Der offene Machtkampf zwischen Söldnerchef Prigoschin und Präsident Putin scheint beigelegt, Prigoschin soll Russland ungestraft verlassen dürfen. Der Krieg in der Ukraine geht indes weiter. Alle aktuellen Ukraine-News hier auf einen Blick.
Der bewaffnete Aufstand russischer Söldner gegen die eigene Staatsführung inmitten des Ukraine-Kriegs scheint von kurzer Dauer geblieben zu sein. Nur wenige Stunden nach Beginn des Vormarschs gen Moskau erteilte Söldnerchef Jewgeni Prigoschin am Samstagabend den Befehl zum Rückzug seiner berüchtigten Privatarmee. Kurz darauf gaben die Söldner ihre bis dahin gehaltenen Stellungen im Süden Russlands auf. Prigoschin selbst werde unbehindert ins Nachbarland Belarus gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Als Garantie für den freien Abzug habe der einstige Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin "das Wort des Präsidenten".
Obwohl Putin noch am Morgen die Bestrafung der Aufständischen angekündigt hatte, gab es am Abend anderslautende Erklärungen aus dem Kreml. Auch die Kämpfer der Wagner-Truppe sollen angesichts ihrer Verdienste an der Front in der Ukraine nicht strafrechtlich verfolgt werden, wie Peskow versicherte. Vielmehr werde einem Teil der Söldner ein Angebot unterbreitet, sich vertraglich zum Dienst in den russischen Streitkräften zu verpflichten.
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Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Entwicklungen am 25.06.2023 im Überblick
+++ Keine Informationen über Verbleib von Wagner-Chef Prigoschin +++
Nach dem gescheiterten Aufstand der Söldnertruppe Wagner gibt es keine Informationen über den Verbleib ihres Chefs Jewgeni Prigoschin. Nach Berichten unabhängiger russischer Medien vom Sonntag erklärte die Wagner-Pressestelle, derzeit keinen Kontakt zu Priogoschin zu haben. Der russischsprachige Sender RTVi erhielt auf Nachfrage die Auskunft: "Er lässt alle grüßen und wird auf Fragen antworten, wenn er wieder normalen Empfang hat."
Prigoschin war zuletzt am Samstagabend gesehen worden. Videos zeigten, wie er aus der südrussischen Stadt Rostow am Don in einem Auto abfuhr. Seitdem gab es keine Angaben mehr. Der Söldnerführer hatte in der Nacht zu Samstag einen Aufstand gegen die russische Militär- und Staatsführung ausgerufen. Seine bewaffneten Leute besetzten Militärgebäude in Rostow, andere Kämpfer rollten in Lkw-Konvois auf Moskau zu. Abends erklärte er den Aufstand wieder für beendet - nach eigenen Worten, um Blutvergießen zu vermeiden. Prigoschin dürfe nach Belarus ausreisen, teilte der Kreml mit.
+++ US-Außenminister Blinken: Aufstand zeigt Risse in Putins Macht +++
Der Aufstand der russischen Privatarmee Wagner gegen die eigene Staatsführung wirft US-Außenminister Antony Blinken zufolge Fragen über die Macht von Kremlchef Wladimir Putin auf. "Ich denke, man sieht Risse auftauchen, die vorher nicht da waren", sagte Blinken am Sonntag im US-Sender CNN. Der Aufstand werfe "eindeutig neue Fragen auf, mit denen Putin umgehen" müsse. "Die Tatsache, dass es jemanden im Inneren gibt, der Putins Autorität direkt in Frage stellt, direkt die Prämissen in Frage stellt, auf deren Grundlage er diese Aggression gegen die Ukraine startete, das ist an sich schon etwas sehr, sehr Mächtiges."
Blinken betonte mehrfach, dass es sich bei dem inzwischen für beendet erklärten Aufstand um eine "interne Angelegenheit" Russlands handele. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hielt sich mit öffentlichen Einschätzungen zu den Entwicklungen in Russland zuvor auffällig zurückgehalten - wie andere Regierungen im Westen auch. US-Medien zufolge handelte es sich dabei um eine Strategie, da Putin jede wahrgenommene Beteiligung als Waffe einsetzen könnte. Auf die Frage, ob der Aufstand Putins Ende der Macht sei, sagte Blinken: "Darüber möchte ich nicht spekulieren."
Der Minister sagte außerdem, dass es der von Russland angegriffenen Ukraine einen Vorteil verschaffen könnte, dass Putin sich nun darum sorgen müsse, was im eigenen Land passiere. Mit Blick auf Russlands Status als Atommacht fügte Blinken hinzu: "Jedes Mal, wenn ein großes Land wie Russland Anzeichen von Instabilität aufweist, ist das ein Grund zur Sorge."
+++ Zwei weitere Tote nach russischem Raketenangriff auf Kiew geborgen +++
Die Zahl der Todesopfer nach einem russischen Raketenangriff auf Kiew ist nach ukrainischen Angaben auf fünf gestiegen. In einem schwer beschädigten Hochhaus seien zwei weitere Leichen gefunden worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko am Sonntag mit. Die Suche nach weiteren Opfern dauerte an. Am Samstag waren bereits drei Tote geborgen worden. Elf Bewohner erlitten Verletzungen. Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
Den Angaben zufolge schlugen die Trümmer einer abgefangenen russischen Rakete in dem Haus ein. Der Angriff in der Nacht zum Samstag war eine der folgenschwersten russischen Attacken auf Kiew in jüngster Zeit. Nach Angaben der ukrainischen Seite hatten die russischen Streitkräfte nachts mit mehr als 50 Marschflugkörpern und drei Kampfdrohnen angegriffen. Davon seien 41 Marschflugkörper sowie alle drei Drohnen abgefangen worden.
