Welle der Gewalt in deutschen Freibädern: In einigen Städten muss die Polizei immer wieder wegen renitenten Badegästen und sogar Massenschlägereien anrücken. Nun ist ein Freibad in Berlin bereits seit mehreren Tagen geschlossen.
Renitente Badegäste, Schlägereien und Verletzte: In Deutschland kapitulieren nun erstmals Freibäder vor den Gewaltexzessen. In Berlin ist ein Freibad nun sogar für mehrere Tage dicht. Steht künftig die Polizei direkt am Beckenrand?
Gewaltexzesse in Freibädern: 20-Jähriger in Berliner Prinzenbad niedergeschlagen
Am Sonntag (09.07.2023) wurde im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg ein Mann (20) niedergeschlagen, nachdem er ein Mädchen angesprochen haben soll. Er habe multiple Gesichtsverletzungen erlitten, teilte die Polizei mit. Der 20-Jährige soll mit einer 14-Jährigen ein Gespräch angefangen haben, wodurch sich das Mädchen belästigt gefühlt und lautstark auf sich aufmerksam gemacht haben soll. Ihr 17-jähriger Bruder sei daraufhin mit mehreren Männern herbeigeeilt und habe sofort auf den Mann eingeschlagen. Der 20-Jährige kam ins Krankenhaus.
Columbiabad für mehrere Tage geschlossen! Kapitulieren Deutschlands Freibädern vor der Gewalt?
Doch der Vorfall an der Prinzenstraße war nicht der einzige in einem Berliner Freibad am Wochenende: Das Columbiabad in Neukölln musste am frühen Sonntagabend wegen Rangeleien und renitenter Besucher frühzeitig geschlossen und geräumt werden.Das Freibad bleibe vermutlich die gesamte Woche zu, es werde von Tag zu Tag neu entschieden, hieß es am Mittwochmorgen. "Das Bad ist derzeit aus betrieblichen Gründen geschlossen", war auf der Internetseite zu lesen. Das Freibad war wegen des hohen Krankenstands der Mitarbeiter geschlossen worden. Die Berliner Bäder-Betriebe bemühten sich, das Bad so schnell wie möglich wieder zu öffnen.
"Extreme Belastung" für Mitarbeiter! Patrouilliert die Polizei bald im Freibad?
"Die Menge der Vorfälle und das Verhalten einiger Badegäste stellen für unsere sehr engagierten Mitarbeitenden in den Bädern in der Summe eine extreme Belastung dar. Das ist auf Dauer so nicht tragbar", zeigte sichder Chef der Bäderbetriebe, Johannes Kleinsorg, besorgt. Nach solchen Vorfällen steige die Krankenquote stark an. Das Columbiabad war bereits am Montag aufgrund eines hohen Krankenstandes geschlossen geblieben.
Laut einem Bericht des "Tagesspiegel" hat sich die Belegschaft des Bades bereits Mitte Juni in einem Brief an die Führung der Bäder-Betriebe gewandt. Darin ist der Zeitung zufolge von einem "untragbaren Ausmaß der Umstände" die Rede, unter anderem von "verbalen Attacken" sowie "Spucken und Pöbeln". Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schreiben demnach von einer "eklatanten Unterbesetzung des Personals" und fordern Maßnahmen, darunter ständige Polizeipräsenz, Online-Tickets und namentlicher Einlass.Das Sicherheitspersonal sei überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen.
Im Laufe des Sommers kam es bereits zu mehreren Vorfällen, bei denen die Polizei in Freibädern eingreifen musste. Viele Randalierer sind bekannt, aber das erteilte Hausverbot lässt sich am Eingang kaum kontrollieren. Wegen der Probleme sollen vor ausgewählten Freibädern in Berlin im Laufe des Sommers immer mal wieder die bekannten sogenannten mobilen Wachen der Polizei stehen. Dabei handelt es sich um eine Art kleiner Polizeiwache auf Rädern, also etwa Polizeibusse, die im Innenraum mit Stühlen, Schreibtisch und Laptops ausgestattet sind. Diese mobilen Wachen werden seit einigen Jahren in Parks, vor Bahnhöfen oder an problematischen Orten mit viel Kriminalität positioniert, "um Präsenz zu zeigen und ansprechbar zu sein", wie die Polizei es formuliert.
