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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Russland ermittelt nach Hubschrauber-Attacke auf Öllager

In der Ukraine stehen auch russisch besetzte Gebiete im Süden bislang treu zu Kiew. Präsident Selenskyj hat aber klare Worte für die wenigen Ukrainer, die sich dem Gegner andienen. Alle Entwicklungen hier im News-Ticker.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine eindringliche Warnung an Kollaborateure herausgegeben. (Foto) Suche
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine eindringliche Warnung an Kollaborateure herausgegeben. Bild: picture alliance/dpa/Ukrainian Presidential Press Office via AP | Uncredited

In der stark zerstörten südukrainischen Stadt Mariupol ruhen die Hoffnungen am Samstag (02.04.2022) auf einem neuen Versuch der Evakuierung von Zivilisten unter Schutz des Roten Kreuzes. Am Freitag war kein sicherer Fluchtkorridor zustande gekommen, auch wenn eigentlich eine Feuerpause vereinbart war. Vertreter des Roten Kreuzes kündigten aber an, am Samstag einen neuen Anlauf zu nehmen.

Die heftigen Kämpfe in vielen Teilen der Ukraine gingen in der Nacht zu Samstag weiter, wobei ukrainische Behörden Raketenbeschuss auf mehrere Großstädte im Süden des Landes meldeten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vor mehr als einem Monat am 24. Februar den Angriff auf das Nachbarland befohlen.

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+++ Russland ermittelt nach Hubschrauber-Attacke auf Öllager +++

Russland hat nach einem Angriff von Hubschraubern auf ein Öllager nahe der Stadt Belgorod ein Strafverfahren wegen eines Terroranschlags gegen das ukrainische Militär eingeleitet. Das teilte die nationale russische Ermittlungsbehörde am Samstag in Moskau mit. Zwei mit schweren Angriffswaffen ausgestattete ukrainische Kampfhubschrauber seien am Freitag illegal in den russischen Luftraum eingedrungen und hätten dann mindestens vier Luftschläge gegen den Kraftstoffkomplex verübt, hieß es in der Mitteilung.

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Die russischen Ermittler seien nun angewiesen, alle an dem "Terroranschlag" Beteiligten zu finden und nach dem Strafrecht zur Verantwortung zu ziehen, hieß es weiter. Tote oder Verletzte hatte es nach Behördenangaben bei dem Angriff nicht gegeben.

Die ukrainische Seite hatte die Attacke nicht zugegeben. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Olexander Motusjanyk, sagte lediglich, die Ukraine könne nicht "für alle Katastrophen und alle Ereignisse in Russland" verantwortlich gemacht werden.

+++ Rotes Kreuz startet neuen Versuch für Flüchtlingskonvoi aus Mariupol +++

Das Rote Kreuz hat in der Ukraine einen neuen Versuch gestartet, mit einem Flüchtlingskonvoi aus der umkämpften Stadt Mariupol Einwohner herauszuholen. Nachdem das Vorhaben am Freitag gescheitert war, brach am Samstag ein Team aus neun Helfern erneut aus der Stadt Saporischschja in Richtung Mariupol auf, wie ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf mitteilte. Ziel ist es, sichere Fluchtkorridore zu schaffen. Das Rote Kreuz will dann mit drei Fahrzeugen den Konvoi begleiten. So sollten alle Seiten an den humanitären Charakter der Aktion erinnert werden, hieß es.

Nach Angaben der Regierung in Kiew wurden am Samstag für mehrere umkämpfte ukrainische Städte insgesamt sieben Fluchtkorridore eingerichtet. Aus Mariupol soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk in Kiew mitteilte. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert schon seit dem 24. Februar.

+++ Russland: Dutzende Militärobjekte in Ukraine zerstört +++

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau bei neuen Raketenangriffen in der Ukraine mehrere Dutzend weitere Militärobjekte zerstört. Demnach wurde nahe der Handels- und Industriestadt Krementschuk, rund 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew, am Samstagmorgen ein Benzin- und Diesellager vernichtet. Aus dem Lager seien die ukrainischen Truppen im Zentrum und im Osten des Landes mit Treibstoff versorgt worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau.

