Trotz steigender 7-Tage-Inzidenz verzichtet die Politik auf einen Lockdown. Statt dessen gibt es sogar Lockerungen. Immer mehr Bundesländer wenden sich vom knallharten Corona-Kurs ab. Neigt sich die Pandemie ihrem Ende zu?
Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich rasend schnell aus. In Deutschland klettert die 7-Tage-Inzidenz unaufhörlich weiter, doch weder die Wissenschaft noch die Politik verfallen in Panik. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 232,4, aktuell bei 375,7. Hat die Regierung die Corona-Wende eingeleitet? Ist die Pandemie bald vorbei?
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Die Omikron-Variante ist wesentlich ansteckender als die bislang dominierende Delta-Variante. Zugleich gehen Experten davon aus, dass Omikron tendenziell zu milderen Krankheitsverläufen führt und Infizierte seltener in eine Klinik müssen. Der Expertenrat der Bundesregierung warnte aber jüngst, die starke Infektionsdynamik drohe, den Vorteil der milderen Krankheitsverläufe wieder aufzuwiegen.
Virologe wirbt für "pragmatischen Umgang" mit Pandemie
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck warb für einen "pragmatischen Umgang" mit der Pandemie, "um mit dem Virus leben zu lernen". "Dagegen ist der dauerhafte Alarmzustand ermüdend und nicht erfolgreich", sagte er der "Bild". Streeck mahnte jedoch an, die Belastung in den Krankenhäusern "weiterhin aufmerksam zu beobachten und notfalls mit Maßnahmen zu reagieren". Dazu gehöre es aber auch, die "Hospitalisierungsinzidenz valide zu erfassen".
Lockere Quarantäneregeln statt Kontaktbeschränkungen! Politik verzichtet auf harte Corona-Maßnahmen
Statt neuer harter Maßnahmen einigten sich Bund und Länder auf lockerere Quarantäne-Regelungen. "Wir müssen an einigen Stellen diese Tür jetzt ein bisschen weiter öffnen für das Virus und können und dürfen das auch", sagte Virologe Christian Drosten gegenüber dem NDR.
Als Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) beim Corona-Gipfel die Rückkehr zur "epidemischen Lage" forderte, zeigte sich die neue politische Leitlinie. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) entgegnete ihm, dass die Zeit der Lockdowns vorbei sei. Und sogar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der für seine harten Corona-Maßnahmen bekannt ist, wendet sich vom Lockdown ab, da die Regeln im Mittelstand "ans Eingemachte" gingen.
Für Finanzminister Christian Lindner bestätigt die aktuelle Entwicklung den Ampel-Kurs. "Es gab keinen Lockdown, sondern maßvolle Kontaktbeschränkungen und die erfolgreichste Booster-Kampagne Europas", sagte der FDP-Politiker gegenüber der "Bild". "Es ist gut, dass in diesen Fragen nun immer mehr Einvernehmen besteht."
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Deutschland war in den vergangenen Tagen wieder deutlich gestiegen. Über die Lage beraten am Montag auch die Gesundheitsminister der Länder. Über die Themen wurde vorab nichts bekannt. Außerdem sind wieder Demonstrationen gegen die Corona-Politik geplant. Am Wochenende hatten Zehntausende Menschen in verschiedenen Städten protestiert.
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bua/news.de/dpa