Donald Trump hat die Angriffe auf das Kapitol erneut öffentlich verharmlost. In einem Interview bezeichnete der Ex-Präsident den wütenden Mob als "liebevolle Menschenmenge". Er machte die Polizei für den Kapitol-Sturm verantwortlich - nicht etwa seine Anhänger.
Inmitten der Streitereien um das Gremium zur Kapitol-Attacke sorgen Interview-Aussagen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump über den 6. Januar für Aufregung. "Und es war übrigens auch eine liebevolle Menschenmenge. Es gab eine Menge Liebe. Das habe ich von allen gehört", sagt Trump nach einem Audiomitschnitt der "Washington Post"-Reporter Carol Leonnig und Philip Rucker. Tatsächlich befanden sich unter den Menschen jedoch zahlreiche Gewalttäter:innen sowie Rechtsextreme, wie die brutal vorgehenden Gruppierungen "Proud Boys" und "Oath Keepers".
Donald Trump verharmlost Kapitol-Stürmung: Er bezeichnet die Angreifer als "liebevolle Menschenmenge"
Leonnig und Rucker haben Trump für ihr neues Buch "I Alone Can Fix It: Donald J. Trump's Catastrophic Final Year" (etwa: Nur ich kann es richten: Donald J. Trumps katastrophales letztes Jahr) im März interviewt. Er glaube, es sei die größte Menschenmenge gewesen, zu der er jemals zuvor gesprochen habe, sagte Trump weiter.
Anhänger Trumps hatten am 6. Januar den Sitz des US-Kongresses in Washington erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Kapitol-Polizist. Trump musste sich wegen des Angriffs einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger zuvor in einer Rede aufgestachelt hatte. Am Ende des Verfahrens wurde der Republikaner freigesprochen.
Donald Trump gibt in Tonbandaufnahmen Polizei Schuld am Kapitol-Sturm
Trump selbst gibt der Polizei die Schuld am Kapitol-Sturm. Den Vorwurf, für die Gewalt verantwortlich zu sein, wies Trump hingegen vehement von sich. Er habe gar nicht gewollt, dass die Menschen ins Kapitol gelangen. Vielmehr sei es die Schuld der Sicherheitskräfte gewesen. "Ich meine, in aller Fairness, die Kapitol-Polizei hat die Leute hereingelotst", sagte Donald Trump und fügte hinzu, dass die Polizei "sehr freundlich war" und die Eindringlinge "umarmt und geküsst" habe. Das sei in der öffentlichen Wahrnehmung untergegangen, "aber auch dazu gibt es jede Menge Videoaufnahmen, (...) so ist es nun mal.", behauptet Trump.
Ex-Präsident verteidigt seine gewalttätigen Anhänger
Auch verteidigte Donald Trump die Motive des wütenden Mobs. "Sie sind nur aufgetaucht, um ihre Unterstützung zu zeigen. Weil ich glaube, dass die Wahl manipuliert wurde. Auf einem Level, wie noch nie zuvor etwas manipuliert wurde. Es gibt enorme Beweise, es gibt enorme Beweise. Statistisch gesehen war es gar nicht möglich, dass er (gemeint ist Joe Biden) gewinnt. Ich meine, Dinge wie in Ohio, Iowa, da gab es noch nie eine Niederlage", so Donald Trump. Bis heute glaubt Donald Trump weiterhin daran, dass es einen groß angelegten Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegeben habe.
Pelosi lehnt Trump-Anhänger für Ausschuss zu Kapitol-Sturm ab
In der kommenden Woche soll im Repräsentantenhaus der Ausschuss zur Untersuchung der Attacke auf das Kapitol beginnen. Zwischen Demokraten und Republikanern war es über das Gremium zuletzt zu Zerwürfnissen gekommen. Nancy Pelosi, die Vorsitzende der Kongresskammer, hatte zwei Kandidaten der Republikaner für das Gremium abgelehnt. Die beiden gelten als treue Anhänger Trumps. Der republikanische Minderheitsführer der Kongresskammer, Kevin McCarthy, drohte danach mit einem Boykott des Ausschusses.
"Das ist todernst", sagte Pelosi. "Es geht um unsere Verfassung, es geht um unser Land. Es geht um einen Angriff auf das Kapitol, der aus irgendeinem Grund auf Kosten der Wahrheitsfindung falsch dargestellt wird." Nach Äußerungen und Handlungen der abgelehnten Kandidaten wäre es "lächerlich", wenn sie Teil dieses Ausschusses wären.
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sba/news.de/dpa