Die Ukraine-Krise trifft offenbar auch Gerhard Schröder. Der Altkanzler soll Berichten zufolge seine Mitarbeiter im Bundestagsbüro verloren haben. Angeblich habe es Differenzen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine gegeben, heißt es.
Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verliert nach Medieninformationen seinen langjährigen Büroleiter und Redenschreiber Albrecht Funk. Nach mehr als 20 Jahren kehre Funk seinem Chef den Rücken, berichteten das Nachrichtenportal "The Pioneer" und die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" am Dienstag. Auch drei weitere Mitarbeiter des SPD-Politikers gäben ihren Posten auf. Von Schröder und seinem Büro war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Wegen Putins Ukraine-Krieg: Mitarbeiter kehren Altkanzler Schröder den Rücken laut Bericht
Mit dem Abschied der vier Mitarbeiter wäre das Büro des Altkanzlers verwaist. Angeblich habe es Differenzen zwischen Funk und Schröder wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine gegeben, heißt es in dem "Pioneer"-Bericht. So solle Funk seinem Chef eine schnelle und klare Distanzierung von Kremlchef Wladimir Putin sowie einen Rücktritt von allen Aufsichtsratsmandaten in russischen Unternehmen empfohlen haben. Von solchen Schritten oder Überlegungen Schröders ist bisher nichts bekannt.
Altkanzler Schröder gilt als langjähriger Freund Putins
Der frühere Bundeskanzler gilt als langjähriger Freund Putins. Schröder ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2. Am vergangenen Donnerstag hatte er die Regierung in Moskau im Online-Netzwerk LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede.
Gerhard Schröder im Abseits: Podcast "Die Agenda" wird gestoppt
Gestoppt werden soll nach Angaben von Schröders ehemaligem Regierungssprecher Béla Anda nun aber der Podcast des Altkanzlers. Der Podcast "Die Agenda" werde angesichts der aktuellen Lage auf Eis gelegt, sagte Anda, mit dem Schröder die Beiträge regelmäßig aufgenommen hatte, der "Bild". Noch Ende Januar hatte Schröder Kiew in dem Podcast "Säbelrasseln" vorgeworfen, was in der Ukraine auf helle Empörung stieß.
Ein Rückzug von Funk als Büroleiter Schröders könnte auch Konsequenzen für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) haben. Laut "Pioneer" hat Schröders bisheriger Büroleiter Funk ein Rückkehrrecht in das Bundeskanzleramt. Ob das Kanzleramt dem Altkanzler neues Personal genehmigt, sei offen.
Für Personalausgaben im Büro von Schröder sind im vergangenen Jahr 407.000 Euro aus der Staatskasse geflossen. Das geht aus einer Antwort des Kanzleramts auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, über die zuerst das "Handelsblatt" berichtete und die auch der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Die Ausgaben beträfen die Bezahlung der Mitarbeiter in Schröders Büro.
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Schröders Ehrendoktortitel an der Uni Göttingen wackelt
Die Universität Göttingen beschäftigt sich mit der Frage, wie sie vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine mit dem Ehrendoktortitel von Altkanzler Gerhard Schröder umgehen soll. "Dieser Prozess ist aber noch nicht abgeschlossen", teilte die Universität am Mittwoch mit. Das Nachrichtenportal "The Pioneer" hatte zuvor berichtet, die Uni prüfe am Mittwoch den Entzug der Ehrendoktorwürde des SPD-Politikers. "Ein formales Prüfverfahren gibt es bisher nicht. Eine Entscheidung steht heute nicht bevor", betonte ein Uni-Sprecher auf Nachfrage.
Die naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Göttingen hatten Schröder den Titel im Jahr 2005 verliehen, weil er sich in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen (1990-1998) außerordentlich für die Förderung der Naturwissenschaften an der Uni eingesetzt habe. Darüber hinaus habe er als Bundeskanzler wichtige Anstöße für eine Debatte über die Biowissenschaften in Deutschland gegeben und damit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Biotechnologie und Lebenswissenschaften beigetragen. Schröder selbst hatte an der Universität Jura studiert.
BVB entzieht Altkanzler Schröder die Ehrenmitgliedschaft
Borussia Dortmund hat Altkanzler Gerhard Schröder mit sofortiger Wirkung die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Damit reagierte der Fußball-Bundesligist auf die bislang fehlende Bereitschaft des 77-Jährigen, als Folge der russischen Invasion in die Ukraine seine Führungspositionen bei staatlichen russischen Energiekonzernen niederzulegen. "Über einen entsprechenden und einstimmig getroffenen Präsidiumsbeschluss unterrichtete Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball den Bundeskanzler a.D. am heutigen Vormittag in einem persönlichen Gespräch", teilte der BVB am 2. März 2022 mit.
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sba/news.de/dpa