Russische Truppen ziehen sich aus dem Norden der Ukraine zurück. Doch sie kehren nicht etwa nach Hause zurück. Laut Medienberichten positioniert der Kreml die Soldaten in der Ostukraine und plant einen "massiven" Angriff. Der könnte sich über Monate erstrecken.
Die russischen Truppen ziehen sich aus dem Norden der Ukraine zurück. Nach Gesprächen mit der Ukraine hatte Russland am Dienstag zugesagt, seine Kampfhandlungen bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. Der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy im Nordosten der Ukraine, Dmytro Schywyzkyj, schrieb im Nachrichtenkanal Telegram, dass russische Soldaten Militärtechnik nach Russland transportierten. Aber einen kompletten Rückzug vollziehen sie wohl nicht. Laut einem Experten positioniert der Kreml seine Soldaten wohl im Osten des Landes. Die ukrainische Regierung rechnet nun mit einem massiven Angriff im Donbas.
Experten sicher: Russische Truppen planen Offensive in Ostukraine
Nachdem der Kreml bekannt gab, sich aus dem Nordosten und Norden der Ukraine zurückzuziehen, plant die russische Regierung wohl in Luhansk und Doneszk seine Truppen aufzustellen. Zu erwarten seien "Offensivaktionen, die noch mehr Leid verursachen werden", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag (31.03.2022). Dass sich Russland nun umorientiere glaubt auch die ukrainische Regierung.Es gebe Luftangriffe auf die Städte Mariupol, Charkiw und Tschernihiw, sagte der Präsidentenberater Olexij Arestowytsch am Samstag im ukrainischen Fernsehen. Neben der Rüstungsindustrie seien auch Wohngebiete betroffen. Das ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Russland bestreitet, zivile Ziele anzugreifen.
Der "Feind" versuche, Tschernihiw in ein zweites Mariupol zu verwandeln, meinte Arestowytsch. Die Hafenstadt Mariupol ist in den vergangenen Wochen schwer zerstört worden. Tschernihiw sei aber noch über den Landweg zu erreichen. "Die Einwohner können die Stadt verlassen." Der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet weiterhin schwere Kämpfe in der Ostukraine.
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Bidens-Regierung rechnet mit schweren Kämpfen in Ost- und Südukraine
Die US-Regierung rechnet ebenfalls mit einem militärischen Umsteuern Russlands im Ukraine-Krieg und mit einer russischen Offensive vor allem im Osten und auch im Süden des Landes. Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte am Montag in Washington, man gehe davon aus, dass Russland angesichts der bisherigen militärischen Misserfolge seine Ziele überarbeite. "Russland positioniert seine Streitkräfte neu, um seine Offensivoperationen auf die Ost- und Teile der Südukraine zu konzentrieren." Moskau könne dann jeden taktischen Erfolg bei der neuen Strategie nutzen, um ein Narrativ des Fortschritts zu propagieren und frühere militärische Misserfolge herunterzuspielen.
Ukraine-Krieg: Kämpfe im Osten könnten Monate andauern
Russland bereite sich wahrscheinlich darauf vor, Dutzende zusätzlicher taktischer Bataillone mit Zehntausenden Soldaten an die Frontlinie im Osten der Ukraine zu verlegen, sagte Sullivan weiter. Nach US-Einschätzung dürfte Russland während dieser neuen Bodenoffensive in der Ostukraine wahrscheinlich weiterhin Luft- und Raketenangriffe auf den Rest des Landes fliegen, um militärischen und wirtschaftlichen Schaden anzurichten und Terror zu verbreiten - auch gegen Städte wie Kiew, Odessa oder Lemberg. Bidens Nationaler Sicherheitsberater mahnte, diese nächste Phase des Krieges dürfte weniger in Wochen, sondern eher "in Monaten oder länger" gemessen werden.
"Massive" Attacken im Donbass befürchtet
Besonders in der Region Luhansk rechnet die ukrainische Regierung mit einem Einmarsch der russischen Truppen. "Wir glauben, dass sie sich auf einen massiven Angriff vorbereiten", zitiert "Bild" den Gouverneur der RegionSerhij Gaidaj. In einer Videobotschaft sagte er an die Bevölkerung gerichtet: "Die Bombardements werden immer dichter." Er forderte die Bewohner auf, die Region so schnell wie möglich zu verlassen. "Wartet nicht darauf, dass eure Häuser zerbombt werden."
Obwohl sich die russischen Soldaten an der Front stärker aufstellen könnten, konnte das ukrainische Militär einen Erfolg im Osten verzeichnen. In der Region Charkiw wurde der russische Kampfjet "Suchoi Su-35" abgeschossen.
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bos/hos/news.de/dpa