Joe Biden hat sein erstes Interview nach der raschen Machtübernahme der Taliban gegeben. Darin erklärte er, keiner seiner Berater hätte ihm geraten, die Truppenpräsenz in Afghanistan beizubehalten. Doch seine Vertrauten sagen genau das Gegenteil. Wer sagt die Wahrheit?
Joe Biden hat sein erstes Interview seit der Machtübernahme der Taliban gegeben. Zuvor hatte er laut "Daily Mail" neun Tage lang keine Fragen von Medienvertretern angenommen. Im Interview mit dem Fernsehsender ABC stellte er sich den Fragen von Journalist George Stephanopoulos.
Joe Biden erstes Interview nach Taliban-Machtübernahme
Das Chaos beim Abzug der US-Truppen war nach Ansicht den Präsidenten unvermeidbar - aufgrund des Zusammenbruchs der afghanischen Regierung, des Militärs und der schnellen Machtübernahme der Taliban. Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug angesichts dieser Lage "ohne Chaos" zu meistern, sagte Biden. Gleichzeitig versicherte er, die US-Soldaten am Flughafen Kabul könnten notfalls auch über den geplanten Abzugstermin am 31. August hinaus bleiben, falls bis dahin noch nicht alle ausreisewilligen Amerikaner evakuiert worden seien.
US-Präsident behauptet, NIEMAND hat ihm zur Beibehaltung der Truppenpräsenz geraten
Doch andere Aussagen des Präsidenten sorgten für Verwunderung bei den Zuschauern. So behauptete der 78-Jährige, er könne sich nicht daran erinnern, dass ihm jemand dazu geraten hätte, die Truppenpräsenz in Afghanistan beizubehalten. Das ist insofern verwunderlich, da belegt ist, dassder Generalstabschef Mark Milley2.500 US-Soldaten in Afghanistan behalten wollte.
Verliert Joe Biden den Bezug zur Realität? US-Präsident behauptet, keine Toten in Afghanistan
Doch damit nicht genug. Weiterhin behauptete Joe Biden, bisher habe es glücklicherweise noch keine Toten bei der Machtübernahme gegeben ("Look, no one is being killed right kow"). Dabei gab es laut der britischen "Daily Mail" inzwischen 12 bestätigte Todesfälle durch das Chaos am Flughafen von Kabul. Verliert der US-Präsident etwa den Bezug zur Realität? Hat er das Geschehen nicht klar im Blick? Hat er Probleme mit seiner Erinnerung?
Joe Biden stufte Taliban-Machtübernahme als"hochgradig unwahrscheinlich" ein
Außerdem fragte ABC-Journalist George Stephanopoulos Biden nach seinen Äußerungen vom vergangenen Monat, wonach eine Machtübernahme durch die Taliban "hochgradig unwahrscheinlich" sei. Biden erklärte, es habe damals innerhalb der Geheimdienste "keinen Konsens" bezüglich der Prognosen für Afghanistan gegeben. Damals habe es geheißen, eine Machtübernahme sei gegen Ende des Jahres wahrscheinlicher.
US-Medien hatten zuletzt unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtet, dass die Regierung intern Warnungen vor einem möglicherweise sehr schnellen Zusammenbruch bekommen haben soll.
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fka/news.de/dpa
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