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Merz für konsequentes Durchgreifen der Polizei gegen Freibad-Randale
Nach Auseinandersetzungen in Berliner Freibädern hat CDU-Chef Friedrich Merz ein konsequentes Durchgreifen der Polizei verlangt. "Hier wird an einer höheren Polizeipräsenz in den Freibädern nichts vorbeiführen", sagte Merz, der auch Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag ist, nach Beratungen der Spitzengremien seiner Partei in Berlin auf eine entsprechende Journalistenfrage. "Das muss auch so vollzogen werden, dass diese Jugendlichen auf absehbare Zeit die Freibäder nicht gleich wieder betreten dürfen", ergänzte er. Es seien genügend rechtsstaatliche Mittel vorhanden, um dies auch durchzusetzen.
Die CDU nehme mit großem Befremden zur Kenntnis, was in sehr vielen Freibildern in Deutschland in diesem Jahr erneut passiere, sagte Merz. "Das sind offensichtlich größere Gruppen von enthemmten Jugendlichen, bei weitem nicht nur mit Migrationshintergrund, aber auch mit Migrationshintergrund." Für alle gleichermaßen könne nur gelten: "Hier muss die Polizei eingreifen und hier müssen auch Platzverweise und Betretungsverbote ausgesprochen werden. Und das muss auch kontrolliert werden."
Wegner will wegen Lage in Freibädern kurzfristig Maßnahmen ergreifen
Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen in einem Berliner Freibad will der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kurzfristig Maßnahmen ergreifen. "Wir werden nicht dulden, dass ein kleiner Teil unserer Bäder zu rechtsfreien Räumen wird. Das wird es mit diesem Senat nicht geben", sagte Wegner in Berlin. Er sei bereits mit Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Gespräch. Wie die Maßnahmen konkret aussehen könnten, sagte er zunächst nicht.
Wegner deutete aber an, dass er Polizeipräsenz in den Bädern kritisch sieht. "Ich sehe die Überstunden bei der Berliner Polizei, ich sehe die Belastungen bei der Berliner Polizei - und ich werde nicht jedes Bad mit mehreren Hundertschaften überwachen können, weil wir hier auch die Berliner Polizistinnen und Polizisten schützen müssen", sagte der CDU-Politiker. "Wir müssen Maßnahmen treffen, die so gut sind, dass die Sicherheit in den Bädern gewährleistet wird und dass die Polizisten nicht das Gefühl haben, sie werden verbrannt. Wir müssen schauen, dass wir mit den Sicherheitsfirmen, die wir da einsetzen, gute Bedingungen schaffen."
Senatorin will wegen Columbiabad Arbeitsgruppe einrichten
Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen im Neuköllner Columbiabad soll eine Arbeitsgruppe der Senatsverwaltung bisherige Maßnahmen zur Gewaltprävention überprüfen. "Auftrag der Arbeitsgruppe ist es ebenso, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen und hierfür Vorschläge zur Begegnung zu entwickeln", teilte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport am Mittwoch mit.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sieht dabei insbesondere die Bäder in der Pflicht, die Probleme zu lösen. "Die Berliner Bäder-Betriebe müssen für die Sicherheit in ihren Anlagen Sorge tragen und den Menschen, die Erholung suchen, offenstehen", teilte sie mit. Dabei werde ihnen der Senat etwa mit Hilfe der Arbeitsgruppe zur Seite stehen. Die Bäder "stehen jedoch in der Pflicht, ihre Verantwortung wahrzunehmen", hieß es.
Nach Randale in Berliner Bädern: Mobile Polizei-Wache vor Prinzenbad
Nach Auseinandersetzungen in Berliner Freibädern ist die Polizei zum Ferienstart mit einer mobilen Wache vor dem Prinzenbad in Friedrichshain-Kreuzberg präsent. Die Polizei hatte bereits angekündigt, während des Sommers vor ausgewählten Bädern auf diese Art immer wieder sichtbar und ansprechbar zu sein. Mit Blick auf die derzeitige Schließung des nur wenige Kilometer entfernten Columbiabads war der Einsatzort der mobilen Wache der Direktion 5 am Mittwoch kurzerhand vor das Prinzenbad verlegt worden, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.
Diese mobilen Wachen, die im Innenraum mit Stühlen, Schreibtisch und Laptops ausgestattet sind, werden seit einigen Jahren in Parks, vor Bahnhöfen oder an problematischen Orten mit viel Kriminalität positioniert - und im Sommer auch vor Berliner Freibädern.