+++ Militärblogs: Mindestens 13 russische Soldaten bei Aufstand getötet +++
Beim Aufstand der Wagner-Söldner sind nach Angaben prorussischer Militärblogs mehrere Piloten der russischen Luftwaffe ums Leben gekommen. Die Angaben zur Zahl der Todesopfer schwankten zwischen 13 und mehr als 20 Soldaten, wie das unabhängige Internetportal currenttime am Sonntag berichtete. Insgesamt seien von der Privatarmee des Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin sechs Hubschrauber und ein Aufklärungsflugzeug abgeschossen worden. Von den russischen Behörden gab es dafür keine Bestätigung. Die Angaben waren von unabhängiger Seite zunächst nicht zu überprüfen.
Unter den abgeschossenen Helikoptern seien auch drei für die elektronische Kampfführung genutzte Mi-8, an denen es an der Front ohnehin mangele, klagte der Militärblog Rybar. Zudem sei ein Transportflugzeug vom Typ Il-18 zum Absturz gebracht worden an dessen Bord eine Kommandostelle eingerichtet gewesen sei Alle Crewmitglieder seien ums Leben gekommen. Die Verluste der Luftwaffe seien damit höher als während der ukrainischen Gegenoffensive an der Front.
Prigoschin hatte am Samstag widersprüchliche Angaben zu Zusammenstößen mit der russischen Luftwaffe gemacht. So gab er zunächst den Abschuss eines Helikopters bekannt. Als er später seine Aufgabe erklärte, gab er an, den Aufstand unblutig beendet zu haben.
+++ London: Ukraine macht "schrittweise, aber stetige Fortschritte" +++
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Informationen britischer Geheimdienste bei ihrer Offensive «schrittweise, aber stetige taktische Fortschritte» gemacht. Die Einheiten hätten sich in den vergangenen Tagen neu formiert und größere Offensivoperationen auf drei Hauptachsen im Osten und Süden des Landes geführt, teilte das britische Verteidigungsministerium in Londonam Sonntag mit. Dafür nutzten sie Erfahrungen aus den ersten beiden Wochen der Gegenoffensive, um ihre Taktik für die Angriffe auf die gut vorbereiteten russischen Verteidigungsanlagen zu verfeinern.
Russische Kräfte hätten ihrerseits «erhebliche Anstrengungen" für einen Angriff nahe der Stadt Kreminna im ostukrainischen Gebiet Luhansk unternommen. "Dies spiegelt wahrscheinlich die andauernden Anweisungen der russischen Führung wider, wann immer möglich in die Offensive zu gehen", kommentierte das britische Ministerium. "Russland hat einige kleine Fortschritte gemacht, aber die ukrainischen Streitkräfte haben einen Durchbruch verhindert."
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
+++ Kreml: Putins Haltung zu Schoigu unverändert - Krieg geht weiter +++
Nach dem bewaffneten Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gegen die russische Militärführung sieht der Kreml keinen Einfluss auf den Fortgang des Kriegs gegen die Ukraine. Die Situation wirke sich nicht auf den Verlauf der "militärischen Spezialoperation" gegen die Ukraine aus, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Kreml nennt die russische Invasion nicht Krieg, sondern Spezialoperation. Peskow sagte auch, dass ihm nicht bekannt sei, dass sich die Haltung von Präsident Wladimir Putin gegenüber Verteidigungsminister Sergej Schoigu geändert habe.
Als Chef der russischen Privatarmee Wagner hatte Prigoschin Minister Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow Unfähigkeit vorgeworfen und die beiden für die vielen Niederlagen in dem Krieg verantwortlich gemacht. Er sagte immer wieder, dass der Krieg mit dem Minister und Gerassimow nicht zu gewinnen sei. Prigoschin beklagte auch Korruption, Bürokratie, Betrug und Diebstahl in den russischen Streitkräften unter der Führung der beiden. Personalfragen seien aber nicht Gegenstand der Gespräche zur Beendigung des Aufstandes gewesen, sagte Peskow.
In dem Konflikt hatte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko nach eigenen Angaben Prigoschin dazu gebracht, seinen bewaffneten Aufstand aufzugeben. Lukaschenko habe sich als Vermittler angeboten, weil er Prigoschin seit rund 20 Jahren persönlich kenne, sagte Peskow. Putin habe sich in einem Telefonat mit Lukaschenko dankbar gezeigt dafür, dass sein früherer Vertrauter Prigoschin in das Nachbarland gehen könne. Dadurch sei ein Blutvergießen verhindert worden. Es sei aber nicht klar, womit sich Prigoschin künftig beschäftigen werde, sagte Peskow. Der Geschäftsmann verdiente bisher Milliarden durch Aufträge des russischen Machtapparats.
+++ Auch nach Deeskalation: Montag bleibt in Moskau arbeitsfrei +++
Auch nach dem abgewendeten blutigen Machtkampf bleibt der Montag in Moskau wie angekündigt ein arbeitsfreier Tag in der russischen Hauptstadt. Eine Sprecherin von Bürgermeister Sergej Sobjanin bestätigte in der Nacht zum Sonntag auf Anfrage der Agentur Ria-Nowosti, dass die von ihm getroffene Entscheidung weiterhin Bestand habe.
In den ersten Stunden des Aufstands der Söldner der berüchtigten Privatarmee Wagner hatte Sobjanin am Samstagvormittag aus Sicherheitsgründen den Montag zum arbeitsfreien Tag in Moskau erklärt und die Bürger aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Später befahl Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin seinen Truppen den Rückzug in ihre Feldlager. Prigoschin selbst werde nach Belarus gehen, teilte der Kreml mit.
