Nach dem Fund einer Kinderleiche in der Donau ist die Identität des toten Jungen noch immer nicht geklärt. Nun steht jedoch der Verdacht im Raum, dass der Leichenfund mit dem seit 1991 ungeklärten Vermisstenfall Ben Needham zusammenhängen könnte.
Sie heißen Madeleine McCann, Rebecca Reusch oder Peggy Knobloch und stehen exemplarisch für Vermisstenfälle, die der Polizei seit Jahren Kopfzerbrechen bereiten. Wenn Kinder spurlos verschwinden, wird der Verbleib der Vermissten oft binnen kurzer Zeit geklärt - doch so mancher Fall bleibt jahre- oder gar jahrzehntelang ein Rätsel.
Ben Needham seit 1991 vermisst: Leichenfund in der Donau erweckt düsteren Verdacht
So verhält es sich auch mit dem Vermisstenfall Ben Needham, der die Ermittler in Großbritannien seit 1991 auf Trab hält. Der kleine Junge, zum Zeitpunkt seines Verschwindens erst 21 Monate alt, verschwand während eines Familienurlaubs auf der griechischen Insel Kos. Seit dem 24. Juli 1991 fehlt jede Spur von dem Kleinkind aus Boston in der englischen Grafschaft Lincolnshire. Jetzt, nach mehr als 32 Jahren, könnte wieder Bewegung in den Vermisstenfall Ben Needham kommen, denn ein mysteriöser Leichenfund in der Donau rückt den ungeklärten Fall wieder in den Fokus.
Totes Kind aus der Donau geborgen: Identität von Jungen bis heute ungeklärt
Rückblick zum 19. Mai 2022: Damals wurde zwischen Großmehring bei Ingolstadt und Vohburg an der Donau im Landkreis Pfaffenhofen in Oberbayern die Leiche eines kleinen Jungen aus dem Wasser gezogen. Das tote Kind trieb auf dem Wasser und wurde von einem Kanufahrer mit seinem Paddel an Land gebracht. Dass das leblose Kind keines natürlichen Todes gestorben und ins Wasser gekommen sein konnte, wurde schnell ersichtlich: Die Leiche des Jungen, der zum Zeitpunkt seines Todes im Vorschulalter gewesen sein dürfte, wurde vermutlich umgebracht. Der Junge, dessen genaue Todesursache weiter unklar ist, war in Plastik eingewickelt und mit einem Pflasterstein im Fluss versenkt worden.
Interpol weitet Ermittlungen nach Fund von Kinderleiche in Oberbayern aus
Bis heute ist die Identität des toten Kindes aus der Donau ungeklärt, passte doch keine Vermisstenmeldung aus dem Frühjahr 2022 zu der Beschreibung der Kinderleiche. Die internationale Polizeibehörde Interpol nahm sich des ungeklärten Leichenfundes an und hat inzwischen nach einem öffentlichen Aufruf etliche Hinweise erhalten. "Wir haben 33 Hinweise aus der Öffentlichkeit bekommen", sagte der Manager der DNA-Datenbanken von Interpol, François-Xavier Laurent, am 5. September 2023 in Lyon. Diese Hinweise seien direkt über die Interpol-Webseite an Interpol und die deutsche Polizei geschickt worden. Nun beginne die Auswertung, um daraus vielversprechende Hinweise auszuwählen.
Könnte der tote Junge aus der Donau den Vermisstenfall Ben Needham nach drei Jahrzehnten lösen?
Deutsche Fahnder konnten auch mehr als ein Jahr nach dem Fund der Leiche bisher keinen Durchbruch vermelden. Wie der Interpol-Fahnder sagte, wird bei Hinweisen auf namentlich konkrete Kinder nun überprüft, ob diese noch leben oder ob diese dem Toten ähneln. Diese Arbeit werde Wochen wenn nicht Monate dauern. "Die Sicherheit, die wir jetzt haben, ist, dass dieser Junge wahrscheinlich nicht deutsch ist." Entweder stamme er aus einem angrenzenden oder einem weiter entfernten Land, sagte Laurent. Inzwischen steht der düstere Verdacht im Raum, dass es sich um den vermissten Ben Needham handeln könnte, der möglicherweise erst einige Zeit nach seinem Verschwinden ermordet worden sein könnte. Die Gesichtsrekonstruktion, die Ermittler nach dem Leichenfund in der Donau erstellten, ähnelt in der Tat dem vermissten britischen Jungen, doch abschließende Gewissheit gibt es derzeit noch nicht.
Hinweisflut nach Interpol-Aufruf: Ermittler rekonstruieren Gesicht von totem Kind
Nach Angaben von Interpol gehen die Ermittler davon aus, dass der Junge zum Zeitpunkt seines Todes zwischen fünf und sechs Jahre alt, etwa 1,10 Meter groß und rund 15 Kilogramm schwer war. Er hatte demnach braune Haare und die Blutgruppe 0. Interpol hatte zusammen mit dem internationalen Aufruf Ende August 2023 auch eine Rekonstruktion des Gesichts des Jungen versendet, die im Herbst 2022 erstellt worden war. Wie der Leiter des Bereichs operationelle Unterstützung und Analyse bei Interpol, Cyril Gout, sagte, handelt es sich um sehr viele Hinweise binnen weniger Tage.
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loc/news.de/dpa