Zudem seien zwei Militärflugplätze außer Gefecht gesetzt worden - nahe der Stadt Poltawa und in der Nähe von Dnipro (früher Dnipropetrowsk). Insgesamt seien innerhalb eines Tages 67 militärische Objekte zerstört worden, darunter auch Munitionslager, sagte der Generalmajor. Zudem seien zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 sowie 24 Drohnen abgeschossen worden. Diese Angaben waren von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen.

Nach Darstellung Konaschenkows werden die Raketen von Kriegsschiffen und von Flugzeugen abgefeuert. Russlands Präsident Wladimir Putin begründet seinen am 24. Februar begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch damit, die vermeintlich vom Westen aufgerüstete Ukraine entmilitarisieren zu wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte im US-Fernsehen abermals Waffen, darunter Kampfflugzeuge und Flugzeugabwehr-Raketensysteme.

+++ London: Ukrainische Armee weiter auf Vormarsch +++

Die ukrainische Armee rückt nach britischen Geheimdienstinformationen in der Nähe der Hauptstadt Kiew weiter auf russische Truppen vor, die auf dem Rückzug sind. Nach einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums von Samstag in London dauern auch Versuche der Ukrainer an, am nordwestlichen Rand der Hauptstadt von Irpin in Richtung Bucha und Hostomel vorzustoßen.

Vom wichtigen Frachtflughafen Hostomel, der seit Beginn des Krieges am 24. Februar umkämpft ist, hätten sich die Russen inzwischen zurückgezogen, hieß es weiter. Auch entlang der östlichen Achse seien mehrere Dörfer von ukrainischen Einheiten zurückerobert worden, ebenso wie eine wichtige Straße in der Stadt Charkiw im Osten des Landes. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben war nicht möglich.

+++ Schwere Explosionen in der Ukraine: Raketentreffer auf Städte +++

In der Millionenstadt Dnipro seien in der Nacht zu Samstag zwei oder drei schwere Explosionen zu hören gewesen, berichtete das Portal "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf die Gebietsverwaltung. Die Umgebung der Stadt Krywyj Rih wurde mit Raketenwerfern beschossen. Dabei sei eine Tankstelle in Brand geraten, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Olexander Wilkul, mit. Seinen Angaben nach setzten die russischen Kräfte Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad (Hagel) ein. Wie alle Berichte aus den Kampfzonen waren die Angaben nicht unabhängig überprüfbar. Am Freitagabend war auch die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer mit Raketen beschossen worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnete mit heftigen russischen Angriffen im Osten seines Landes. "Russische Soldaten werden in den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw", sagte der Staatschef in einer Videoansprache in der Nacht zum Samstag. "Im Osten unseres Landes bleibt die Lage sehr schwierig."

+++ Ukrainische Luftwaffe hält Putins Angriffen stand +++

Die ukrainische Luftwaffe habe trotz schwerer russischer Angriffe noch die Lufthoheit im eigenen Land, sagte deren Kommandeur Mykola Oleschtschuk. Russland habe nach dem Angriff am 24. Februar versucht, die ukrainische Luftwaffe auszuschalten. Dies sei nicht gelungen.

Der Generalleutnant äußerte sich, nachdem am Freitag ein Tanklager in der russischen Stadt Belgorod in Brand geraten war. Russische Behörden schrieben dies dem Angriff von zwei ukrainischen Helikoptern zu. Oleschtschuk forderte von Verbündeten modernere Waffen, darunter Jagdflugzeuge und Flugabwehr-Raketensysteme.