+++ Berichte: Wagner-Truppen beginnen Abzug aus Stellungen in Rostow +++
In der südrussischen Stadt Rostow am Don haben Angehörige der Söldner-Truppe Wagner Medienberichten zufolge mit einem schrittweisen Abzug begonnen. Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass verließen mehrere Fahrzeuge mit Wagner-Kämpfern am Samstagabend das Hauptquartier des russischen Militärkommandos Süd. Allerdings blieben schwere Fahrzeuge und Kampfwagen an einigen Verkehrsknotenpunkten der Stadt zunächst weiter in Stellung.
Wagner-Kommandeur Jewgeni Prigoschin hatte kurz zuvor den von ihm begonnenen bewaffneten Aufstand gegen Moskau gestoppt und seine Einheiten zurück in ihre Lager befohlen, um Blutvergießen zu vermeiden. "Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück", sagte er in einer von seinem Pressedienst auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht.
In dem Machtkampf mit dem Kreml hatten Prigoschins Einheiten Militäreinrichtungen in Rostow am Don im Süden des Landes, nahe der Grenze zur Ukraine, unter ihre Kontrolle gebracht. Mehrere Verbände waren in Richtung der russischen Hauptstadt unterwegs, ehe der Söldnerführer den Befehl zum Rückzug gab.
+++ Kreml: Strafverfahren gegen Wagner-Chef wird eingestellt +++
Das Strafverfahren gegen den Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, wegen des bewaffneten Aufstands gegen die Militärführung wird laut Kreml eingestellt. Prigoschin selbst werde nach Belarus gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
+++ Bericht: Prigoschin soll Vorbereitungen für Aktion getroffen haben +++
US-Geheimdienste gehen einem Bericht zufolge davon aus, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bereits seit einiger Zeit Vorbereitungen für eine Aktion gegen die russische Militärführung getroffen hat. Der Chef der Söldnertruppe soll Waffen und Munition in der Nähe der Grenze zu Russland angehäuft haben, wie der Sender CNN am Samstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen aus Geheimdienstkreisen berichtete.
Das Ziel dieser Planungen sei aber unklar gewesen. Anfang der Woche seien einige Kongressabgeordnete über die Beobachtungen informiert worden. Eine mit den Geheimdienstinformationen vertraute Person sagte dem US-Sender zufolge, dass "alles sehr schnell" gegangen sei und es schwierig zu erkennen gewesen sei, was Prigoschin plane.
Die US-Regierung äußerte sich zunächst nicht inhaltlich zu den Vorgängen in Russland und erklärte lediglich, dass US-Präsident Joe Biden über die Entwicklungen fortlaufend informiert werde. CNN zufolge handelte es sich dabei um eine bewusste Strategie, da Kremlchef Wladimir Putin jede wahrgenommene Beteiligung als Waffe einsetzen könnte. Biden reiste am Samstag nach Camp David, dem Landsitz der US-Präsidenten im US-Bundesstaat Maryland.
+++ Selenskyj fordert Russen zum Sturz von Kremlchef Putin auf +++
Angesichts des Aufbegehrens der russischen Söldnertruppe Wagner hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Sturz von Präsident Wladimir Putin aufgerufen. "Je länger dieser Mensch im Kreml ist, desto größer wird die Katastrophe", sagte Selenskyj am Samstag in seiner täglichen Videobotschaft - diesmal aber auf Russisch und an die Russen gerichtet. Je länger die russischen Truppen in der Ukraine seien, desto mehr Verwüstung würden sie später nach Russland bringen. Der Sieg der Ukraine nach dem russischen Einmarsch vor 16 Monaten sei dabei "gewiss", zeigte Selenskyj sich erneut zuversichtlich.
Gleichzeitig forderte Selenskyj den Westen auf, ohne Rücksicht auf Moskau der Ukraine jetzt F-16-Kampfjets und Raketen mit größerer Reichweite zu liefern. Sein Land schütze Europa vor dem «russischen Chaos". Die Nato solle die Ukraine aufnehmen, forderte er. "Das Gipfeltreffen in Vilnius im Juli ist eine historische Chance für echte Lösungen, ohne auf Russland zu schauen", unterstrich der ukrainische Staatschef.
+++ Experte: Prigoschin wurde von Putin erschaffen +++
Der russische Präsident Wladimir Putin ist nach Einschätzung eines Experten selbst verantwortlich für die Eskalation um Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. "Es ist seine eigene Schuld. Prigoschin ist Putins Kreatur: Sein Aufstieg ist ausschließlich Putins Schirmherrschaft zu verdanken", sagte der Russland-Analyst Nigel Gould-Davies von der Londoner Denkfabrik International Institute for Strategic Studies am Samstag.
Putin sei unentschlossen gewesen und habe damit den internen Konflikt zwischen Prigoschin sowie der regulären Militärführung um Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow noch angeheizt, sagte Gould-Davies. "Nach dem Beginn der Invasion in der Ukraine ist dies ein weiteres Beispiel für Putins schlechtes Urteilsvermögen." Der interne Konflikt ermutige die ukrainischen Truppen und demoralisiere die russischen.
Prigoschin habe mit der Meuterei direkt und öffentlich Putins Rechtfertigung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine untergraben sowie die reguläre Armee lächerlich gemacht, sagte der Experte. Der Kremlchef sei schwer beschädigt worden. "Dies ist die größte Krise von Putins Präsidentschaft."
