Für Wladimir Putin geht es beim Kampf um Kiew um alles. Doch kann der Kreml-Chef die Hauptstadt der Ukraine überhaupt einnehmen? Ex-General Mick Ryan analysiert die Strategie und kommt zu einem niederschmetternden Ergebnis.
Vor drei Wochen marschierte Wladimir Putin in die Ukraine ein. Und obwohl Russland schwere Verluste erlitt und eine Niederlage droht, ist ein Ende des Krieges bislang nicht absehbar. Statt einem "schnellen Feldzug" kämpfen die Truppen nun seit 22 Tagen. Zwei Pläne des Kreml-Despoten sind bereits gescheitert. Nun soll der "brutale Plan C" greifen.Der australische Ex-General und Militärstratege Mick Ryan analysiert regelmäßig die russische Kriegstaktik. In seinem neuestem Twitter-Thread widmet er sich der "Schlacht um Kiew", die scheinbar ein wichtiger Teil von Plan C ist.
"Schlacht um Kiew": Militärstratege enthüllt Putins grausamen Plan
Es sei "nicht sicher, dass die Russen in der Lage sind, Kiew zu umzingeln, anzugreifen oder einzunehmen", schreibt der Ex-General. In den vergangenen Wochen haben sich die russischen Truppen "langsam und unaufhaltsam" der ukrainischen Hauptstadt genähert. Der Preis dafür war hoch. "Die Einnahme von Kiew ist die wichtigste Anstrengung der russischen Militärkampagne in der Ukraine. Der russische Besitz von Kiew ist für Putins angestrebtes politisches Ziel des Krieges - die Unterwerfung der Ukraine - von entscheidender Bedeutung", heißt es in dem Thread. Kiew ist das "Zentrum der demokratischen Regierung" und hat mit dem Fortschreiten des Krieges an Bedeutung für die Ukrainer gewonnen.
Three weeks since the Russian invasion of Ukraine began. The Battle for Kyiv is the focus of this thread. A caveat – it is not certain the Russians are capable of surrounding, attacking or seizing Kyiv. 1/25 https://t.co/lxoqgp1fVb
— Major General (just retired!) Mick Ryan (@WarintheFuture) March 16, 2022
Mick Ryan sicher: Einnahme von Kiew entscheidet über Ukraine-Krieg
Die Einnahme von Kiew entscheidet über die drohende Niederlage von Putin. Da die russischen Truppen personell stark unterbesetzt sind, können sie laut Ryan nicht die ganze Stadt einnehmen. "Sie werden sich nur auf wichtige Knotenpunkte und Teile der Stadt konzentrieren, in denen sich ukrainische Politiker, Regierungsbeamte und militärische Hauptquartiere befinden." Doch damit nicht genug: Kampfhandlungen sind in Städten deutlich teurer als in anderen Gebieten. "Die Zahl der zivilen und militärischen Opfer wird in die Höhe schnellen", prophezeit Mick Ryan. Vermutlich dürften dadurch mehr autonome Waffen am Boden und in der Luft zum Einsatz kommen.
"Keine Beweise für Intelligenz!" Ex-General verhöhnt Russen-Armee
Der Ex-General ist sich sicher, dass man sich den Kampf um Kiew nicht als eine große Schlacht vorstellen dürfe. "Es werden Tausende von Mikrogefechten zwischen verschiedenen Kämpfern in Straßen, Gebäuden, Trümmern, Tunneln, Türmen, in der Luft und im Informationsbereich sein", schreibt Mick Ryan auf Twitter. "Das wird für beide Seiten sehr schwer zu kontrollieren sein.
Dieser Mangel an Kontrolle bedeutet in Verbindung mit der eingeschränkten Sichtbarkeit und der Verrohung der Soldaten, die bei dieser Art von Kämpfen auftritt, dass das Potenzial für Kriegsverbrechen in jedem Kampf um Kiew deutlich erhöht ist." Sowohl die Ukraine als auch Russland müssen in Kiew in "kombinierten Truppenverbänden kämpfen". Diese müssten nicht nur gut geführt sondern auch logistisch unterstützt werden. "Das bedeutet Panzer, begleitet von Infanterie, Logistik, UAVs, Reparatur- und Bergungsmitteln und vielen, vielen Kampfingenieuren", schreibt Ryan. "Und wenn sie klug sind (wofür es auf russischer Seite in diesem Krieg nicht viele Beweise gibt), viele, viele gepanzerte Planierraupen."
Kostspieliger Kampf um Kiew! Steht Russland vor einem militärischem Desaster?
Noch ist aber unklar, wie der "bevorstehende russische Angriff" auf Kiew aussehen werde. Mick Ryan schätzt die Chancen der Russen, Kiew erfolgreich einzunehmen, jedoch als gering ein. Der Grund: "Operationen in Städten sind viel komplexer zu planen und durchzuführen als andere konventionelle Operationen. Und die Russen haben bei ihren normalen Operationen keine hohe Kompetenz bewiesen." Für Angriffe in Städten gilt, drei bis fünf Angreifer pro einen Verteidiger. "Angesichts der Zahl der ukrainischen Verteidiger und der Komplexität der Verteidigungsanlagen benötigen die Russen Zehntausende von Soldaten, um einen Angriff auf Kiew zu unternehmen. Zehntausende." Jeder russische Angriff auf Kiew werde daher äußerst kostspielig sein. Ob sich Wladimir Putin das leisten kann? "Sollten die Russen Kiew angreifen (nicht nur Raketenangriffe), würde sich die Schlacht über Wochen, möglicherweise Monate hinziehen. Angesichts des militärischen Desasters, das dieser Feldzug für Russland bereits bedeutet hat, könnte es in Kiew noch viel schlimmer kommen."
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