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Italienische Mafia: Koks-Paradies Allgäu: Hier rieselt der Schnee!

1,6 Kilo Kokain im Spind des Chefs der Drogenfahndung: Das Allgäu ist seit Jahrzehnten Außenstelle der Mafia. Seit Armin N. dort den Kampf gegen den Koks führte, war es ruhiger geworden. Jetzt stellt sich die Frage: Ist der Ex-Drogenfahnder selbst ein Mafioso?

Cosa Nostra, 'Ndrangheta - das klingt nach Sizilien und Kalabrien, nach karger süditalienischer Landschaft, viel Rotwein, viel Koks und gefährlichen Männern, die keine Gnade kennen.

Letzteres stimmt, den ersten Teil kann man auch austauschen gegen Allgäu und saftige grüne Wiesen und Weiden. Denn seit 50 Jahren hat die Mafia einen ihrer lukrativsten Außenposten im Schwabenländle etabliert.

Nachdem im Spind des Kemptner Chefs der Drogenfahndung 1,6 Kilo reinstes Koks gefunden wurden, ist die Allgäu-Mafia in aller Munde. Eingereist mit den ersten italienischen Gastarbeitern sind in den 1960er Jahren auch die süditalienischen Verbrecher. Kokain ist im Allgäu häufiger als Schnee.

Die besten Drogenverstecke
Brustimplantate und Motorrad-Bildband
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  • Die Bananenkiste ist zwar ein Klassiker unter den Drogenverstecken aus Südamerika. Trotzdem sorgten die 140 Kilo Koks bei Aldi für Stimmung. Hätte ein Finder die Drogen vertickt, hätte er rund sechs Millionen Euro damit verdienen können.


    Lesen Sie hier, welche kreativen Verstecke sich Drogenschmuggler noch ausdenken:

  • Statt Silikon tut's auch Koks! Eine 20-jährige Frau aus Panama wurde im Dezember 2012 mit 1,3 Kilogramm Kokain als Brustimplantat auf dem Flughafen von Barcelona erwischt.

  • Weniger gefährlich, aber genauso rafiniert war das Versteck einer Südamerikanerin, das im Januar 2013 in München aufflog: Sie hatte rund 500 Gramm Kokain in ihre Haare eingeflochten.

  • Was der Frau ihre Brustprothese ist dem männlichen Schmuggler seine Kondomsammlung. Ganze 42 Präservative, gefüllt mit 1500 Gramm flüssigem Koks, trug ein Venezolaner am Leib, der 2011 auf dem Madrider Flughafen dem Zoll in die Fänge ging.

  • Fast zeitgleich nahmen die Beamten in Madrid eine US-Amerikanerin fest, die 2,7 Kilo Kokain in den Sohlen ihrer Badeschlappen verstaut hatte.

  • Dass Surfer gern mal kiffen, ist eine Sache. Italienische Drogenfahnder aber spürten ein Surfbrett voller Koks auf.

  • Afrikanische Kunst ist auch alles andere als unverdächtig. Der größte Crystal-Fund Deutschlands wurde im April 2013 in nigerianischen Holzskultpuren entdeckt. Sieben Kilo, außerdem drei Kilo Koks fielen den Ermittler am Flughafen Köln/Bonn in die Hände.

  • Kunst eignet sich generell gut zur Tarnung. 2002 entdeckte der Zoll massenweise Ecstasy-Pillen in Bilderrahmen, die von München und in den US-Bundesstaat Kentucky exportiert werden sollten.

  • Niedliches Kinderspielzeug sollte der Zoll auch immer gleich aufschneiden: Auf der A3 bei Wiesbaden wurde bei einem Schweizer Pärchen 2011 ein süßer weißer Teddy mit Weihnachtsmütze sichergestellt, vollgestopft mit Marihuana und Haschisch. Die Zöllner waren misstrauisch geworden, weil der Teddy stark nach Marihuana roch.

  • Bücher, vor allem die Bibel, waren schon immer das optimale Versteck für Geld, Waffen, Drogen etc. 500 Gramm Kokain entdeckten deutsche Drogenjäger in einem Motorradbildband.

  • Matschige Cremeteilchen, in denen sich zu viel Backpulver konzentriert hat? Mehr als fünf Kilo Kokain fand die spanische Guardia Civil am Flughafen von Barcelona im Gepäck eines Bolivianers.

  • Ein Behinderter wird doch nicht... Aber Drogenkuriere sind auch nicht blöd. Immer wieder findet der spanische Zoll kiloweise Kokain in Prothesen.


    Aber auch in Deutschland hat der Zoll zu tun. 2012 entdeckte er auf dem Leipziger Flughafen Kokain im Gestänge eines Rollators.

  • Wenn alles andere durchleuchtet wird, bleibt immer noch der eigene Körper. Aus Südamerika ist die Praxis berüchtigt, bei der Menschen von der Mafia gezwungen werden, Drogenpäckchen zu schlucken und sie im Magen oder Darm nach Europa einzuschleusen. Als Gegenleistung wird ihnen der Flug ins «gelobte Land» finanziert.

  • Aber die beste Tarnung ist und bleibt die Polizei. In Hamburg züchtet sie Cannabispflanzen zu Forschungszwecken - welche Sorte bildet unter welche Bedingungen wie viel THC? Das muss ja dann auch irgendjemand testen...

  • 1 von 14

    Landgericht Kempten verhandelt einen Mafia-Prozess nach dem anderen

    In den 1980er und 90er Jahren gingen der Drogenfahndung reihenweise dicke Mafia-Fische ins Netz, berichtet die «Süddeutsche Zeitung». Zum Beispiel Gemüsehändler Salvatore Salamone, der sich als Kopf eines sizilianischen Mafia-Clans entpuppte. Nach seiner Auslieferung wurde er in Italien wegen zweifachen Mordes verurteilt.

    Das Allgäu als Drehscheibe des europäischen Drogenhandels - geostrategisch im Herzen Europas günstiger gelegen als der Süden des italienischen Stiefels ziehen sich nach wie vor wichtige Kokain-Handelsstränge über Kempten. Auch aktuell laufen am dortigen Amtsgericht immer wieder Prozesse gegen süditalienische Mafiosi, schreibt die «Süddeutsche».

    War der Chef der Kemtener Polizei selbst ein Mafioso?

    Salamone, di Stefano, Pietro B., so hießen Mafia-Bosse, die in Kempten dingfest gemacht wurden. 1998 dann ein knallharter Profikiller, Giorgio Basile. Seit Armin N., der Mann mit dem Koks im Spind, 2000 Chef der Drogenfahndung wurde, nahm die Zahl der Prozesse ab. Nun steht die Frage im Raum: Warnte Armin N. er die Mafiosi? War er selbst einer von Ihnen?

    Das müssen nun seine bisherigen Kollegen herausfinden.

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    iwi/news.de

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