+++ Prigoschin stoppt nach eigenen Angaben Vormarsch auf Moskau +++
Der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat den Vormarsch seiner Truppen auf die russische Hauptstadt Moskau nach eigenen Angaben gestoppt. "Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück", sagte er am Samstag in einer von seinem Pressedienst auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht. Bislang sei "nicht ein Tropfen Blut unserer Kämpfer" vergossen worden, sagte Prigoschin. "Jetzt ist der Moment gekommen, wo Blut vergossen werden könnte." Deshalb sei es Zeit, die Kolonnen umdrehen zu lassen.
Unmittelbar zuvor hatte der Pressedienst des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko mitgeteilt, dass dieser Prigoschin zur Aufgabe bewogen habe. "Prigoschin hat den Vorschlag von Belarus' Präsident Alexander Lukaschenko zum Anhalten seiner Bewaffneten aus der Wagner-Truppe und weiteren Schritten zur Deeskalation angenommen", hieß es in einer Pressemitteilung des Präsidialamts der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Lukaschenko habe sich in Absprache mit Russlands Präsident Wladimir Putin als Vermittler eingeschaltet, hieß es weiter. Prigoschin erwähnte Lukaschenko in seiner Sprachnachricht nicht ausdrücklich.
Putin selbst hatte am Morgen noch seinen Ex-Vertrauten Prigoschin als "Verräter" bezeichnet. Der Machtkampf zwischen dem Söldnerchef und der russischen Führung war in der Nacht zum Samstag eskaliert. Bewaffnete Truppen der Söldner hatten sich aus dem südrussischen Rostow am Don in Richtung Moskau in Marsch gesetzt.
+++ Schützenpanzer und Sandsäcke an Abschnitt des Moskauer Autobahnrings +++
Wegen des Aufstands der Wagner-Söldner und deren geplantem Vorrücken in Richtung der russischen Hauptstadt haben die Behörden an mindestens einem Abschnitt des Moskauer Autobahnrings einen Kontrollpunkt eingerichtet. "Die Sicherheitsmaßnahmen werden an einer Reihe von Ausfahrten verstärkt", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Samstag. Auf dem dazugehörigen Video waren Soldaten, ein Schützenpanzer und eine Sandsacksperre zu sehen. Der Clip wurde demnach im Südwesten Moskaus an einer Ausfahrt des Autobahnrings MKAD gedreht.
Einheiten des aufständischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin haben sich am Samstag aus dem südrussischen Rostow am Don Richtung Moskau in Marsch gesetzt. Berichten zufolge hat die Kolonne inzwischen Lipezk passiert und ist damit weniger als 400 Kilometer von Moskau entfernt.
+++ Biden spricht mit Scholz und Partnern über Entwicklung in Russland +++
US-Präsident Joe Biden hat sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Rishi Sunak über die Situation in Russland ausgetauscht. In dem Gespräch hätten die Partner unter anderem ihre "unerschütterliche Unterstützung" für die Ukraine bekräftigt, teilte das Weiße Haus am Samstagmittag (Ortszeit) mit. Biden sei am Morgen außerdem von seinem nationalen Sicherheitsteam über die Entwicklungen in Russland unterrichtet worden. Ebenfalls anwesend bei dem Briefing waren nach Angaben des Weißen Hauses unter anderem Vize-Präsidentin Kamala Harris, der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sowie Verteidigungs- und Außenminister Lloyd Austin und Antony Blinken.
+++ Ex-Präsident Medwedew: Aufständische planen Staatsumsturz +++
Die Aufständischen der Söldner-Truppe Wagner planen nach Angaben des Vizechefs des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, einen Staatsumsturz. "Es ist offensichtlich, dass es sich um eine gut durchdachte und geplante Operation handelt, deren Ziel es ist, die Macht im Lande zu übernehmen", sagte Medwedew am Samstag nach Angaben russischer Agenturen. Die Aktionen derer, die den Militäraufstand organisiert hätten, passten "voll und ganz in das Schema eines gut durchdachten und orchestrierten Staatsumsturzes", so der frühere russische Staatschef.
Medwedew schloss nicht aus, dass am Aufstand auch frühere Mitglieder russischer Eliteeinheiten des Militärs beteiligt sein könnten - oder auch ausländische Spezialisten. Das zeige das hohe Niveau der Vorbereitung des Aufstandes und die gute Kontrolle der Truppenbewegungen. Den Chef der privaten Wagner-Armee, Jewgeni Prigoschin, nannte Medwedew nicht namentlich.
Bewaffnete Kolonnen der Söldner setzten sich am Samstag aus dem südrussischen Rostow am Don in Richtung Moskau in Marsch. Medwedew, warnte, dass ein Staatsstreich gegen die größte Atommacht "die Welt an den Rand der Zerstörung zu bringen droht". Die russische Führung werde ein solches Szenario nicht zulassen, betonte er.
+++ Wagner-Aufstand: Moskaus Bürgermeister erklärt Montag für arbeitsfrei +++
Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hat den Montag in der russischen Hauptstadt aus Sicherheitsgründen zu einem arbeitsfreien Tag erklärt und die Bürger aufgefordert, zu Hause zu bleiben. "In Moskau ist der Anti-Terror-Notstand ausgerufen worden. Die Lage ist schwierig", räumte Sobjanin auf seinem Telegram-Kanal ein. Die Schließung der Betriebe und die Bitte an die Bürger, daheim zu bleiben, diene der "Minimierung der Risiken". Es könne teilweise zu Straßensperrungen kommen.
