Bei kaltem Winterwetter fuhren den ganzen Tag Transporter und Polizeiwagen auf das Rollfeld des Frankfurter Flughafens. An Bord: 25 junge Afghanen, die wieder zurück in ihre Heimat sollen. Außerdem 80 Begleitpolizisten, Ärzte und Vertreter von Menschenrechtsorganisationen. Am Flughfafen kam es aufgrund der Sammelabschiebung zu Demonstrationen gegen den Rücktransport.
Mit der zweiten Sammelabschiebung von Afghanen aus Deutschland sind am frühen Morgen 26 junge Männer am Kabuler Flughafen angekommen. Das Charterflugzeug landete planmäßig um 7.15 Uhr. Die Ankunft verlief ruhig. Einer der Passagiere konnte oder wollte das Flugzeug nicht verlassen. Afghanische Polizeibeamte sagten, der Mann sei krank. Ein Vertreter des Flüchtlingsministeriums sagte, die deutsche Seite sei "entgegenkommend" gewesen und fliege den Kranken wieder nach Deutschland. Nach einer anderen Quelle ist die Entscheidung noch nicht gefallen.
Keine Unterstützung für Abgeschobene
Im Gegensatz zu freiwilligen Rückkehrern, die bisher 700 Euro erhalten, bekommen abgeschobene Afghanen keine Unterstützung. Sie haben oft keine Möglichkeit, vor dem Flug Verwandte anzurufen. Laut einer Liste kamen mehrere der jungen Männer aus Kabul und der westafghanischen Stadt Herat, andere aus den unsicheren Provinzen Logar, Kunar, Kapisa oder Wardak.
Sammelabschiebung nach Kabul: Ein Afghane - drei Aufpasser
Außer den abgelehnten Asylbewerbern waren noch 79 Polizisten, Mediziner, Dolmetscher und Mitglieder verschiedener Menschenrechtsorganisationen an Bord. Somit fallen auf einen abgeschobenen Afghanen drei Polizisten, die ihn bewachen. Unter den Abgeschobenen waren offenbar auch wieder Kriminelle, die ihre Strafe verbüßt haben. Ein junger Mann, der seinen Namen mit Mohammad Sarwari angab, sagte, er habe vier Monate wegen einer Schlägerei im Gefängnis gesessen.
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Abschiebeticket kostet 14.000 Euro pro Person
Solch eine Sammelabschiebung ist nach "Bild"-Informationen auch eine hohe finanzielle Belastung, möglicherweise ein Grund, warum sich die Bundesländer weigern, Abschiebungen zu organisieren. Die Gesamtkosten für die Sammelabschiebung vom Montag sollen sich auf 350.000 Euro belaufen, pro Kopf wären das 14.000 Euro für die Rückführung in die Heimat. Die afghanischen Behörden hatten unterschiedliche Angaben, wie viele Passagiere am Ende wirklich in Kabul landen würden.
Viele der abgeschobenen Afghanen wollen zurück nach Deutschland
Der Flug soll problemlos verlaufen sein, die abgelehnten Flüchtlinge landeten am Dienstag morgen mit ihrem wenigen Hab und Gut in Kabul. Mehrere Passagiere riefen noch in der Ankunftshalle laut, dass sie sich bald wieder auf den Weg nach Deutschland machen würden. Von den rund 250.000 in Deutschland lebenden Afghanen waren Mitte Dezember nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 11.900 ausreisepflichtig; von ihnen sind etwa 10.300 geduldet.
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koj/rut/news.de/dpa