Monatelang erklärten Bund und Länder in der Corona-Krise, Deutschland müsse unter den Wert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner kommen. Dann der Hammer! 35 heißt die neue Schwelle. Wann es endlich wieder Öffnungen geben könnte, erklärte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder jetzt bei Anne Will.
Seit Monaten zwingen Bund und Länder die Menschen in den Corona-Lockdown. Die aktuellen Beschränkungen dauern bis mindestens zum 7. März an. Die um sich greifenden Virusmutationen würden es notwendig machen, auch weiterhin auf Kontaktverbote, geschlossene Geschäfte, Sportstätten und Schulen zu setzen. Tragfähige Konzepte für Lockerungen? Fehlanzeige. "Der Frust" darüber sei "schon umfassend groß" gewesen. Die Meinungen über "Perspektivstrategien" seien jedoch weit auseinander gegangen und in dem Gremium könne nicht offen gesprochen werden, weil gleich alles direkt nach außen dringe, erklärte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nach der letzten Videoschalte der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Coronavirus News: Keine Corona-Lockerungen über Inzidenz von 35
Vor allem der neue Inzidenzwert von 35 Infektionen pro 100.000 Einwohner, der nach den Bund-Länder-Beratungen plötzlich als neue Ziellinie markiert wurde, bereitete der Hoffnung auf schnelle Lockerungen ein jähes Ende. Bisher sprachen Kanzlerin und Ministerpräsidenten stets von einem Wert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Fest steht: Die Stimmung in der Bevölkerung ist so mies wie lange nicht. In der ARD-Talkshow "Anne Will" machte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder am Sonntagabend den Versuch, dass Lockerungs-Dilemma zu erklären. Denn die Zahl 35 sei laut Söder natürlich lange bekannt gewesen, man habe nur nicht darüber geredet, weil man "meilenweit" davon entfernt gewesen sei. Ob das allerdings der richtige Kommunikationsweg ist, darf durchaus bezweifelt werden.
Markus Söder verspricht Corona-Lockerungen bei Anne Will
Für die ebenfalls bei "Anne Will" anwesende "Spiegel"-Journalistin Melanie Amann ist es ein Unding, dass man eine neue Zahl eingeführt habe, "ohne verständliche Erklärung, warum das sein muss". Das Resultat aus ihrer Sicht: "Hier wurde die Chance verschenkt, dass die Leute mitziehen!" Doch es macht den Eindruck, dass Markus Söder das alles schlicht nicht nachvollziehen kann. Oder will. Stattdessen legt er den nächsten Köder aus: Er spricht über mögliche Corona-Lockerungen. Falls "die Mutation nicht so schnell zuschlägt, wie das viele Experten befürchten, wird es sehr schnell weitere Öffnungsschritte geben", stellt Söder in Aussicht.
Coronavirus aktuell: Darum ist der Inzidenzwert 35 plötzlich so wichtig
Falls Bund und Länder nicht noch einen neuen Inzidenzwert aus dem Hut zaubern, der natürlich schon lange bekannt gewesen war - über den aber wieder einmal niemand öffentlich reden wollte, möchte man ergänzen. Doch davon ist bei "Anne Will" natürlich nichts zu hören. Und nach seinem Lockerungs-Versprechen erklärt Söder dann doch noch, was es mit dem Inzidenzwert 35 auf sich hat. Denn die Zahl 35 sei "ein ganz entscheidender Mutations-Puffer, um es zu schaffen, nicht gleich wieder ein Auf und Zu, ein Vor und Zurück, ein Stop und Go zu haben."
Hier sehen Sie die aktuelle Ausgabe von "Anne Will" in der ARD-Mediathek noch einmal.
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rut/fka/news.de/dpa
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