Die Polizei gibt in der Regel im Internet vorab bekannt, wann die Wachen wo zu finden sind, wie ein Behördensprecher sagte. "Je nach Einsatzlage kann sich das aber ändern", sagte er. Dies gelte insbesondere mit Blick auf die Lage in den Freibädern in den Sommerferien.
In Berlin erhalten fast 400.000 Schülerinnen und Schüler am heutigen Mittwoch (12.07.2023) ihre Zeugnisse und starten damit in die Ferien, die offiziell am Donnerstag beginnen.
Berliner Grüne fordern Hausverbot für Mehrfachtäter in Freibädern
Angesichts der Auseinandersetzungen in Freibädern fordert die Berliner Grünen-Fraktion ein Hausverbot für Gewalttäter. Wenn "einige Hitzköpfe" in den Bädern immer wieder bewusst über die Stränge schlagen würden, sei das nicht hinnehmbar und vor allem für die Beschäftigten in den Bädern ein Risiko, erklärte der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Vasili Franco, am Mittwoch. "Deshalb sollte bei gewalttätigen Mehrfachtätern ein berlinweites Hausverbot für die Berliner Bäder ausgesprochen werden." Generell sei ein kluges Sicherheitskonzept nötig, das Prävention und Ansprechbarkeit von Sicherheitspersonal in den Vordergrund stelle. Zur Frage, wie das Hausverbot umgesetzt und kontrolliert werden soll, äußerte sich Franco in der Mitteilung nicht.
"Schwimmbäder sind soziale Orte, an denen sich alle wohlfühlen sollen", ergänzte die Sprecherin für Sportpolitik der Fraktion, Klara Schedlich. "Wenn Bäder nun geschlossen werden, bedeutet das, dass es weniger Räume gibt, wo Menschen sich bei der Hitze aufhalten und abkühlen können." Vor allem für Jugendliche falle dann eine kostengünstige Freizeitbeschäftigung in den Sommermonaten weg. "Das sollte nicht zur Regel werden." Gerade für von Armut betroffene Familien seien mehr und nicht weniger gute Angebote für die Ferien nötig.
Randale im Columbiabad - Sozialarbeiter fordert Arbeit mit Eltern
Der Berliner Sozialarbeiter Kazim Erdogan plädiert angesichts der Auseinandersetzungen im Berliner Columbiabad dafür, auf die Eltern von auffälligen Jugendlichen zuzugehen. "Ich bin mir sicher, wenn ich zu den Familien dieser jungen Menschen gehen würde und das darstelle, was sich abgespielt hat, dann werden 90 Prozent der Familien sagen, wir haben davon nichts gewusst", sagte Erdogan, Vorstand des sozialen Vereins Aufbruch Neukölln und Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen, der Deutschen Presse-Agentur.
"Ja, die Behörden könnten härter durchgreifen, aber alleine mit härteren Strafen und Strafmaßnahmen ist keine Schule zu machen", betonte Erdogan. Er fordert Angebote für Eltern dieser jungen Menschen, Infoveranstaltungen zu Themen wie Gewalt oder Drogen. "Ich schreie seit Jahrzehnten, dass wir Kontakt zu den Familien aufnehmen müssen." Wenn man es nicht schaffe, die Eltern für diese Themen zu sensibilisieren, dann werde vieles auf der Strecke bleiben.
Faeser für Polizeipräsenz in Freibädern
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich in der laufenden Debatte über Gewalt in Freibädern für Polizeipräsenz in den Einrichtungen ausgesprochen. Der Rechtsstaat müsse gerade in öffentlichen Schwimmbädern, wo viele Kinder und Jugendliche seien, hart gegen Gewalt vorgehen, sagte Faeser am Mittwoch in Berlin. "Das heißt auch: Polizeipräsenz. Ich will das ganz deutlich sagen", betonte Faeser.
Die Ministerin verwies zudem auf die große Bedeutung von Prävention. Es müsse "ganz früh" dafür gesorgt werden, dass Kinder und Jugendliche nicht gewalttätig werden. "Kinder sind von sich aus nie gewalttätig, sie werden durch Umstände so gemacht", sagte Faeser. Konkret müsse nach möglichen Ansatzpunkten in Kitas und Schulen geschaut werden, auch Prävention gegen häusliche Gewalt sei an dieser Stelle wichtig.
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bua/bos/news.de/dpa
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