Ausgenommen von der Feiertagsregelung sind demnach die Macht- und Sicherheitsorgane, Rüstungsbetriebe und kommunale Dienstleister. Die Regelung gilt wegen des Aufstands der Wagner-Truppe. Bewaffnete Kolonnen der Söldner haben sich am Samstag aus dem südrussischen Rostow am Don in Richtung Moskau in Marsch gesetzt.
+++ Wagner-Aufstand: Söldner schon auf halbem Weg nach Moskau +++
Bei ihrem bewaffneten Aufstand gegen die russische Führung hat die Söldnereinheit Wagner nach Behördenangaben auf dem Weg vom südrussischen Rostow am Don nach Moskau inzwischen die Region Lipezk erreicht. "Den Einwohnern wird dringend geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen und auf Fahrten mit Verkehrsmitteln zu verzichten", schrieb der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Die Lage sei aber unter Kontrolle. Lipezk befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen Rostow und Moskau - rund 400 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt.
Im Gegensatz zur weiter südlich gelegenen Region Woronesch gab es keine Berichte über Kämpfe. Auf Videos waren aber in den Straßengraben gekippte Lastwagen zu sehen. Sie waren offenbar eilig als Straßensperre aufgebaut worden, um die Kolonne der Söldnereinheit Wagner aufzuhalten. Auf weiteren Videos war zu sehen, wie Straßen aufgerissen und tiefe Gräben ausgehoben werden. Auch dies sollte offenbar dazu dienen, die Söldner zu stoppen. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.
Der Machtkampf zwischen Söldnerchef Jewgeni Prigoschin und der russischen Führung war in der Nacht zum Samstag eskaliert.
+++ Putin segnet Strafen für Verstöße gegen Kriegsrecht ab +++
Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz zur Bestrafung von Verstößen gegen das Kriegsrecht unterzeichnet. Demnach können solche Vergehen - sofern sie nicht strafrechtlich relevant sind - mit bis zu 30 Tagen Arrest und einem Bußgeld belegt werden, wie aus dem am Samstag veröffentlichten Gesetz hervorgeht. Offiziell wurde in Russland das Kriegsrecht aber noch nicht verhängt. Stattdessen haben die Behörden in verschiedenen Regionen einen Anti-Terror-Notstand erklärt.
Im Gesetzestext werden keine konkreten Verstöße aufgeführt. Aber es geht bei der Maßregelung offenbar nicht um Vergehen, die auch in Friedenszeiten strafbar wären. Gemeint sein dürften daher Verstöße gegen generelle Ausgangssperren, Sperrstunden oder die Verweigerung eines Arbeitsdienstes. Sollte die Person bei einer Zuwiderhandlung gegen das Kriegsrecht im Fahrzeug unterwegs sein, könnte dieses laut dem neuen Gesetz beschlagnahmt werden.
Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, nennt diesen aber "militärische Spezialoperation" und hat landesweit daher auch kein Kriegsrecht verhängt. In den von Moskau besetzten Gebieten der Ukraine Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja gilt allerdings das Kriegsrecht bereits.
+++ Kreml: Erdogan sagt Putin in Telefonat Unterstützung zu +++
Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Russland nach dem Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gesprochen. Erdogan habe in dem Telefonat seine "volle Unterstützung der von der russischen Führung unternommenen Schritte" erklärt, teilte der Kreml am Samstag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Das Telefonat sei auf Initiative der Türkei zustande gekommen.
Zuvor war der monatelange Machtkampf zwischen dem russischen Militär und Prigoschin eskaliert. Der Chef der privaten Wagner-Truppe brachte nach eigenen Angaben im südrussischen Rostow am Don wichtige militärische Einrichtungen unter seine Kontrolle. In Moskau wurde daraufhin der Anti-Terror-Notstand verhängt. Putin brandmarkte seinen einstigen Vertrauten als «Verräter». Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Neben der russischen Armee waren dabei auch die Wagner-Söldner bislang eine wichtige Einheit.
+++ Pistorius: Deutschland bei Kampfjet-Koalition "nicht in erster Reihe" +++
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat distanziert auf Erwartungen der ukrainischen Regierung zur Beteiligung an einer internationalen Koalition zur Unterstützung des Landes mit Kampfjets reagiert. "Wir sind die Experten für Panzerlieferungen und Panzertechnologie gewesen, sind es für die Luftverteidigung, die nach wie vor von enormer Bedeutung ist», sagte er am Samstag am Rande eines Parteitags der niedersächsischen SPD in Aurich. «An dieser Stelle sind wir nicht in erster Reihe."
In einer Rede vor den Delegierten sagte er, er gehe davon aus, dass Deutschland bis Jahresende fast 10 000 ukrainische Soldaten ausgebildet haben werde. "So viel hat kein anderes Land der Welt ausgebildet."
Mehrere europäische Länder hatten sich im Mai entschieden, ukrainische Piloten für F-16-Kampfjets aus US-Produktion auszubilden. Die USA unterstützen das Projekt. Eine Entscheidung über die Lieferung von Kampfjets westlicher Bauart ist aber noch nicht gefallen. Die ukrainischen Luftstreitkräfte haben erklärt, dass sie die Lieferung von 48 F-16-Kampfjets erwarteten. Die ukrainische Regierung setzt darauf, dass auch Deutschland sich an der Koalition beteiligt. «Wir werden uns freuen, dass Deutschland sich dieser Koalition anschließt», sagte der Büroleiter von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, in einem Gespräch mit deutschen Journalisten per Videoschalte.
