In Fußball-Deutschland steht Public Viewing für kultiges Rudelkucken auf prall gefüllten Innenstadt-Plätzen. Doch diesmal winken etliche Großstädte beim Thema EM-Massenevent ab.
Das Public Viewing mit teils Zehntausenden Zuschauern war ein riesiger Hype während der Heim-WM 2006, dem "Sommermärchen". Wie wird das bei der EM 2024? Knapp vier Wochen vor dem Start zeichnet sich ab, dass es in den größten Städten zwar Veranstaltungen geben wird, etliche Marktplätze diesmal aber auch leer bleiben dürften.
In Berlin soll es wieder rund gehen: Für die große Fanmeile am Brandenburger Tor wurde extra Kunstrasen verlegt und ein riesiges Fußballtor aufgebaut. TV-Sender werden immer wieder vom dortigen Public Viewing berichten. Dazu gekommen ist in diesem Jahr eine zweite Fanmeile auf der Wiese vor dem Reichstag. Insgesamt hoffen die Veranstalter für beide Bereiche an manchen Tagen auf 50 000 bis 100 000 Menschen.
Schwimmende Leinwände in München und Frankfurt
München plant zur Fußball-EM eine Fan-Zone im Olympiapark für 30 000 Menschen. Diese können die Spiele dann auf einer 120 Quadratmeter großen Leinwand im Olympiasee verfolgen. Während der WM 2006 fand das große Public Viewing im Olympiastadion statt. "Wir rechnen insgesamt schon mit einer ähnlichen Anzahl an Menschen, die die Spiele verfolgen werden", sagte ein Stadtsprecher. Wegen Umbaumaßnahmen sei im Stadion aber kein Public Viewing geplant.
In Hamburg startet am 14. Juni das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld. Hier werden alle 51 Spiele live auf mehreren Bildschirmen gezeigt. Darüber hinaus öffnet an 15 Spieltagen das Gelände für das große Public Viewing, wo alle gemeinsam feiern können. Auf einem 100 Quadratmeter großen Screen werden hier alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft, die fünf Spiele im Volksparkstadion sowie alle Spiele der Finalrunde übertragen.
An den vier Spielorten in NRW - Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln - gibt es spezielle Fanzonen und mindestens eine offizielle Public-Viewing-Area. Hier werden alle Spiele gezeigt, die in der jeweiligen Stadt stattfinden, sowie alle deutschen Spiele.
Am Mainufer in Frankfurt wird eine 1,4 Kilometer lange Fan-Zone mit schwimmender Leinwand errichtet, die Zone soll Platz für 30 000 Menschen bieten.
"Damals war die Euphorie noch eine andere"
Anderswo halten sich die Großstädte beim offiziellen Public Viewing zurück. In Baden-Württemberg etwa bietet lediglich Stuttgart ein umfangreiches Programm. Das Public Viewing auf dem zentralen Schlossplatz hat eine Kapazität von rund 30 000 Menschen. Bereits bei der WM 2006 war Stuttgart Ausrichter - auf dem Schlossplatz verfolgten damals regelmäßig bis zu 50 000 Menschen die Übertragungen. Fehlanzeige dagegen bei den anderen Kommunen im Südwesten: Freiburg, Karlsruhe Konstanz, Ulm, Mannheim - alle wollen kein städtisches Public Viewing organisieren.
Weitere Großstädte, die bislang kein innerstädtisches Public Viewing planen, sind etwa Nürnberg, Potsdam, Bremen, Duisburg, Essen, Dresden und Chemnitz. Zu den Finalspielen der WM 2006 gab es auch in Erfurt eine große Leinwand auf dem Domplatz. Nun sagt eine Stadtsprecherin: "Damals war die Euphorie noch eine andere."
Am "Fußballstrand" von Heringsdorf dürften von Mitte Juni an wieder viele Fans mit der deutschen Mannschaft mitfiebern. Bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine war der ZDF-Fußballstrand an der Heringsdorfer Seebrücke auf Usedom Dreh- und Angelpunkt der Live-Berichterstattung. Damals moderierten Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn hier fürs ZDF und schalteten von Heringsdorf aus zu den Spielorten.
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