Ohne Zwischenfälle geht die Silvesternacht in kaum einer deutschen Stadt über die Bühne, doch bundesweit droht kein Böllerverbot zum Jahreswechsel. Welche Städte dennoch Feuerwerk verbieten und wann der Feuerwerksverkauf beginnt, wird hier verraten.
Kurz vor dem Jahreswechsel steigen Politik und Polizei in Berlin in die heiße Phase der Einsatzplanung zu Silvester 2023/24 ein. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) informierte kurz vor dem dritten Adventswochenende die Innenpolitiker aller Fraktionen über die Vorbereitungen für die anstehende Silvesternacht und die Maßnahmen zur Verhinderung erneuter Gewaltausbrüche. Spranger hatte angekündigt, dass deutlich mehr Polizisten als vor einem Jahr im Einsatz sein sollten. Damals waren es etwa 1.300 mehr Polizisten als in normalen Nächten. Auf Unterstützung aus anderen Bundesländern kann Berlin nicht hoffen, weil die Polizei überall zu Silvester gebraucht wird. Von der Bundespolizei werden aber Einheiten erwartet.
Aufgeheizte Stimmung in Berliner Brennpunktvierteln: Große Sorge vor Eskalationen in Silvesternacht
Politik und Polizei rechnen auch in diesem Jahr wieder mit ähnlichen Vorkommnissen wie 2022. Die Stimmung in arabischstämmigen Bevölkerungsgruppen etwa in Neukölln und Gesundbrunnen könnte auch durch den Krieg in Israel und Gaza aufgeheizt sein.
Die umfangreiche Vorplanungen für den anstehendenJahreswechsel laufen bereits seit Monaten. In Kürze soll auch bekanntgegeben werden, in welchen Gebieten Feuerwerk und Böller aus Sicherheitsgründen verboten werden. Für die ganze Stadt ist das rechtlich durch das Land Berlin nicht möglich, weil es dabei um ein Bundesgesetz geht.
Silvester 2023/24 ohne bundesweites Böllerverbot geplant -Feuerwerksverkauf ab 28.12.2023
Ein bundesweites Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper und ein Versammlungsverbot für Silvester und Neujahr sind bislang nicht absehbar - ab dem 28. Dezember 2023 wird es also voraussichtlich wieder Feuerwerkskörper zu kaufen geben. In der Regel findet der Feuerwerksverkauf an den letzten drei Werktagen im Jahr statt, weshalb der Böllerverkauf diesmal am Donnerstag, dem 28. Dezember 2023 beginnt. Zum Verkauf angeboten werden dann bis zum 30. Dezember Kleinfeuerwerk der Klasse II, die an Personen ab 18 Jahren verkauft und nur bis einschließlich 1. Januar 2024 gezündet werden dürfen. Noch 2020 und 2021 waren die Böllerverbote zum Jahreswechsel verhängt worden, um die Krankenhäuser in der Corona-Pandemie vor Überlastung zu schützen - unter anderem, indem Verletzungen beim Abbrennen von Feuerwerk in der Silvesternacht verhindert werden.
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Kommt das Böllerverbot zu Silvester 2023/24 in Berlin?
Unter Druck steht bei den Silvester-Vorbereitungen in der Bundeshauptstadt nicht nur die Innensenatorin Spranger, sondern auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der seinen Wahlsieg Anfang des Jahres zum Teil auch den Ausschreitungen an Silvester verdankte und der nun beweisen will, dass Berlin die Lage unter seiner Führung besser im Griff hat.
Nach Überlegungen von Politik und Polizei könnten Böller auch in Teilen Neuköllns untersagt werden. Krawalle gab es in der vergangenen Silvesternacht zum Beispiel in Neukölln rund um die Sonnenallee. Böllerwürfe auf die Polizei wurden aber auch in Schöneberg, Gesundbrunnen und Spandau registriert, ebenso wie in anderen deutschen Großstädten. In den vergangenen Jahren gab es drei Böllerverbotszonen: am Alexanderplatz, in Schöneberg nahe der Pallasstraße und in einigen Straßen in Alt-Moabit. In der Silvesternacht wollen Polizei und Feuerwehr enger zusammenarbeiten, um die Gefahrenlage zu analysieren und Freiwillige Feuerwehren von den gefährlichen Orten fernzuhalten. Feuerwehrleute, die in früheren Nächten auch mit Raketen beschossen wurden, sollen in bestimmten Gegenden von Polizisten begleitet werden. Die Feuerwehr empfiehlt ihren Leuten, bestimmte Schutzausrüstung zu tragen.
