Es ist eine hart umstrittene Maßnahme. In Pakistan sollen Vergewaltiger künftig kastriert werden. Dazu hat die Regierung neue Anti-Vergewaltigungsverordnungen verabschiedet. Doch die geplanten Strafen stoßen auf Widerstand.
In Pakistan sollen jetzt offenbar endgültig Nägel mit Köpfen gemacht werden. Nachdem mehrere grausame Vergewaltigungsfälle bekannt geworden waren und zu landesweiten Protesten geführt hatten, billigte die Regierung prinzipiell zwei Gesetzesänderungen, die drastische Maßnahmen für die Missbrauchs-Täter vorsehen.
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Vergewaltiger werden kastriert in Pakistan laut neuem Gesetz nach Missbrauchs-Serie
Demnach will die pakistanische Regierung die chemische Kastration als Strafe für Vergewaltiger genehmigen, nachdem eine Mutter bei einem unfassbaren Missbrauch Anfang dieses Jahres vor ihren eigenen Kindern vergewaltigt wurde. So habe Premierminister Imran Khan bei einer Kabinettssitzung zwei wesentliche Änderungen für die Anti-Vergewaltigungs-Verordnung und die pakistanische Strafgesetzbuch-Verordnung ausarbeiten lassen.
Pakistan erlässt neue "Anti-Vergewaltigungsverordnungen"
Wie Informationsminister Shibli Faraz laut "Dawn News" auf einer Pressekonferenz erklärte, habe das Bundeskabinett mehrere "Anti-Vergewaltigungsverordnungen verabschiedet, die die grundlegende Definition von Vergewaltigung ändern und eine schwere Bestrafung für Gruppenvergewaltigung und das Erhängen von Vergewaltigern vorschlagen".
Mit der Entscheidung gingen viele kritische Stimmen einher. "So intuitiv es auch sein mag, wenn Vergewaltiger eine Version des Traumas ertragen sollen, das sie ihren Opfern zugefügt haben, ist diese Art der Vergeltung letztendlich ethisch falsch und lässt die Grundursache außen vor", schreibt zum Beispiel Zahra Khozema in "The New Arab". Die Ursache des Problems liege demnach bei geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Idee, dass Vergewaltigung immer noch als tragfähiges Mittel angesehen wird, um Macht und Herrschaft auszudrücken, würde man mit den Gesetzesänderungen nicht verhindern.
Kastration für Sexualstraftäter - Debatte um Gesetz in Kaschmir
Bereits im Juli war in Pakistan nach einer Gesetzesänderung in der teilautonomen Himalayaregion Kaschmir eine Kontroverse um die Bestrafung von Sexualverbrechen entbrannt. Sexualstraftätern droht bei der Vergewaltigung von Minderjährigen Kastration. Auch die Todesstrafe, lebenslange Haft und hohe Geldbußen sind vorgesehen.
Ansar Burney, einer der führenden Menschenrechtsaktivisten in Pakistan, kritisierte das Gesetz als unmenschlich. "Das Schlimmste ist, dass es missbraucht werden kann, weil das Strafverfolgungs- und Justizsystem in Pakistan schwach ist und manipuliert werden kann", so der 62-Jährige. Auch Anwälte in Pakistans Hauptstadt Islamabad äußerten Kritik.
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rut/fka/news.de/dpa
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