Etliche russische TV-Mitarbeiter haben genug davon, Wladimir Putins Lügen zu verbreiten. Nach dem öffentlichen Anti-Kriegs-Protest von Marina Owsjannikowa sollen nun reihenweise hochrangige Moderatoren zurückgetreten sein. Experten halten dies für einen weiteren schweren Rückschlag für Putins Propaganda-Apparat.
Nur einen Tag, nachdem Marina Owsjannikowa, eine Redakteurin des staatlichen russischen Senders Channel One (dem reichweitenstärksten TV-Kanal des Landes), die Live-Nachrichtensendung unterbrochen hatte, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren, sollen mehrere hochrangige TV-Mitarbeiter zurückgetreten sein. Das berichtet aktuell der britische "Express".
Wladimir Putin bangt um Propaganda-Apparat nach Anti-Kriegs-Protest im Live-TV
Zuvor hatte Marina Owsjannikowa bei ihrem Anti-Kriegs-Protest live im russischen Fernsehen ein Schild mit der Aufschrift: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" in die Kamera gehalten und damit ihre Freiheit und ihr Leben riskiert. Owsjannikowa erschien am Dienstag vor Gericht, wo sie zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, weil sie in einem Video, das sie zuvor in den sozialen Medien veröffentlicht hatte, zur Teilnahme an den Anti-Kriegs-Protesten in Moskau aufgerufen hatte.
Sie kaperte Putins TV-Propaganda! Marina Owsjannikowa zu Geldstrafe verurteilt
Vor Journalisten sagte sie beim Verlassen des Gerichts, sie schäme sich, für den Kreml gearbeitet zu haben. Ein Korrespondent des russischen Senders Channel One hat ihren Rücktritt bestätigt: "Ich denke, der Grund ist offensichtlich", hatte er laut "Express" nach Owsjannikowas Rücktritt erklärt. Ihrem Beispiel sollen nun weitere hochrangige Fernsehmoderatoren folgen, behauptet das Briten-Blatt.
Wegen Ukraine-Krieg! Immer mehr hochrangige TV-Moderatoren werfen das Handtuch
Dazu zählt dem Bericht nach auch die Journalistin Zhanna Agalakova. Sie erklärte der in Lettland ansässigen Nachrichten-Website "Meduza", dass sie ihren Rücktritt am 3. März bei der Geschäftsleitung eingereicht habe. Sie fügte hinzu: "Ich werde ab Freitag (18. März) frei sein. Ich warte auf diesen Moment." Die Gegenreaktion der vom russischen Staat angestellten Journalisten zeigt die Unzufriedenheit der russischen Bevölkerung über die russische Aggression.
Fernsehmoderatoren wollen Putins Lügen nicht mehr verbreiten
Laut "Meduza"-Redakteur Kevin Rothrock seien hochkarätige Rücktritte bei kremlnahen Fernsehsendern eigentlich unüblich. Mit dem Ukraine-Krieg habe sich dies jedoch geändert. Rothrock zufolge sei nun auch der russische Fernsehmoderator Sergej Brilew vom staatlichen Fernsehsender VGTRK (Allrussische Staatliche Fernseh- und Rundfunkgesellschaft) zurückgetreten. "Angeblich ist ein Massenexodus von Mitarbeitern im Gange.", fügte Rothrock hinzu.
Wie die Nachrichten-Website unter Berufung auf einen Mitarbeiter der VGTRK weiter berichtet, sollen zudem massenhaft Mitarbeiter von "Russia-24", früher bekannt als "Vesti", gekündigt haben. Zu denjenigen, die gekündigt haben, gehören ein Produzent der sogenannten "Putin-Abteilung" sowie die Leiterin der Abteilung, Julia Worobjowa, die nach Angaben des Journalisten Roman Super seit 15 Jahren für die Organisation tätig ist.
Auch ein ungenannter Mitarbeiter, der zu den langjährigsten Produzenten von "Vesti Nedelya" gehörte, soll seinen Job aufgeben, heißt es. Im Gespräch mit Super sagte ein namentlich nicht benannter Mitarbeiter: "Wenn es keine Kredite gäbe, hätten wir alle unsere Jobs hingeschmissen."
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sba/bos/news.de