Im Kreis Tübingen haben zwei Jungs mit gestohlenem Feuerwerk gezündelte. Dabei verletzte sich ein 13-Jähriger schwer.
Obwohl die Polizei seit Jahren an die Bevölkerung appelliert, mit Feuerwerk und Böllern verantwortungsbewusst umzugehen, melden Kliniken zahlreiche Unfälle. Auch Silvester 2023 wirft bereits seine dunklen Schatten voraus. Seit Donnerstag (28.12.2023) darf in Deutschland Feuerwerk verkauft werden. Obwohl das Anzünden der Pyrotechnik nur in der Zeit vom 31. Dezember um 18 Uhr bis zum 1. Januar 6 Uhr erlaubt ist, hört man vielerorts bereits lautes Böllern - schwere Verletzungen inklusive.
Böller-Unfälle an Silvester 2023: Jugendliche klauen Feuerwerkshülsen - 13-Jähriger erlitt schwere Gesichtsverletzungen
Im Landkreis Tübingen habe ein 16-jähriger Jugendlicher in einem Supermarkt in Rottenburg eine Feuerwerksbatterie auseinandergebaut und daraus einzelne Abschusshülsen gestohlen. Wie die Polizei berichtet, zündete sein 13-jähriger Freund kurz darauf eine dieser Hülsen an und erlitt dabei schwere Verletzungen im Gesicht. Der Jugendliche kam nach dem Unfall am Freitag in ein Krankenhaus.
Lesen Sie auch:Silvester-Krawalle befürchtet! So wappnet sich Berlin gegen Pyro-Chaoten
Schwerverletzt durch Feuerwerk - Risikogruppe laut Klinik männlich
Laut Daten des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) sind Schwerverletzte durch Feuerwerk auffällig oft männlich. "97 Prozent der Bölleropfer sind Männer", heißt es in einer UKB-Auswertung zu rund 150 Patienten, die dort von 2005/06 bis 2022/23 je rund um den Jahreswechsel mit schwerwiegenden Handverletzungen stationär behandelt wurden. "Sie setzen Knall- und Feuerwerk häufiger ein und neigen eher zu risikohaften Verhalten beim Anzünden als Frauen", halten Fachleute der Abteilung für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie fest. Auch Alkoholkonsum spiele eine große Rolle.
Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen häufen sich nach UKB-Erfahrung vom Neujahrsmorgen an. Dieses Phänomen an den Tagen nach der Silvesternacht erklären die Mediziner damit, dass Kinder etwa auf Straßen und Plätzen Blindgänger finden und versuchen, diese zu zünden. "Das ist besonders gefährlich, da diese zum Beispiel bei teilweise abgebrannter Lunte unerwartet schnell explodieren können", heißt es in der Auswertung.
Schweren Traumatisierung durch Böller-Explosion! Ärzte melden komplexe Verletzungen durch Feuerwerk
Wenn beim Hantieren mit Böllern und Raketen etwas schief geht, dann betrifft das häufig die Hände. Das Spektrum reicht laut UKB von oberflächlichen Verbrennungen und Wunden über Ausrenkungen und Knochenbrüche, Sehnen-, Gefäß- und Nervenverletzungen bis hin zu Amputationen und Zerstörung der gesamten Hand. "Weitere gefährdete Körperregionen sind Gesicht, Augen und Ohren."
Riskant kann es etwa beim Nachzünden werden oder wenn Knall- und Feuerwerkskörpern nicht schnell genug aus den Händen geworfen werden, wie die Erfahrung der Klinik zeigt. "Gerade illegale und nicht zertifizierte Knall- und Sprengkörper oder sogar selbst gebaute Sprengmittel führen oft zu besonders schweren Verletzungen."
Rund zehn Tage wurden die betroffenen Patienten im Durchschnitt auf Station behandelt, wobei ein Teil von ihnen mehrfach in den OP kam. "Bei einem Patienten waren sogar zwölf Operationen bis zur endgültigen Versorgung sämtlicher Verletzungen notwendig", hieß es. Zahlreiche Patienten büßten laut der Auswertung Finger oder Teile davon ein. Dass wegen Feuerwerk eine ganze Hand amputiert werden musste, sei in dem Zeitraum ein Mal vorgekommen.
"Neben den äußeren Verletzungen sind auch psychische Folgen oft erheblich", schreiben die Mediziner. "«Im Rahmen der schweren Traumatisierung durch die Explosion wurde bei knapp einem Viertel der Patienten während des stationären Aufenthaltes die Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung gestellt und behandelt."
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bua/news.de/dpa
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.