Der FDP-Politiker und stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Kubicki hält eine mögliche Impfpflicht für riskant. In einem Interview warnte der 69-Jährige vor einer möglichen Überimpfung. Doch sind seine Sorgen tatsächlich berechtigt?
Die Debatte über die allgemeine Impfpflicht reißt nicht ab. Nun hat sich auch Wolfgang Kubicki zur Thematik zu Wort gemeldet und erklärt, warum er eine allgemeine Impfpflicht für riskant hält. Im Gespräch mit "Bild" warnt der FDP-Politiker vor einer Überimpfung, sollte es zu verpflichtenden Impfungen kommen. Doch ist seine Sorge überhaupt berechtigt?
Coronavirus-News: Wolfgang Kubicki hält allgemeine Impfpflicht für riskant
Bereits in der vergangenen Woche hatte sich Kubicki bei der Impfpflicht-Debatte im Bundestag klar gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ausgesprochen. "Wir wissen, dass der Fremdschutz durch eine Impfung kaum gegeben ist. Die Impfung dient zuallererst dem Selbstschutz.", hatte der 69-Jährige am vergangenen Mittwoch erklärt. Für ihn soll die Corona-Impfung eine freiwillige Entscheidung sein.
Zu viele Antikörper! Wolfgang Kubicki warnt vor Überimpfung
Am Sonntagabend legte der FDP-Mann bei "Bild" noch einmal nach und konkretisierte seine Zweifel an einer allgemeinen Impfpflicht. Dabei erklärte er, dass man "bei jedem neuen Impf-Kandidaten zunächst einen Antikörper-Test machen müsse, denn wenn Sie das nicht machen, kann es zu einer sogenannten Überimpfung kommen", so Kubickis Warnung. Seiner Ansicht nach könne eine Impfung dann "unter Umständen kontraproduktiv" sein. Doch ist Kubickis Sorge auch berechtigt?
Das sagen Experten zu Kubickis Überimpf-Panik
Immunologe Prof. Dr. Andreas Radbruch, Präsident der Europäischen Föderation der Immunologischen Fachgesellschaften (EFIS), erklärte auf "Bild"-Nachfrage: "Was normalerweise passiert, wenn man jemanden impft, der schon viele Antikörper im Blut hat, ist, dass dann gar nichts mehr passiert.", stellt der Experte klar. Weiter erklärte Radbruch: "Der Impfstoff wird von den Antikörpern abgefangen, bevor er eine Immunreaktion auslösen kann. Ab einer gewissen Konzentration von Antikörpern riegelt das Immunsystem ab und es werden keine neuen mehr gemacht." Dem Immunologen zufolge sei das immunologische Gedächtnis dann gesättigt.
Das bedeutet, dass Menschen, die bereits genug Antikörper haben, den Schutz vor Corona nicht weiter erhöhen können. "Allerdings können die Nebenwirkungen einer Impfung wieder auftreten, auch wenn es keine spezifische Immunreaktion mehr gibt. Und das kann unangenehm sein", so Radbruch. In einer Sache gibt der Professor Kubicki aber Recht: "Herr Kubicki hat natürlich Recht, dass die Impferei nicht viel Sinn macht, wenn man im Blindflug unterwegs ist." Gleichzeitig stellt er im Gespräch mit "Bild" klar: "Wenn ein Genesener mit dem Biontech-Impfstoff geimpft wird, löst das noch einmal eine fulminante spezifische Impfreaktion aus. Das zeigt, dass das immunologische Gedächtnis noch nicht ganz gesättigt ist, auch wenn man nach einer überstandenen Infektion schon eine sehr gute Grundimmunität hat."
Virologe stellt klar: "Man kann nicht überimpfen"
Auch der österreichische Virologe Christoph Steininger widerspricht Kubickis Aussagen. "Man kann nicht überimpfen. Es gibt keine messbaren negativen Auswirkungen und auch keine weiteren Nebenwirkungen. Aber es kann natürlich zu Impfreaktionen kommen.", sagte er gegenüber "Der Standard". Auch das Robert-Koch-Institut gab bereits Entwarnung: "Von zusätzlich verabreichten Impfstoffdosen geht in der Regel kein erhöhtes Risiko aus.", stellte das RKI in der Vergangenheit bereits mehrfach klar. Ausnahme bildet jedoch die Gabe von Totimpfstoffen. Hier kann eine mehrfache Impfung zu "Nebenwirkungen wie einer ausgeprägten lokalen Unverträglichkeitsreaktion mit schmerzhafter Schwellung und Rötung der betroffenen Extremität kommen."
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