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Unwetter-Katastrophe in Spanien: 213 Tote nach Flut-Horror, Suche nach Vermissten dauert an

Das heftige Unwetter in der spanischen Region Valencia mit heftigen Sturzfluten, Schlamm und zahlreichen Verwüstungen forderte bereits 213 Tote. Die Suche nach vermissten Personen dauert indes an.

Nach der verheerenden Unwetter-Katastrophe beginnen nun die Aufräumarbeiten in Spaniens Urlaubsregion Valencia. (Foto) Suche
Nach der verheerenden Unwetter-Katastrophe beginnen nun die Aufräumarbeiten in Spaniens Urlaubsregion Valencia. Bild: dpa/AP/Alberto Saiz
  • Nach Unwetter-Katastrophe in Spanien: Lebensmittel werden knapp
  • Von Wassermassen überrascht: Fluten strömen durch Valencias Straßen
  • Bilder des Schreckens: So heftig wütete das Unwetter

Nach Flutkatastrophe und Unwetter in Spanien: Mehr als 200 Tote

Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern im Osten und Süden Spaniens steigt weiter - und viele Menschen gelten weiter als vermisst. Der Notdienst der am schwersten getroffenen Mittelmeerregion Valencia gab die jüngste Bilanz mit 213 Toten an, wie der staatliche Sender RTVE berichtete.

Das Unwetterphänomen "Kalter Tropfen" hält sich aber weiter über Spaniens Mittelmeerküste auf. Die zweithöchste Warnstufe Orange gilt in Teilen der Region Valencia, unter anderem in der Provinz Castellón, wo heftige Regenfälle niedergehen könnten.

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Tausende Soldaten und Polizisten helfen

Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile sechsten Tag nach der Katastrophe weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen oder Parkhäusern stellt sich die Suche besonders schwierig dar.

Regierungschef Pedro Sánchez hatte am Samstag angekündigt, das Militär vor Ort um weitere 5.000 Soldaten aufzustocken und auch 5.000 Polizisten zu entsenden. Mittlerweile sind mehr als 3.600 Militärangehörige in den am schlimmsten betroffenen Ortschaften nahe der Großstadt Valencia im Einsatz, wie die spanische Zentralregierung in Madrid verkündete.

Vorrang für Retter: Valencia schränkt Straßenverkehr ein

Um den Einsatz der Rettungsdienste nach den Unwettern zu erleichtern, hat die Regierung der spanischen Mittelmeerregion Valencia Verkehrsbeschränkungen angeordnet. Ab Samstag und für zunächst 48 Stunden werde nur noch in besonders begründeten Fällen der Verkehr auf den wichtigen Verbindungsstraßen um die betroffenen Orten erlaubt, kündigte der für Infrastruktur zuständige Beamte, Vicente Martínez Mus, an.

In der Notsituation können die Menschen auch nicht angemessen trauern. Vielen Anwohnern war es bislang nicht möglich, von ihren verstorbenen Angehörigen Abschied zu nehmen. Nach der Obduktion werden die identifizierten und nicht identifizierten Todesopfer in die Feria de Valencia gebracht. In der großen Messehalle der Regionalhauptstadt wurde eine 1.300 Quadratmeter große provisorische Leichenhalle eingerichtet.

Unwetter-Katastrophe in Spanien: Lebensmittel werden knapp

Es fehlt an vielen Orten an Lebensmitteln, Wasser und Strom. Spaniens Regierung kündigte an, von Freitag an weitere 500 Soldaten in die betroffene Region zu entsenden, um die Logistik und die Verteilung von Hilfsgütern sicherzustellen.

"Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen", sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. In der Gemeinde mit 20.000 Einwohnern gebe es noch Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern lebten. Mehr als 1.200 Soldaten beteiligten sich bereits an den Rettungsarbeiten.

Einwohner, freiwillige Helfer und Rettungsdienste schafften Schlamm, Schutt und weggespülte Autos von den Straßen. Die schweren Unwetter vom Dienstag hatten vor allem in der Mittelmeerregion Valencia gewütet. Allein in der gleichnamigen Provinz wurden 155 der bestätigten Todesopfer gemeldet. Auch andere bei Touristen beliebte Regionen am Mittelmeer wie Andalusien und Murcia sowie Kastilien-La Mancha im Landesinneren waren betroffen.