Deutschland sei nicht Teil der Koalition, weil man keine F-16-Jets habe, sagte Pistorius. Zudem brauche diese Unterstützung Zeit. "Eine schnelle Hilfe ist nicht in den nächsten Wochen zu erreichen, weil Ausbildung erfolgen muss. Es muss die Instandsetzung, die Logistik vorbereitet werden." Nur einige Nato-Verbündeten verfügen über F-16-Jets. Die Bundeswehr fliegt zum Beispiel Eurofighter und Tornados. Anfang Juni hatte Pistorius in einem Interview der Deutschen Welle gesagt, dass eine Beteiligung Deutschlands geprüft werde.
SPD-Chef Lars Klingbeil betonte, Deutschland sei einer der größten Unterstützer der Ukraine. Er nannte Panzer und Flugabwehr-Raketen. "Darauf konzentrieren wir uns. Und insofern steht die Frage Kampfjets für Deutschland gerade nicht zur Frage. Und das ist keine aktuelle Debatte." Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich bisher zurückhaltend zu einer deutschen Beteiligung an der Kampfjet-Koalition geäußert.
+++ Auswärtiges Amt: G7-Außenminister tauschen sich über Russland aus +++
Die Bundesregierung berät nach Auskunft des Auswärtigen Amts mit wichtigen internationalen Partnern über die Situation in Russland. Dort führt die Söldnerarmee Wagner einen gewaltsamen Aufstand durch. "Außenministerin (Annalena) Baerbock hat sich gerade mit den Außenministerinnen und Außenministern der G7 über die Lage beraten", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Samstagnachmittag in Berlin mit. Zu den G7 gehören neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien.
Die Bundesregierung beobachte die Entwicklungen in Russland aufmerksam, erklärte der Sprecher. Dazu tage zur Stunde der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt unter Leitung von Staatssekretär Andreas Michaelis. Die Reise- und Sicherheitshinweise für Bundesbürger in Russland hatte das Ministerium bereits am Vormittag angepasst. Dort heißt es nun, die betroffenen Gebiete und insbesondere die Stadt Rostow sowie deren Umland sollten gemieden werden. "In Moskau sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden."
Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Dabei gehörten die Wagner-Söldner bislang zu den wichtigsten Truppen. Nach monatelangen Sticheleien und dann auch öffentlicher Kritik stellte sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nun jedoch offen gegen die Militärführung in Moskau.
+++ Scholz lässt sich über Lage in Russland "laufend informieren" +++
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lässt sich nach Angaben eines Regierungssprechers über die Entwicklung in Russland infolge des Aufstands der Söldnertruppe Wagner "laufend informieren». "Die Lage bleibt ja recht dynamisch. Insofern beobachten wir das sehr genau und koordinieren uns auch mit unseren engsten Verbündeten", sagte der Sprecher am Samstag in Berlin. Ein Statement des Kanzlers sei derzeit nicht geplant.
Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Dabei gehörten die Wagner-Söldner bislang zu den wichtigsten Truppen. Nach monatelangen Sticheleien und dann auch öffentlicher Kritik stellte sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nun offen gegen die Militärführung in Moskau. Putin sprach von «Verrat».
+++ Selenskyj sieht Putin geschwächt +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht in dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gegen die Militärführung ein klares Zeichen der Schwäche von Kremlchef Wladimir Putin. "Die Schwäche Russlands ist offensichtlich", schrieb Selenskyj am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. "Eine umfassende Schwäche." Je länger Russland Truppen und Söldner in der Ukraine halte, "desto mehr Chaos, Schmerz und Probleme wird es später für sich selbst haben".
Weiter sagte Selenskyj: "Lange Zeit bediente sich Russland der Propaganda, um seine Schwäche und die Dummheit seiner Regierung zu verschleiern. Und jetzt ist das Chaos so groß, dass keine Lüge es verbergen kann.» Mit Blick auf Putins Angriffskrieg gegen sein Land sagte er: "Jeder, der den Weg des Bösen wählt, zerstört sich selbst." Der Kremlchef verachte Menschen und habe Hunderttausende in den Krieg geworfen, "um sich schließlich in der Region Moskau vor denen zu verbarrikadieren, die er selbst bewaffnet hat".
Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Neben der russischen Berufsarmee waren dabei aus Kreml-Sicht auch die Wagner-Söldner bislang eine wichtige Einheit. Sie waren etwa maßgeblich an der Eroberung der ostukrainischen Stadt Bachmut beteiligt.
+++ Baerbock: Bundesregierung beobachtet Entwicklung in Russland genau +++
Die Bundesregierung steht nach den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock wegen des gewaltsamen Aufstands der russischen Söldnerarmee Wagner in «engstem Austausch" mit Deutschlands Partnerländern. "Die Entwicklungen in Russland beobachten wir seit gestern Abend sehr aufmerksam", schrieb die Grünen-Politikerin am Samstag auf Twitter. Zugleich aktualisierte das Auswärtige Amt seine Reise- und Sicherheitshinweise für Bundesbürger in Russland.
In den Hinweisen heißt es nun, die betroffenen Gebiete und insbesondere die Stadt Rostow sowie deren Umland sollten gemieden werden. "In Moskau sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden. Den Anweisungen russischer Sicherheitsbehörden sollte unbedingt Folge geleistet werden." Generell rät das Ministerium Bundesbürgern von Reisen nach Russland ab.
Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Dabei gehörten die Wagner-Söldner bislang zu den wichtigsten Truppen. Nach monatelangen Sticheleien und dann auch öffentlicher Kritik stellte sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nun jedoch offen gegen die Militärführung in Moskau.
