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Öltanker-Unglück in der Nordsee: Brände eingedämmt - Kapitän nach Kollision festgenommen

Nach der Kollision zweier Schiffe vor der britischen Küste ermitteln die Behörden, wie es dazu kommen konnte. Ein Mann wird festgenommen. Alle aktuellen News zum Tanker-Unglück hier.

Auf dem Handout-Foto ist schwarzer Rauch zu sehen, der nach einer Kollision zwischen einem Öltanker und einem Frachtschiff vor der Küste von East Yorkshire in die Luft steigt. (Foto) Suche
Auf dem Handout-Foto ist schwarzer Rauch zu sehen, der nach einer Kollision zwischen einem Öltanker und einem Frachtschiff vor der Küste von East Yorkshire in die Luft steigt. Bild: dpa/Bartek Śmiałek/AP | -
  • Frachter-Unglück in der Nordsee: Öltanker geht in Flammen auf
  • Schiff vor Yorkshire gerammt
  • Ursache für den Zusammenstoß noch unklar
  • Suche nach vermissten Crewmitgliedern abgebrochen
  • Große Sorge vor Umweltkatastrophe
  • Deutsches Havariekommando ausgesendet

Die Brände auf dem mit einem Containerschiff kollidierten Öltanker "Stena Immaculate" sind nach Angaben der Küstenwache eingedämmt. Es gebe "keine sichtbaren Flammen" mehr an Bord, teilten die Briten mit. Möglicherweise könne im Verlauf des Mittwochs eine Untersuchung auf dem verunglückten Schiff durchgeführt werden. Zwei riesige, teils ausgebrannte Schiffswracks treiben nach ihrer folgenschweren Kollision in der Nordsee - die Behörden ermitteln die Unglücksursache. Die Polizei nahm am Dienstagabend einen 59-Jährigen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung fest. Die deutsche Reederei Ernst Russ bestätigte der BBC, dass es sich um den Kapitän des Containerschiffs "Solong" handele. Ein Polizeisprecher sagte der BBC zufolge, gegen den Mann werde wegen grober Nachlässigkeit im Zusammenhang mit der Kollision ermittelt. Weitere Angaben machte die zuständige Humberside Police zunächst nicht.

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Schiffe brennen in der Nacht weiter - Suche nach einzigem Vermissten eingestellt

In der Nacht zum Dienstag brannten die beiden Schiffe weiter. Wie die britische BBC unter Berufung auf die Küstenwache weiter berichtete, wurde die Suche nach dem einzigen vermissten Crew-Mitglied derweilen abgebrochen. Die Sorge vor einer Verschmutzung der Nordsee bleibt derweil groß.

Unterdessen hat das deutsche Havariekommando ein Mehrzweckschiff zur Unterstützung entsendet. Die "Mellum" der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes soll heute (Dienstag, 11.03.) eintreffen. Sie sei unter anderem mit Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl ausgerüstet. Rund 20 Menschen seien an Bord, hieß es vom Havariekommando.

Zudem stehe ein Flugzeug vom Typ DO 228 auf Abruf bereit. Die Bundeswehr bezeichnet es als "Öljäger", weil es mit leistungsstarken Kameras und Sensoren dabei helfen könne, Schadstoffe im Wasser zu finden.

Tanker-Unglück vor Großbritannien: Rettungsaktion läuft

Ein Sprecher von Premierminister Keir Starmer äußerte, es sei eine "äußerst besorgniserregende Situation". Ohne weitere Details zu kennen, werde nicht über die Unglücksursache spekuliert. Laut BBC hatte der Tanker 220.000 Barrel (knapp 35 Millionen Liter) Treibstoff des US-Verteidigungsministeriums geladen. Mindestens ein Tank wurde beschädigt. Laut Küstenwache gebe es aber bislang keine weiteren Berichte über eine Verschmutzung der Nordsee durch eines der Schiffe über das hinaus, was während und nach der Kollision beobachtet wurde.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Großbritannien teilte mit, man beobachte die Berichte genau. "Sowohl die hohe Geschwindigkeit als auch die Videos von den Folgen geben Anlass zu großer Sorge", sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Video zeigt brennenden Tanker: Schiff vor Yorkshire gerammt

Nach Medienberichten habe der Tanker in der Humber-Mündung an der Ostküste in der Nähe der Stadt Hull geankert, bevor es von einem Frachtschiff gerammt wurde. Bilder und Videos auf der Social-Media-Plattform X, früher Twitter, zeigen schwarze Rauchwolken, die von dem brennenden Öltanker aufsteigen. Die Schiffe werden von dem Rauch fast völlig verschluckt. Der Tanker soll laut offiziellen Meldungen eine "volle Ladung" Kerosin an Bord gehabt haben. Wieso das Schiff in den Tanker fuhr, ist noch unklar.

Auf Internetseiten, die Schiffsrouten detailreich verfolgen, ist zu sehen, wie mehrere Schiffe in der Nähe vor Ort sind. Der in Brand geratene Öltanker soll demnach die "Stena Immaculate" sein, die unter US-Flagge fährt. Das Frachtschiff soll die unter portugiesischer Flagge fahrende "Solong" sein. Der BBC zufolge, die sich auf die Reederei Stena Bulk beruft, ist die Besatzung der "Stena Immaculate" in Sicherheit.

Es sei aber noch zu früh, das Ausmaß von Schäden für die Umwelt zu bestimmen, so der Sprecher weiter. Die Größenordnung von Auswirkungen hingen von mehreren Faktoren ab, darunter des Typs und der Menge an Öl, die der Tanker geladen habe, dem Treibstoff in beiden Schiffen und wie viel davon ins Wasser gelangt sei.

Wie sich ein Austritt von Öl auswirke, hänge auch stark von den Wetterbedingungen ab. "Im Falle einer Ölpest oder eines Verlusts von Gefahrgut aus dem betroffenen Containerschiff wird auch die Schnelligkeit der Reaktion entscheidend sein, um Auswirkungen zu begrenzen", sagte der Greenpeace-Sprecher.

Hier können Sie das Video sehen.

Öltanker-Unglück in der Nordsee - "Mehrere Explosionen an Bord"

Es sei zu früh, um über die Unglücksursache zu spekulieren, sagte auch der Geschäftsführer der Reederei Stena Bulk, Erik Hanell. Das Unternehmen Crowley, das die Technik der "Stena Immaculate" betreut, teilte bei X mit, der Tanker habe vor Anker gelegen, als er von dem Frachter gerammt worden sei. Dabei sei ein Tank mit dem Flugzeugtreibstoff beschädigt worden und ein Feuer ausgebrochen. Es habe "mehrere Explosionen an Bord" gegeben. Der Leiter des Hafens von Grimsby äußerte, ihm sei von einem "Feuerball" berichtet worden.

Der Vorsitzende des Stadtrates der nahegelegenen Stadt Hull sprach in der BBC von einer "verheerenden" Lage. Die potenziellen Umweltfolgen seien besorgniserregend, in den kommenden Tagen müsse "sehr schnell" daran gearbeitet werden, diese zu verstehen. Die Küstenwache prüft, ob und welche Maßnahmen zur Bekämpfung von Umweltbedrohungen erforderlich sein könnten.

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/sfx/ife/news.de/dpa

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