Zahlreiche Vermisste und Tote: Spaniens Regierung am Limit

Weiterhin würden Dutzende Menschen vermisst, erklärte der spanische Minister für Territorialpolitik, Ángel Víctor Torres, nach einer Sitzung des Krisenkomitees. Wegen der hohen Zahl an Todesopfern würden zusätzliche Forensiker in das Katastrophengebiet geholt und notfalls auch Hilfe aus dem Ausland angefordert.

Bei der Wiederherstellung der Infrastruktur und der Räumung blockierter Straßen habe man zwar Fortschritte gemacht. Die Situation sei allerdings weiterhin schwierig, sagte der Minister. Zehntausende Haushalte seien weiterhin ohne Strom. Nach Plünderungen in Geschäften und Häusern werde die Polizei mehr Präsenz zeigen. Medienberichten zufolge wurden in Einkaufzentren, die nach der Katastrophe unbewacht waren, unter anderem elektronische Geräte, Schmuck und Parfüm gestohlen. 39 Verdächtige sind nach Angaben der Nationalpolizei festgenommen worden.

Historisches Unwetter in Spaniens Urlaubsregion rund um Valencia

Der Wetterdienst Aemet sprach in einer ersten Bilanz von einem "historischen Unwetter". Es habe sich um den schlimmsten "Kalten Tropfen" (gota fría) dieses Jahrhunderts in der Region Valencia gehandelt, hieß es auf X. Diese Wettererscheinung tritt in der spanischen Mittelmeerregion in den Monaten September und Oktober häufig auf, sie basiert auf stark schwankenden Temperaturen von Meer und Luft und entsteht, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben.

Wassermassen strömen durch Valencias Straßen. (Foto) Suche
Wassermassen strömen durch Valencias Straßen. Bild: dpa/AP/ALberto Saiz

Unwetter-Katastrophe in Spanien aktuell: Diese Regionen sind besonders betroffen

Besonders schlimm sei die Lage in den bei Urlaubern sehr beliebten Mittelmeer-Anrainer-Regionen.

  • Andalusien
  • Murcia
  • und Valencia. Dort wurden vielerorts Straßen, Häuser und Felder überschwemmt sowie Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen.

Der Ministerpräsident Valencias, Carlos Mazón, hatte Einwohner dazu aufgerufen, sich in höhergelegene Gebiete zu begeben.

Unwetter schockt spanische Bevölkerung: "Hagel so groß wie Golfbälle"

Neben heftigen Regenfällen gab es auch Hagel und starke Windböen. In der andalusischen Küstenortschaft El Ejido unweit von Almería, wo der Hagel bereits in der Nacht zum Dienstag besonders heftig gewütet hatte, wurden Felder und Hunderte Fahrzeuge schwer beschädigt. "Die Hagelkörner waren so groß wie Golfbälle", sagte Landwirtin Mercedes González (46) der Zeitung "El País". "Es schien wie der Weltuntergang."

Tornado zieht durch Spaniens Straßen

Avamet, der Verband für Meteorologie in Valencia, zeichnete sogar einen Tornado auf, der zwischen den Orten Carlet und Alginet (50 Kilometer von Valencia entfernt), wütete. Der Verband veröffentlichte das Bild-Material auf der Plattform "X".

Straßen gesperrt, Flugverkehr eingestellt: Aktuelle Lage in Valencia und Umgebung

Vielerorts im Süden und im Osten Spaniens mussten Autobahnen und Landstraßen gesperrt werden. Auch der Flug- und der Bahnverkehr wurde beeinträchtigt. An zahlreichen Schulen und Universitäten fiel der Unterricht aus. Wegen eines Steinrutsches geriet ein AVE-Hochgeschwindigkeitszug auf dem Weg von Málaga nach Madrid kurz nach Beginn der Fahrt mit 291 Passagieren an Bord nahe der Gemeinde Álora aus den Gleisen. Dabei habe es aber keine Verletzten gegeben, teilte die spanische Bahngesellschaft Renfe mit.

Wie stark die Wassermassen die Urlaubsregionen nahezu überrollten, zeigen zahlreiche Videos bei Social Media. Diese Aufnahmen zeigen den Ort Chiva:

Unwetter-Warnung aktuell auch für Mallorca

Über Mallorca und den anderen Balearen-Inseln war das Unwetter mit Starkregen bereits am Montag gezogen. Inzwischen hat sich die Situation dort wieder beruhigt, obwohl für einige Gebiete - darunter auch auf Mallorca - noch die Unwetterwarnung Gelb galt.

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/bos/news.de/dpa

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