Weil er seinen Sohn im Schlaf missbraucht haben soll, musste sich ein Ex-Staatsanwalt jetzt vor dem Lübecker Landgericht verantworten. Dieses verurteilte den Mann wegen Vergewaltigung seines Kindes zu anderthalb Jahren auf Bewährung.
Das Landgericht Lübeck verhandelt aktuell einen schweren Fall von Kindesmissbrauch. Einem früheren Staatsanwalt wird vorgeworfen, im März 2019 möglicherweise schlafwandelnd seinen Sohn missbraucht zu haben. Der Angeklagte soll dem damals acht Jahre alten Jungen, mit dem er im selben Bett geschlafen hatte, in die Pyjamahose gefasst und dessen Geschlechtsteil berührt haben, wie Oberstaatsanwalt Axel Bieler sagte. Am Mittwoch (14.02.) fiel nun das Urteil in dem Prozess.
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Kindesmissbrauchsprozess: Vergewaltigte Ex-Staatsanwalt seinen Sohn als Schlafwandler?
Der Angeklagte äußerte sich am ersten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen. Bei früheren Vernehmungen hatte er ausgesagt, er könne sich an den Vorfall nicht erinnern. Der 52 Jahre alte Jurist hatte sich selbst angezeigt. Das Gericht lehnte Forderungen von Verteidigung und Nebenklage ab, die Öffentlichkeit über weite Strecken von der Verhandlung auszuschließen. In dem Prozess ging es unter anderem um die Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten.
Zwar sah den früheren Angaben der Kieler Staatsanwaltschaft zufolge sowohl sie selbst als auch die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein eine Verurteilung des ehemaligen Staatsanwalts als nicht wahrscheinlich an. Nach einem erfolgreichen sogenannten Klageerzwingungsverfahren vor dem Oberlandesgericht musste die Staatsanwaltschaft aber Anklage in dem Fall erheben.
Leidet der Angeklagte wirklich unter Sexsomnia?
Der Angeklagte soll unter einer Schlafstörung leiden. Vor Gericht äußerte sich seine Ex-Freundin dazu. Beide waren vor 20 Jahren ein Paar. Sie sagte, dass er während seiner Schlafwandelphase mit ihr Sex hatte. "Es ist bei uns mehrfach vorgekommen, dass ich mitten in der Nacht wach wurde, weil er mich gestreichelt hat, wir dann miteinander geschlafen haben und er mittendrin abrupt aufgehört hat", zitiert sie "Bild". Dann schlief er wieder ein. Am nächsten Morgen konnte er sich daran nicht mehr erinnern. Sie meldete sich selbst bei den Behörden, um eine Erklärung zu liefern, wie sie selbst sagt. "Meine Triebfeder ist sein Kind, ich möchte dem Jungen eine Erklärung für das Verhalten seines Vaters geben."
Ex-Staatsanwalt wegen Vergewaltigung verurteilt
Am Mittwoch verurteilte das Landgericht Lübeck den Ex-Staatsanwalt wegen Vergewaltigung in Tateinheit mit schwerem sexuellen Missbrauch seines Sohnes zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Vier Monate gelten bereits als verbüßt, wie die Vorsitzende Richterin bei der Urteilsbegründung am Mittwoch sagte.
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Was ist Sexsomnia?
Der Verurteilte leidet angeblich an Sexsomnia, einer Form der Parasomnie. In beiden Fällen treten im Schlaf und in der Schlaf-Phase unerwünschte Reaktionen auf. Diese Form des Schlafwandelns gehört zu den nicht-organischen Schlafstörungen. Betroffene wachen nachts auf und haben Sex oder masturbieren. Daran erinnern sie sich nicht. Schlafwandlern ergeht es ähnlich. Sie wissen am nächsten Morgen nicht, was sie gemacht haben. Schlaf-Sex tritt in Form von Aufweckreaktionen während der Non-REM-Phase auf. Wissenschaftler wissen nicht genau, wieso eine Sexsomnia entsteht. Laut der Internationalen Gesellschaft für Sexualmedizin könnten genetische Bedingungen eine Rolle spielen. Eine Diagnose lässt sich nicht einfach stellen. Es bedarf weiterer Forschung. Mediziner warnen jedoch, dass Menschen ohne Diagnose sexuelle Übergriffe mit der Schlafstörung rechtfertigen könnten, sagte Dr. Raj Dasgupta gegenüber "Refinery29".
In einer Studie aus dem Jahr 2021 berichten Wissenschaftler über den Fall einer Frau, die an Sexsomnia leidet. In Schottland sorgte 2011 ein Fall für Schlagzeilen. Ein Brite soll eine 16-Jährige, die bei ihm und seiner Familie übernachtete, vergewaltigt haben. Das Gericht in Swansea sprach ihn aber frei, weil er an Sexsomnia leidet.Das Landgericht Lübeck will einen Gutachter anhören. Der Prozess wird fortgesetzt.
Haben Sie, ein Angehöriger oder Freunde sexuelle Gewalt erlebt? Beim "Hilfetelefon Sexueller Missbrauch" erhalten Sie Hilfe unter der Telefonnummer: 0800 22 55 530. Weitere Hilfsangebote finden Sie hier.
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bos/news.de/dpa