereit, "so viele Menschenleben zu opfern" wie nötig.
"Kriegstreiberei, Lügen und Hass!"Boris Bondarev quittiert seinen Dienst
Bonadrev berichtet, dass das "Ausmaß an Lügen und Unprofessionalität" in den vergangenen zwanzig Jahren im russischen Außenministerium ständig zugenommen habe. Mittlerweile sei es "schlichtweg katastrophal". "Statt unvoreingenommener Informationen, unparteiischer Analysen und nüchterner Prognosen gibt es Propaganda-Klischees im Geiste der sowjetischen Zeitungen der 1930er Jahre. Es ist ein System entstanden, das sich selbst betrügt", wettert der ehemalige russische Diplomat. Dem Außenministerium gehe es nicht um Diplomatie sondern um "Kriegstreiberei, Lügen und Hass". Mit dieser Politik trage man zur"Isolierung und Degradierung" von Russland bei. "Russland hat keine Verbündeten mehr, und niemand hat Schuld daran, außer seiner rücksichtslosen und schlecht durchdachten Politik." Der 41-Jährige erzählt, dass Diplomatie seine Leidenschaft sei. Aber er könne "diese blutige, witzlose und absolut unnötige Schmach einfach nicht länger mitmachen". Sein öffentliches Statement sorgt im Netz für Euphorie. Zahlreiche Nutzer:innen bedanken sich für seinen Mut.
Mittlerweile hat der Kreml auf die Kündigung des UN-Diplomaten reagiert und sich unverzüglich distanziert."Man kann hier wahrscheinlich nur sagen, dass Herr Bondarew nicht mehr zu uns gehört - vielmehr, dass er gegen uns ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Das berichtet die Nachrichtenagentur Interfax. Peskow weiter: "Er hat die Handlungen der russischen Führung verurteilt - und die Handlungen der russischen Führung werden praktisch von der gesamten Bevölkerung unseres Landes unterstützt. Das bedeutet, dass sich dieser Herr gegen die allgemein vorherrschende Meinung unseres Landes ausgesprochen hat."
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bua/bos/news.de/dpa