Offiziell hat Nordkorea keinen einzigen Coronavirus-Fall zu vermelden - doch der Wutausbruch von Machthaber Kim Jong Un bei einer Sondersitzung des Politbüros lässt zwischen den Zeilen erkennen, wie gebeutelt das ostasiatische Land ist.
Offiziellen Zahlen zufolge ist Nordkorea bislang problemlos durch die weltweit grassierende Coronavirus-Pandemie gekommen: Das an China und Südkorea grenzende Land in Ostasien hat nach eigenen Angaben keinen einzigen Covid-19-Fall registriert, obwohl Tausende Tests durchgeführt wurden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un versteht bei diesem Thema keine Scherze, wie bei einer aktuellen Politbüro-Sonderversammlung deutlich wurde.Der britischen "Daily Mail" zufolge steigerte sich der nordkoreanische Machthaber in einen Wutanfall hinein und rechnete mit hochrangigen Funktionären ab.
Kim Jong Un rechnet ab: Schlamperei und Pflichtverletzung in Nordkorea
Schwere Fehler im Kampf gegen das Coronavirus haben Nordkorea nach den Worten von Machthaber Kim Jong Un in eine Krise gestürzt. Der Machthaber gab bei einem erweiterten Treffen des Politbüros der herrschenden Arbeiterpartei in Pjöngjang "hochrangigen Beamten" die Schuld für die Krisensituation und warf ihnen Pflichtverletzung vor.
Die nordkoreanischen Abwehrmechanismen zum Schutz gegen die Coronavirus-Pandemie seien in Gefahr geraten, da mehrere Verantwortliche ihre Pflichten vernachlässigt und "die Staatssicherheit und die Sicherheit des Volkes" in eine tiefe Krise gestürzt hätten. Ein "Mangel an Fähigkeiten und Verantwortungslosigkeit" hätten einen "entscheidenden Fall" herbeigeführt, die Verantwortlichen hätten "zum Selbstschutz und passiv" gehandelt. Was genau Kim Jong Un seinen Funktionären damit vorwarf und was konkret die Sicherheitsrisiken sind, blieb seitens der staatlichen Nachrichtenagentur unkommentiert.
Kim Jong Un bittet zur Sondersitzung: Wütet die Corona-Pandemie in Nordkorea?
Das Politbüro-Treffen wurde nach diesen Berichten am Dienstag (29.06.2021) einberufen, um sich mit den Nachlässigkeiten von Führungskräften der Partei und des Staats zu beschäftigen, die die Entscheidungen der Partei nicht umgesetzt hätten. Es gehe dabei um Maßnahmen, die die "Präventionskampagne" gegen die weltweite Gesundheitskrise erforderten. Den betroffenen Kadern drohen laut Kim Jong Un auch rechtliche Konsequenzen. "Jetzt ist die Zeit, eine Revolution in der Personalverwaltung durchzuführen, bevor die akuten wirtschaftlichen Probleme gelöst werden."
Kim Jong Un droht "schwerwiegende Konsequenzen" an - was hat der Machthaber vor?
Dass bei der Sondersitzung um den heißen Brei herumgeredet wurde, werten externe Beobachter wie der nordkoreanische Überläufer Ahn Chan-il als klares Zeichen, "dass Nordkorea bestätigte Fälle" von Covid-19 habe. "Allein die Tatsache, dass das Politbüro darüber diskutiert und dass die staatliche Nachrichtenagentur darüber berichtet, ist ein Zeichen dafür, dass Pjöngjang internationale Hilfe benötigt", so Ahn Chan-il. Andernfalls hätte es keinen Grund gegeben, das Staatsversagen im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung einzugestehen.
Dass in Nordkorea etwas im Busch ist, bemerkten auch andere Beobachter wie Park Won-gon von der Ewha Womans Universität in Seoul. Die Sondersitzung sei auffällig gut besucht gewesen und die von Kim Jong Un angedeuteten "schwerwiegenden Konsequenzen" könnten ein versteckter Hinweis darauf sein, dass die Coronavirus-Pandemie Nordkorea längst im Griff hat.
Nordkorea schottet sich vor dem Coronavirus ab - und schliddert in eine Hungersnot
Das weithin isolierte Nordkorea ist eines der wenigen Länder, die bisher keinen einzigen Infektionsfall mit Sars-CoV-2 gemeldet haben. Das Land hatte bereits frühzeitig die Grenzen dichtgemacht und ein "nationales Notfallsystem" gegen das Virus eingerichtet. Beobachter gehen aber davon aus, dass es bereits zu Erkrankungen gekommen ist. Ein Ausbruch der Viruskrankheit könnte das ohnehin marode Gesundheitswesen in Nordkorea schnell zum Kollabieren bringen.
Die in Nordkorea zum Schutz vor dem Coronavirus verhängten Maßnahmen haben jedoch "Nebenwirkungen": Das ostasiatische Land hat sich derart abgeschirmt und die Grenzen dichtgemacht, dass der bislang so lebenswichtige Handel mit China ins Stocken geraten ist. Zudem machten Schlagzeilen über eine Hungersnot in Nordkorea die Runde - der in jüngster Vergangenheit drastisch abgemagerte Kim Jong Un warnte seine Untertanen gar, sich auf "die schlimmstmögliche Situation einzustellen".
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loc/news.de/dpa
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