Die Bundesregierung will das Impftempo hoch halten - auch angesichts der Omikron-Variante. Dazu wird es für Dreifach-Geimpfte womöglich bald bundesweit Erleichterungen geben. Karl Lauterbach will Geboosterte von der Testpflicht befreien.
Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach will Geboosterte von der zusätzlichen Corona-Testpflicht beim 2G-plus-Modell befreien. Geimpfte mit Auffrischimpfungen noch zum Testen zu schicken, sei medizinisch nicht sinnvoll, sagte er der ARD. Zudem könne ein Ende der Testpflicht ein Anreiz sein, sich boostern zu lassen. Doch ist dieser Plan wirklich sinnvoll? Wie infektiös sind Dreifachgeimpfte?
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In mehreren Bundesländern sind Geboosterte bereits von der Testpflicht bei 2G plus ausgenommen - so in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden-Württemberg und im Saarland. In Baden-Württemberg und in Thüringen etwa gilt dies auch für Menschen, deren zweite Impfung weniger als sechs Monate zurückliegt, und für Genesene, deren Covid-19-Erkrankung nicht länger als sechs Monate her ist.
"Der Ansatz ist grundsätzlich richtig. Allerdings würde ich noch warten, bis wir mit der vierten Welle und den Neuinfiziertenzahlen wieder deutlich nach unten gekommen sein werden", sagte, Infektionsepidemiologe Prof. Timo Ulrichs gegenüber der "Bild"-Zeitung. Das Risiko für eine Infektion und somit einer Weitergabe der Viren bestehe auch für Dreifachgeimpfte. Eine ähnliche Meinung hat auch der EpidemiologeKlaus Stöhr."Es wird immer so bleiben, dass sowohl Genesene als auch Geimpfte noch empfänglich für das Virus sind. Das darf man nicht vergessen", sagte er dem Blatt.
Erste Labortests zeigten, dass Antikörper von Geimpften vergleichsweise schlecht auf die stark mutierte Omikron-Variante ansprechen. Dieser verschlechtere Schutz kann durch eine Booster-Impfung wohl zumindest in Teilen ausgeglichen werden. Sie erhöht den Antikörperspiegel im Blut. Auf Omikron zurückgehende Impfdurchbrüche sind aber auch bei bereits geboosterten Menschen dokumentiert worden. Verlässliche Daten dazu, in welchem Ausmaß Geboosterte andere Menschen anstecken, wenn sie mit Omikron infiziert sind, gibt es noch nicht.
Dritte Impfung vorziehen! Biontech-Chef plädiert für früheren Booster
Experten sind sich einige, zwei Impfungen reichen nicht."Wir sind jetzt eingeschränkt, weil wir so viele Leute haben, die vor neun Monaten die zweite Impfung bekommen haben und längst geboostert sein müssten. Auf die hat Herr Spahn keinen Fokus gelegt", sagte der Kinderarzt Dr. Uwe Büsching der "Bild". Auch Biontech-Chef Ugur Sahin wies zuletzt darauf hin, dass eine Auffrischung vor Ablauf von sechs Monaten sinnvoll sein könne. "Ich würde eine Impfung bereits alle drei Monate unterstützen. Im Moment sieht es so aus, dass der Impfschutz nach vier Monaten deutlich abfällt. Man sieht erhebliche Einbrüche und da macht es Sinn, zeitig nachzuimpfen", sagte Tübinger Infektiologe, Prof. Peter Kremsner.
Kritik am Lauterbach-Plan! Experten warnen vor Pandemie-Fehler
Vor Lockerungen für Geboosterte warnte dagegen die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert. Solch ein Schritt sei verfrüht, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es wäre klüger, abzuwarten, wie sich die Pandemie in den kommenden Wochen entwickelt." Kritik kommt auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Deutsche Politik scheint aus Erfahrung nicht klug zu werden. Noch Anfang des Jahres hieß es, zwei Impfungen und das Virus ist besiegt. Das war eine gewaltige Fehlentscheidung. Jetzt sollen bei dreimal geimpften Menschen die Tests fallen. Dabei setzt die Omikron-Virusvariante gerade erst zum großen Sprung an. Dafür angepasste Vakzine gibt es noch gar nicht. Es wird also eine vierte Impfkampagne geben müssen", zitiert die "Bild" Stiftungsvorstand Eugen Brysch.
Am Dienstag wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern über einheitliche Erleichterungen für Geimpfte beraten, die eine Auffrischungsdosis bekommen haben. Außerdem soll am Dienstag auch ein Expertenrat der Bundesregierung erstmals tagen, dem unter anderem Virologen und Vertreter von Intensivmedizinern und des Robert Koch-Instituts (RKI) angehören.
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bua/bos/news.de/dpa
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