+++ Unterstützung für Kreml: Tschetschenen-Chef Kadyrow schickt Truppen +++
Angesichts des bewaffneten Aufstands der Söldnergruppe Wagner hat der Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, die Entsendung seiner eigenen Truppe angekündigt - zur Unterstützung des Kremls. "Kämpfer des Verteidigungsministeriums und der Nationalgarde der Republik Tschetschenien sind bereits in die spannungsgeladenen Gebiete aufgebrochen. Wir werden alles tun, um die Einheit Russlands zu bewahren und ihre Staatlichkeit zu schützen", teilte Kadyrow am Samstag auf Telegram mit.
Präsident Wladimir Putin hatte zuvor in einer Ansprache im Staatsfernsehen von einem militärischen Aufstand gesprochen und angekündigt, die Organisatoren zu bestrafen. "Ich unterstütze jedes Wort von Wladimir Wladimirowitsch Putin", sagte Kadyrow nun. In Kriegszeiten solle kein persönlicher Streit ausgetragen werden. Der Chef der Teilrepublik im Nordkaukasus ist für einen brutalen Führungsstil berüchtigt. Ebenso wie bislang die Wagner-Söldner sind tschetschenische Kämpfer an der Seite der regulären russischen Armee im Angriffskrieg gegen die Ukraine im Einsatz.
+++ Sunak ruft zu Schutz von Zivilisten in Russland auf +++
Der britische Premierminister Rishi Sunak hat angesichts der Eskalation in Russland zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgerufen. Alle Beteiligten müssten Verantwortung übernehmen, sagte Sunak am Samstag dem britischen Sender BBC. Er kündigte an, noch am Samstag mit anderen Staats- und Regierungschefs über den Aufstand der Privatarmee Wagner gegen die Militärführung zu sprechen. "Wir behalten die Situation genau im Auge, die sie sich derzeit vor Ort aktuell entwickelt. "Wir sind im Kontakt mit unseren Verbündeten."
Fragen, ob es eine gute oder eine schlechte Nachricht sei, dass der russische Präsident Wladimir Putin herausgefordert werde, wich Sunak aus: "Es ist eine sich entwickelnde Situation."
+++ Selenskyj-Berater: Nächste 48 Stunden entscheiden über Russland +++
Angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hält der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak das Schicksal von Kremlchef Wladimir Putin für offen. "Die nächsten 48 Stunden werden über den neuen Status von Russland entscheiden", schrieb Podoljak am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Möglich seien ein "ausgewachsener Bürgerkrieg», ein "ausgehandelter Machtübergang" oder auch eine "vorübergehende Atempause vor der nächsten Phase des Sturzes des Putin-Regimes".
Podoljak ist einer der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Weiter schrieb er: "Alle potenziellen Akteure entscheiden jetzt, auf welcher Seite sie stehen." In Russland herrsche gerade ein "ohrenbetäubendes Schweigen der 'Elite'". Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Dabei gehörten die Wagner-Söldner bislang zu den wichtigsten Truppen.
+++ Tote und Verletzte nach russischem Raketenangriff auf Kiew +++
Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind in der Nacht zum Samstag drei Menschen getötet und elf weitere verletzt worden. Das teilte die dortige Staatsanwaltschaft mit. Infolge des Angriffs seien ein Wohn-Hochhaus im Solomjanskyj-Viertel getroffen und drei Stockwerke beschädigt worden. Durch die Druckwelle seien auch Dutzende geparkte Autos beschädigt worden. Die Rettungsarbeiten dauerten an.
Der Angriff mit zahlreichen Opfern war eine der folgenschwersten russischen Attacken auf Kiew in jüngster Zeit. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen auf. Kiew wird seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor 16 Monaten immer wieder von russischer Seite mit Raketen und Drohnen angegriffen. Viele der Flugkörper konnte die ukrainische Flugabwehr abwehren.
+++ Meloni: Krieg gegen Ukraine führt zu Instabilität in Russland +++
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sieht im gewaltsamen Aufstand der Söldnertruppe Wagner einen Beweis dafür, dass Russlands Angriffkrieg gegen die Ukraine zu "Instabilität" im eigenen Land führt. Die jüngsten Entwicklungen in Russland würden aufmerksam verfolgt, hieß es in einer Mitteilung ihres Büros. Meloni kündigte noch für Samstag ein Sondertreffen mit den zuständigen Ministerin ihrer Rechtsregierung und den Geheimdiensten an. Das Außenministerium in Rom mahnte Italiener, die sich in Russland aufhalten, zur Vorsicht.
Polens Präsident Andrzej Duda teilte ebenfalls mit, dass die Entwicklung in Russland von der Regierung aufmerksam verfolgt werde. Dazu gebe es Beratungen mit Regierungschef Mateusz Morawiecki, aber auch den Verbündeten. Tschechiens Außenminister Jan Lipavsky warnte Landsleute vor Reisen nach Russland.
+++ Gouverneur: Kämpfe in russischem Gebiet Woronesch +++
Angesichts des bewaffneten Aufstands der russischen Söldnertruppe Wagner melden Behörden nun Kämpfe im Gebiet Woronesch im Südwesten des Landes. "Im Rahmen einer Anti-Terror-Operation führen die Streitkräfte der Russischen Föderation auf dem Gebiet der Region Woronesch notwendige operativ-kämpferische Maßnahmen durch", schrieb Gouverneur Alexander Gussew am Samstagmittag auf Telegram. "Ich werde weiter über die Entwicklung der Lage informieren." Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.
Gussew erläuterte nicht konkret, gegen wen die Armee im Gebiet Woronesch kämpft. Zuvor hatte es allerdings Berichte gegeben, dass die aufständischen Wagner-Kämpfer dort einzelne militärische Einrichtungen besetzt hätten. Das gleichnamige Gebietszentrum ist rund 470 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt. Es liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Moskau und Rostow am Don, wo Aufständische Militäreinrichtungen besetzt haben.
