An einem Gymnasium in St. Leon-Rot in Baden-Württemberg ist am Donnerstag eine Schülerin ums Leben gekommen. Sie wurde offenbar von einem Mitschüler getötet. Polizisten nahmen den mutmaßlichen Täter fest. Inzwischen sitzt er in Haft und schweigt zu den Vorwürfen..
Ein 18-jähriger Deutscher, der eine gleichaltrige Schülerin in St. Leon-Rot bei Heidelberg getötet haben soll, sitzt in Untersuchungshaft. Wie die "Bild" am Montag, 29. Januar, berichtet, schweigt er weiterhin zu den Vorwürfen. Währenddessen läuft der Unterricht im Gymnasium, wo sich die Bluttat ereignet hat, wieder an. Schülerinnen und Schüler bekommen professionelle Hilfe.
18-Jähriger in Haft nach Gewalttat an Gymnasium: Behören hatten Täter im Blick
Der Tatverdächtige sei der zuständigen Haftrichterin des Amtsgerichts Heidelberg vorgeführt worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Sie habe Haftbefehl erlassen und in Vollzug gesetzt. Anschließend sei der 18-Jährige in eine Justizvollzugseinrichtung gebracht worden. Er war nach dem gewaltsamen Tod der Schülerin am Donnerstag zunächst geflohen, kurze Zeit später gefasst worden.
Polizei, Schule und Jugendamt haben den 18-Jährigen, der nahe Heidelberg eine gleichaltrige Schülerin getötet haben soll, wegen seiner Beziehung zum Opfer seit längerem im Blick gehabt. Das geht aus Informationen von Polizei und Staatsanwaltschaft vom Freitag hervor. Die Schülerin hatte demnach im November 2023 Anzeige erstattet wegen vorsätzlicher Körperverletzung.
Die Polizei habe daraufhin Zeugen und den Beschuldigten vernommen. Wenige Tage nach dem Vorfall sowie Mitte Dezember 2023 hätten die Beamten zudem sogenannte Gefährderansprachen gehalten. Die Polizei hatte den Angaben zufolge auch Kontakt zum Jugendamt und der Schulleitung aufgenommen in der Sache. Die Schule habe dann "Maßnahmen der Kontaktbeschränkung im Schulbetrieb" getroffen. Ein gerichtlich angeordnetes Kontaktverbot gab es nicht.
Nach bisherigen Erkenntnissen waren das Opfer und der mutmaßliche Täter im Jahr 2023 zeitweilig liiert. Zum Zeitpunkt der Tat sei die Beziehung jedoch bereits beendet gewesen, so die Staatsanwaltschaft.
Schule wollte Kontakt zwischen 18-Jährigem und Opfer unterbinden
Der mutmaßliche Täter sollte sein Opfer nach einer Intervention der Schule eigentlich nicht mehr über den Weg laufen. Die Schule habe sich nach einer Anzeige der Schülerin wegen Körperverletzung im vergangenen Jahr mit der Polizei abgestimmt, teilte der Kommunikationsexperte Dirk Metz am Freitag im Rathaus der Gemeinde mit. Metz war von der Schule in der Sache beauftragt worden.
Es seien nach sorgfältiger Abwägung Vereinbarungen getroffen worden, dass die beiden Personen sich "möglichst nicht begegnen", sagte Metz. "Das war das Hauptziel." Zuletzt hätten alle Beteiligten den Eindruck gehabt, dass sich die Dinge beruhigt hätten. "Hundertprozentige Sicherheit gibt es halt nicht."
St. Leon-Rot: Opfer hatte mutmaßlichen Täter zuvor angezeigt
Der mutmaßlichen Täter war bei der Polizei nicht unbekannt. Bereits im November 2023 habe die Schülerin Strafanzeige gegen ihn wegen körperlicher Gewalt gestellt, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am frühen Donnerstagabend mit. Abgesehen davon sei der Verdächtige strafrechtlich bislang nicht in Erscheinung getreten.
Polizeisprecher: "Opfer wurde gezielt vom Täter angegangen"
Wie "Focus" berichtet, erklärte Polizeisprecher Knapp dem Sender "Rhein-Neckar Fernsehen" am Donnerstag: "Das Opfer wurde gezielt vom Täter angegangen." Er habe zudem angegeben: "Die neusten Erkenntnisse werden zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei abgestimmt. Noch heute sollen neue Details zu Tathergang veröffentlicht werden. Für heute sind die polizeilichen Maßnahmen beendet." Damit seien Arbeiten vor Ort gemeint, die Staatsanwaltschaft arbeite währenddessen weiter.
18-Jähriger lieferte sich nach der Tat Verfolgungsjagd mit Polizei
Der 18-Jährige, lieferte sich nach der Tat eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Der Verdächtige sei am Donnerstag zunächst mit einem Fahrzeug vom Tatort in Richtung Norddeutschland geflohen, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mit. Nach der Ortung des Fahrzeugs sei es den Beamten gelungen, die Verfolgung aufzunehmen. Der Beschuldigte sei "zeitweise mit sehr hoher Geschwindigkeit" vor den Polizeikräften geflohen und habe schließlich einen Unfall mit einem unbeteiligten Fahrzeug gebaut. Sowohl der 18-Jährige als auch der Fahrer des anderen Fahrzeugs seien verletzt worden. Beide seien zunächst in umliegende Krankenhäuser gebracht worden.
Gewalttat an Gymnasium in St. Leon-Rot
Nach der Gewalttat nahe Heidelberg hat die Polizei rund 600 Schülerinnen und Schüler evakuiert. Das berichtete ein dpa-Reporter vor Ort unter Berufung auf Polizeiangaben. Die Kinder seien in einer Veranstaltungshalle gegenüber der Schule untergebracht worden und würden nun sukzessive von den Eltern abgeholt, hieß es. Schwer bewaffnete Polizisten hätten die Schule durchsucht. Die Lage sei mittlerweile ruhig. Im Obergeschoss der Schule seien Kriminaltechniker der Polizei unterwegs.
Zunächst hieß es, die Frau sei in der Schule in St. Leon-Rot schwer verletzt worden. Die Polizei geht nach derzeitigem Stand von einer Beziehungstat aus. Sie war nach dem Alarm mit zahlreichen Fahrzeugen angerückt, auch Notfallseelsorger, Rettungskräfte und ein Hubschrauber waren am Ort. Schülerinnen und Schüler wurden nach Angaben von Donnerstag an einer Sammelstelle betreut.
Keine Gefahr für andere Kinder und Jugendliche laut Polizei
Das betroffene Gymnasium wurde 1998 als Privatgymnasium Leimen mit einer Elterninitiative gegründet. Derzeit werden nach Angaben der Schule dort 685 Schüler von 85 Lehrkräften unterrichtet.
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gom/bos/news.de/dpa
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