Böllerverbot in Nordrhein-Westfalen: NRW kündigt Feuerwerksverbot zu Silvester 2023/24 in diesen Städten an
Auch in mehreren Großstädten Nordrhein-Westfalens soll es zum Jahreswechsel aus Sicherheitsgründen Böllerverbotszonen geben. Sowohl in Düsseldorf und Köln als auch in Münster und Bochum sollen Sperrzonen eingerichtet werden, in denen Feuerwerk zu Silvester tabu ist, berichtete der WDR. Böllerverbotszonen sollen hingegen in Duisburg, Dortmund , Bonn, Mönchengladbach oder Neuss nicht eingerichtet werden.
In welchen Städten herrscht zu Silvester in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz Böllerverbot?
Wer in Baden-Württemberg Silvester feiert, muss unter anderem in Reutlingen, Konstanz, Karlsruhe, Stuttgart und in der Altstadt von Tübingen damit rechnen, kein Feuerwerk abfackeln zu dürfen, da Böllerverbotszonen eingerichtet werden sollen. In der bayerischen Landeshauptstadt München sind ebenfalls Verbotszonen für Pyrotechnik geplant, dafür soll eine gigantische Lichtshow Neujahrsflair an der Isar verbreiten. Nürnberg hält ebenfalls an den bekannten Böllerverbotszonen am Hauptmarkt und der Kaiserburg fest, Regenburg und Augsburg verfahren zum Jahreswechsel 2023/24 ähnlich. In Rheinland-Pfalz wird Böllern zu Silvester voraussichtlich in Mainz und Trier zumindest in den Stadtzentren verboten.
Feuerwerk zu Silvester verboten: Diese Städte planen Böllerverbotszonen
Silvesterraketen werden aktuellen Böllerverboten zufolge auch in mehreren Städten in Niedersachsen tabu sein, so beispielsweise in Goslar, Lüneburg, Celle, Hannover, Hildesheim, Hameln, Göttingen und Peine. Prinzipiell gilt nicht nur im Norden Deutschlands: In unmittelbarer Nähe von Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Kirchen sowie von Gebäuden, die Reet- oder Fachwerkdächer haben, darf zu keiner Zeit Feuerwerk gezündet werden. Auch in Hamburg soll beispielsweise am Rathausmarkt und an der Binnenalster ein Böllerverbot zu Silvester 2023/24 verhängt werden, Bremen schließt sich diesem Vorbild ebenfalls rund um das Rathaus, im Schnoorviertel und auf dem Markt an, schreibt der "Merkur". Für Silvesterfeiernde in Hessen, genauer gesagt in Fulda und Marburg, gelten ebenfalls Böllerverbote auf bestimmten Plätzen.
Städte- und Gemeindebund gegen ein generelles Böllerverbot
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund ist gegen ein generelles Böllerverbot zu Silvester. "Wir sollten nicht immer nur mit Verboten arbeiten, sondern mit Überzeugung", sagte der Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg am 8. Dezember im "Morgenmagazin" von ARD und ZDF. "Wir haben über 10.000 Städte und Gemeinden, da passiert eigentlich gar nichts. Die machen da ein bisschen Feuerwerk, und die Kommunen sagen, wir machen eine Lichtshow."
Neben Umweltverbänden spricht sich auch die Polizei-Gewerkschaft GdP für ein Verbot von Silvester-Feuerwerk aus. Seit Jahren wird darüber diskutiert. In der vergangenen Silvesternacht war es vor allem in Berlin zu Ausschreitungen gekommen. In mehreren Stadtteilen randalierten Männer mit Böllern und Raketen. Dabei warfen und schossen sie auch Knallkörper auf Polizisten und Feuerwehrleute.
Landsberg gab zu bedenken, ein Verbot könne im Zweifel gar nicht durchgesetzt werden. "Wenn Sie eine große Menschenansammlung in Berlin haben, an Silvester, und da zieht einer den Böller, obwohl es verboten, was passiert denn da? Meinen Sie, der lässt sich beeindrucken von einem Verbot?" In Deutschland gebe es viele Verbote, die auch nicht durchgesetzt werden könnten, sagte Landsberg. Städte und Gemeinden könnten bereits ein Böllerverbot erlassen, wo es Menschenansammlungen gebe. "Das tun auch viele große Städte, nicht alle, aber viele." Das müsse auch durchgesetzt werden.
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loc/news.de/dpa
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