Rund 200 russische Agenten haben die deutschen Sicherheitsbehörden derzeit im Visier. Die Zahl der Spione könnte aber deutlich höher sein. Wladimir Putin soll eine regelrechte Agenten-Armee in Deutschland haben.
Als die Sowjetunion 1991 zerfiel, löste sich auch der Geheimdienst KGB auf. An seine Stelle traten dann der Inlandsgeheimdienst FSB (Föderaler Dienst für Sicherheit der Russischen Föderation), der Auslandsnachrichtendienst SWR (Sluschba wneschnei raswedki) sowie der Militärgeheimdienst GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije). Im Ukraine-Krieg sollen auch die russischen Geheimdienste eine wichtige Rolle spielen. Die "Bild"-Zeitung nimmt in einem aktuellen Artikel die Schwächen und Stärken der russischen Agenten in Deutschland unter die Lupe.
"Sabotage, Morde und Desinformation!" So wütet Putins Spionage-Armee in Deutschland
Derzeit befürchten Sicherheitsbehörden hierzulande Sabotage und Anschläge russischer Agenten gegen Bundeswehr und Nato-Verbündete. "Der Verfassungsschutzbericht konstatiert eine hohe Gefährdungslage. Zusätzlich zu seinen Spionageaktivitäten ist Russland weiterhin bestrebt, die politische und öffentliche Meinung in Deutschland durch die Verbreitung von Propaganda, Desinformation sowie weitere Versuche von Einflussnahme in seinem Sinne zu steuern", zitiert die "Bild" einen Sprecher des Bundesinnenministeriums. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs haben demnach Propaganda und Desinformation durch russische staatliche sowie staatsnahe Medien und in sozialen Medien deutlich zugenommen. "Putins Instrumentenkasten umfasst Sabotage, Morde und Desinformation", warntCSU-Generalsekretär Stephan Mayer gegenüber der "Bild". "Die Zeiten vornehmer Zurückhaltung gegenüber Putins Agenten sind definitiv beendet. Es geht um unsere Zukunft in Freiheit!"
Sicherheitsbehörden warnen vor russischen Agenten in Deutschland
Derzeit haben die deutschen Sicherheitsbehörden rund 200 Geheimagenten im Visier, die hierzulande für Russland operieren.Während der Resident, der an der Spitze der legalen Spione in Deutschland steht, seinen Sitz in der russischen Botschaft in Berlin hat, verteilen sich seine Leute auf die Botschaft und fünf Konsulate (Bonn, Frankfurt am Main, Hamburg, Leipzig, München). Experten schätzen die Zahl der Spione jedoch sehr viel höher ein. Demnach könnte Wladimir Putin bis zu 2.000 Agenten nach Deutschland geschickt haben. "Wir sehen das Ausmaß der aggressiven russischen Geheimdienstaktivitäten in ganz Europa. Wir wissen wahrscheinlich nur zehn Prozent von dem, was sie tun", warnte der frühere britische MI6-Chef John Sawer.
Führungsoffiziere sollen ständig versuchen neue Spione in Deutschland anzuwerben. Für Kontakte zu Soldaten, Polizisten und Wachleuten sollen russische Agenten vor allem in "Systema"-Kampfstudios fündig werden. Für Spione aus der Politik soll angeblich Ausschau nach Mitarbeitern von AfD und der Linken gehalten werden. Laut "Bild"-Zeitung soll das "Heer der illegalen Spione" schließlich von Agenten aus Prag gesteuert werden.
Verhaftet und verurteilt! Deutsche Justiz überführt nur selten russische Geheimdienstagenten
Die Observation russische Agenten scheitert regelmäßig. Doch manchmal gelingt der deutschen Spionageabwehr ein großer Treffer. Rund 25 Jahre hat ein russisches Agentenehepaar mit dem Aliasnamen Heidrun und Andreas Anschlag in Deutschland ein filmreifes Doppelleben geführt. Bei der Festnahme erwischte die GSG9 die Frau "auf frischer Tat" am Kurzwellenempfänger, 2013 wurde das Paar zu mehreren Jahren Haftstrafe verurteilt.
Ein weiterer mutmaßlicher russischer Spion musste sich im vergangenen Jahr vor Gericht verantworten. Am 15. Dezember 2021 verurteilte das Berliner Kammergericht Wadim Krassikow wegen der Erschießung eines Georgiers im August 2019 in der Parkanlage Kleiner Tiergarten zu lebenslanger Haft. Nach Überzeugung der Richter handelte der heute 56-Jährige im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Der Kreml wies die Anschuldigung jedoch zurück.
Folgen Sie News.de schon bei Facebook und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos, tolle Gewinnspiele und den direkten Draht zur Redaktion.
bua/bos/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.