Ein Mitarbeiter der russischen Botschaft ist tot an der russischen Botschaft gefunden worden. Die Umstände bleiben ungeklärt - und sorgen für Spekulationen. Offiziell wird der Vorfall als "tragischer Unfall" eingestuft.
Unter noch ungeklärten Umständen ist in Berlin ein Mitarbeiter der russischen Botschaft gestorben. Wachleute der Berliner Polizei sollen den 35-jährigen Mann laut einem "Spiegel"-Bericht bereits am 19. Oktober gegen 7.20 auf dem Gehweg auf der Rückseite des Botschaftskomplexes gefunden haben. Nach Informationen des Magazins soll der Mann Verbindungen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB gehabt haben.
Todes-Drama an russischer Botschaft: Diplomat (35) tot in Berlin aufgefunden worden
Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte am 5. November, der Fall sei bekannt. Aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen werde man sich aber nicht weiter dazu äußern. Auch ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft wollte keine Angaben zu dem Fall machen. "Die Botschaft Russlands in Deutschland kommentiert das tragische Ereignis nicht aus ethischen Gründen", teilte diplomatische Vertretung Moskaus in Berlin mit.
Russische Botschaft nennt Tod eines Mitarbeiters "tragischen Unfall"
Die russische Botschaft in Berlin hat den Tod eines Mitarbeiters vor dem Botschaftsgebäude im Zentrum Berlins als "tragischen Unfall" bezeichnet. Zugleich wies die Auslandsvertretung Berichte westlicher Medien über mögliche Hintergründe zurück. "Spekulationen, die im Lichte dieses tragischen Ereignisses in einer Reihe westlicher Medien aufgetaucht sind, halten wir für absolut falsch."
Russischer Diplomat (35) tot aufgefunden: Wurde der Botschaftssekretär aus dem Fenster gestoßen?
Der Mann fiel möglicherweise aus einem oberen Stockwerk des Botschaftskomplexes an der Behrenstraße im Berliner Bezirk Mitte. Er war demnach laut einer offiziellen Diplomatenliste seit Sommer 2019 als Zweiter Botschaftssekretär in Berlin akkreditiert. Den deutschen Sicherheitsbehörden soll er laut "Spiegel" als getarnter Angehöriger des FSB bekannt gewesen sein.
Spekulationen um Zusammenhänge zwischen Diplomaten-Tod und Berliner Tiergarten-Mord
Enthüllungsreporter der Plattformen The Insider (theins.ru) und Bellingcat schrieben, der Diplomat sei der Sohn eines ranghohen russischen FSB-Offiziers gewesen, der in Moskau die "Verwaltung für den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung" leite. "Diese Abteilung befasste sich mit außergerichtlichen Hinrichtungen von Aktivisten und Journalisten in Russland", schreibt das Portal theins.ru.
Deutsch-russische Beziehungen nach Tiergartenmord angespannt
Die Abteilung ist in Russland unter anderem für Terrorismusbekämpfung zuständig und wird von westlichen Nachrichtendiensten mit dem sogenannten Tiergartenmord in Verbindung gebracht. Bei dem Attentat wurde im Sommer 2019 in Berlin ein Exil-Georgier am helllichten Tag erschossen. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft wurde die Tat im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland stark. Das Opfer hatte im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft und galt dort nach Angaben der Anklage als Staatsfeind.
Seit gut einem Jahr versucht das Kammergericht in Berlin die Hintergründe des Mordes aufzuklären. Angeklagt ist ein Russe, der kurz nach der Tat gefasst wurde und in Untersuchungshaft sitzt. Nach Deutschland soll der 56-Jährige erst kurz zuvor mit Alias-Namen eingereist sein. Der Angeklagte hat sich bislang im Prozess nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Selbstmord unwahrscheinlich: Wie kam der russische Diplomat zu Tode?
Zu dem Tod des russischen Diplomaten schrieb der russische Oppositionelle Leonid Wolkow, der selbst mehrfach in der Botschaft war, im Nachrichtenkanal Telegram:Die "Fenster des Gebäudes" seien nicht hoch genug für einen "Selbstmord". Er meinte, dass der Sohn des FSB-Offiziers "aus dem Fenstern geworfen" worden sei. Es gehe hier um etwas "ziemlich Ernstes". Wolkow ist ein enger Vertrauter des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny. Wolkow und Nawalny werfen dem FSB politische Attentate vor. Nawalny wurde im August vergangenen Jahres mit dem Nervengift Nowitschok beinahe getötet und danach in der Berliner Charité behandelt. Nawalny macht ein Killerkommando des FSB für den Mordanschlag verantwortlich.
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loc/news.de/dpa