+++ Evakuierungskonvoi zur Flucht aus Mariupol geplant +++

Auch wenn es am Freitag keinen organisierten Fluchtkorridor aus Mariupol gab, gelang es dennoch etwa 3.000 Menschen, auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu flüchten. Etwa 2.500 Flüchtlinge aus Mariupol wie aus der Stadt Melitopol trafen nachts in Bussen und Privatautos in Saporischschja ein. Das teilte ein Mitarbeiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kirilo Timoschenko, mit. Moskau sprach von ebenfalls mehr als 3.000 Menschen, die Mariupol am Freitag in Richtung Russland verlassen hätten. Das Rote Kreuz plant, einen Evakuierungskonvoi aus Bussen und Privatfahrzeugen aus der Hafenstadt zu geleiten.

+++ Ukrainischer Präsident Selenskyj mit eindringlicher Warnung an Kollaborateure +++

Selenskyj mahnte Ukrainer im russisch kontrollierten Süden des Landes, keine Posten in dem Besatzungsregime anzunehmen. In seiner Videoansprache nannte er solche Leute Gauleiter wie bei den Nationalsozialisten. "Meine Botschaft an sie ist einfach: Die Verantwortung für die Kollaboration ist unausweichlich." Nach ukrainischen Angaben versucht Russland, in den besetzten Gebieten moskautreue Verwaltungen aufzubauen.

Die prorussischen Separatisten im Gebiet Luhansk teilten unterdessen mit, der Bürgermeister der Stadt Rubischne sei zu ihnen übergelaufen. Bürgermeister Serhij Chortyw habe die ukrainischen Truppen aufgerufen, die Waffen niederzulegen. Rubischne ist im Verwaltungsgebiet Luhansk die achtgrößte Stadt und hatte vor dem Krieg etwa 60.000 Einwohner. Die Stadt war bislang nicht in der Hand der Separatisten. Kiewer Politiker drohten Chortyw Vergeltung an.

Ein Generalmajor der Reserve vom ukrainischen Geheimdienst SBU wurde festgenommen bei dem Versuch, sich verbotenerweise nach Ungarn abzusetzen. An der Grenze habe er sich als Gefreiter ausgegeben, teilte das Staatliche Ermittlungsbüro mit. In der Nacht zu Freitag hatte Selenskyj mitgeteilt, er habe zwei Brigadegeneräle des SBU degradiert. Er nannte sie Verräter, genaue Gründe nannte er nicht.

+++ Militärische und politische Hilfe für Ukraine angekündigt +++

Das US-Verteidigungsministerium will der Ukraine weitere Waffen im Wert von 300 Millionen Dollar (270 Millionen Euro) zukommen lassen. Das neue Paket soll verschiedene Drohnen, Raketensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Munition, Nachtsichtgeräte, sichere Kommunikationssysteme, Maschinengewehre, medizinische Güter und die Bereitstellung von kommerziellen Satellitenbildern umfassen. Das teilte das Pentagon am Freitagabend (Ortszeit)in Washington mit.

Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,65 Milliarden US-Dollar zugesagt. Seit Anfang vergangenen Jahres summieren sich die US-Hilfen auf 2,3 Milliarden Dollar.

Mit der Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, sprach Selenskyj nach eigenen Angaben in Kiew über die Möglichkeit eines raschen Beitritts der Ukraine zur EU. Es sei um konkrete Vorschläge gegangen, sagte er in seiner Videoansprache. In einem Interview des US-Fernsehsenders Fox News erneuerte der Präsident seinen Vorschlag, die Ukraine sollte Sicherheitsgarantien von verschiedenen "führenden Staaten" bekommen. Selenskyj sieht dies als Ersatz für eine Mitgliedschaft in der Nato, die politisch nicht erreichbar ist.

+++ Diplomatischer Austausch geht weiter - US-Diplomatin in Europa erwartet +++

Die diplomatischen Bemühungen rund um den Krieg in der Ukraine sollen auch am Samstag weitergehen. Die US-Spitzendiplomatin Victoria Nuland kommt nach Europa, um die Reaktion auf das russische Vorgehen abzustimmen. Stationen ihrer Reise bis zum 9. April sollen Frankreich, Deutschland, die Türkei, Griechenland und Zypern sein, wie das US-Außenministerium mitteilte.

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/news.de/dpa

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