Nach dem schweren Erdbeben in Marokko geht die Suche nach Überlebenden weiter. Mehr als 2000 Tote wurden gemeldet, doch könnte die Zahl steigen. Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch ungewiss.
Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko hat es am Sonntagmorgen ein Nachbeben gegeben. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 3,9, laut der marokkanischen Nachrichtenseite Hespress wurde eine Stärke von 4,5 verzeichnet. Die Zahl der Toten stieg nach Behördenangaben auf inzwischen 2497. Mindestens 2476 weitere Menschen wurden verletzt, mehr als die Hälfte davon schwer, wie marokkanische Medien am Montag unter Berufung auf das Innenministerium berichteten.
Erdbeben-Drama in Marokko: Behörden melde über 2000 Tote - Suche nach Vermissten läuft weiter
Die Suche nach Hunderten Vermissten läuft indessen weiter. Die Menschen in Marokko haben mittlerweile die dritte Nacht in Folge aus Angst vor weiteren Nachbeben in den Straßen von Marrakesch und anderen Orten verbracht. Soldaten versuchen weiterhin, mit Unterstützung ausländischer Hilfsteams in entlegene Bergdörfer vorzudringen. Das Beben vom späten Freitagabend war das schlimmste seit mehreren Jahrzehnten in dem nordafrikanischen Land. König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Trotz zahlreicher Hilfsangebote aus aller Welt hat die Regierung des Landes bislang offiziell keine Unterstützung angefordert. Dieser Schritt ist nötig, bevor ausländische Rettungskräfte eingesetzt werden können. Dennoch halten sich Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und von weiteren Hilfsorganisationen in Deutschland und anderen Ländern für einen möglichen Flug in das Katastrophengebiet bereit. "Von unserer Seite ist alles in die Wege geleitet", sagte eine Sprecherin des THW am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur.
Schwierige Suche nach Überlebenden
Nach dem schweren Erdbeben mit mindestens 2000 Toten stehen die Bergungs- und Rettungstrupps vor großen Herausforderungen. "Einige der am schlimmsten betroffenen Gebiete sind recht abgelegen und bergig und daher schwer zu erreichen", teilte die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) in einer Mitteilung mit. Die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete am Sonntag, dass ein Einsatzteam aus Spanien mit Hunden inzwischen in Marokko eingetroffen sei, um die Such- und Rettungskräfte zu unterstützen.
Erdbeben der Stärke 6,9 erschüttert Marokko
Die Lage sei noch sehr unübersichtlich, teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit. "Fest steht aber, die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen nun dringend humanitäre Hilfe", sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter laut einer Mitteilung. Das Hilfswerk Action Medeor stand nach eigenen Angaben mit Partnerorganisationen in Kontakt.
Das Beben ereignete sich Freitagnacht um 23.11 Uhr Ortszeit und dauerte mehrere Sekunden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6,9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dem USGS zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich.
Panik in Marrakesch, Agadir und Casablanca - Videos zeigen zahlreiche zerstörte Gebäude
Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben in Marrakesch, Agadir und anderen Städten bei Bewohnern Panik aus. Wie die Zeitung "Le Matin" berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren.
Marokkaner posteten Videos, auf denen zu Schutt zerfallene Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen sind, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigen schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Das Beben war Berichten zufolge auch in Portugal und Algerien zu spüren.
BREAKING:
— Visegrád 24 (@visegrad24) September 8, 2023
Major earthquake in Morocco.
6.9 on the Richter scale according to initial reports pic.twitter.com/p8ehVIICWV
Nachbeben laut Experten offenbar weniger stark
Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, bestätigte, dass die Nachbeben weniger stark seien. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte er der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.
Bundeskanzler Olaf Scholz geschockt nach Erdbeben-Drama in Marokko
Bundeskanzler Olaf Scholz drückte sein Mitgefühl aus. "Das sind schlimme Nachrichten aus Marokko", erklärte der SPD-Politiker auf der Plattform X (früher Twitter). "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen dieser Naturkatastrophe." Scholz hält sich derzeit für den G20-Gipfel in der indischen Hauptstadt Neu Delhi auf.
Europäische Union bietet Marokko Hilfe an
Die Europäische Union bot Marokko Hilfe an. "Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen", schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel über den Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften. Michel äußerte sich ebenfalls vom G20-Gipfel.
Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.
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sba/news.de/dpa