Wenig später berichtete der Gouverneur zudem von einem brennenden Tanklager. Rund 100 Feuerwehrleute seien an den Löscharbeiten beteiligt. Ob es einen Zusammenhang zu den Kampfhandlungen gab, war zunächst unklar.
+++ Ukraine erwartet deutsche Beteiligung an Kampfjet-Koalition +++
Die ukrainische Regierung setzt darauf, dass sich auch Deutschland an der internationalen Koalition zur Unterstützung der Ukraine mit Kampfjets beteiligt. "Wir werden uns freuen, dass Deutschland sich dieser Koalition anschließt", sagte der Büroleiter von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, in einem Gespräch mit deutschen Journalisten per Videoschalte.
Mehrere europäische Länder hatten sich im Mai entschieden, ukrainische Piloten für F-16-Kampfjets aus US-Produktion auszubilden. Die USA unterstützen das Projekt. Eine Entscheidung über die Lieferung von Kampfjets westlicher Bauart ist aber noch nicht gefallen. Die ukrainischen Luftstreitkräfte haben erklärt, dass sie die Lieferung von 48 F-16-Kampfjets erwarteten.
"Wir hoffen, dass die Ausbildung sehr, sehr bald beginnt», sagte Jermak in dem Gespräch. "Und wir hoffen, dass wir direkt nach Abschluss der Ausbildung den Kampfjet erhalten." Einige Länder hätten sich bereits für eine Lieferung entschieden. "Und das wird nicht nur die F-16 sein", sagte Jermak. Nur einige Nato-Verbündeten verfügen über F-16-Jets. Die Bundeswehr fliegt zum Beispiel Eurofighter und Tornados.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich bisher zurückhaltend zu einer deutschen Beteiligung an der Kampfjet-Koalition geäußert. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte während einer Asien-Reise Anfang Juni allerdings in einem Interview der Deutschen Welle, dass eine Beteiligung geprüft werde. "Wir werden uns, denke ich, in den nächsten zwei Wochen entscheiden", sagte er damals. Das ist nun drei Wochen her, bisher ist keine Entscheidung bekanntgegeben worden.
+++ Wagner-Chef Prigoschin widerspricht Putin: "Wir sind Patrioten" +++
Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Präsident Wladimir Putin eine Fehleinschätzung der Lage um den bewaffneten Aufstand seiner Söldner vorgeworfen. "Der Präsident irrt sich schwer», sagte Prigoschin am Samstag in einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanal. «Wir sind Patrioten unserer Heimat." Putin hatte die Aufständischen um seinen Ex-Vertrauten Prigoschin als «Verräter» bezeichnet.
+++ London: Briten sollen Ausreise aus Russland erwägen +++
Angesichts des Aufstands der Söldnergruppe Wagner in Russland warnt die britische Regierung vor einer Ausweitung der Kämpfe auf das ganze Land. "Es gibt Berichte über militärische Spannungen im (südrussischen) Gebiet Rostow und ein Risiko weiterer Unruhen im Land", heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums.
Zugleich appellierte das Ministerium an Briten, die sich in Russland aufhalten, ein Verlassen des Landes in Erwägung zu ziehen. Es gebe nur wenige Flugverbindungen nach Großbritannien. "Falls Ihre Anwesenheit in Russland nicht unbedingt notwendig ist, empfehlen wir Ihnen dringend, die Ausreise über die verbleibenden kommerziellen Routen in Betracht zu ziehen."
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, Tobias Ellwood, sagte, der Konflikt biete eine "riesige Möglichkeit für die Ukraine, die aktuelle Meuterei und das Chaos in Russland" auszunutzen. Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
+++ London: Wagner-Aufstand "größte Herausforderung" für Russland +++
Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die "größte Herausforderung" der jüngeren Zeit. «In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein", betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Es gebe bisher nur "sehr begrenzte Beweise" für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. Dies deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich "passiv" geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.
Einheiten der Wagner-Gruppe hätten an mindestens zwei Stellen aus der Ukraine die russische Grenze überschritten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner "mit ziemlicher Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine leitet". Nun würden Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung Norden durchziehen. "Mit ziemlicher Sicherheit" sei ihr Ziel, die Hauptstadt Moskau zu erreichen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
+++ Putin: Wagner-Söldner blockieren Militärobjekte in Rostow +++
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Blockade wichtiger Objekte in der südrussischen Stadt Rostow am Don durch die Söldnertruppe Wagner bestätigt. "Faktisch ist die Arbeit von Organen der zivilen und militärischen Führung blockiert", sagte Putin am Samstag in einer Ansprache ans russische Volk im Staatsfernsehen. Über die Lage das an die Ukraine grenzende Gebiet Rostow erklärte er: "Sie bleibt schwierig."
Zuvor hatte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mitgeteilt, seine Kämpfer hätten in Rostow wichtige militärische Objekte unter ihre Kontrolle gebracht, auch einen Flugplatz. Das Verteidigungsministerium in Moskau rief die Söldner ebenfalls zum Aufgeben auf.
+++ Putin kündigt Bestrafung von "Verrätern" an +++
Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, von "Verrat" gesprochen und zur Ausschaltung der Drahtzieher aufgerufen. Die Streitkräfte hätten den Befehl erhalten, die Organisatoren ihrer "unausweichlichen Bestrafung" zuzuführen, sagte der Kremlchef am Samstag in einer Fernsehansprache an die Nation. Russische Staatsmedien hatten berichtet.
Putin sagte, wer Waffen erhebe und bewaffneten Aufstand organisiere, werde bestraft. Der russische Präsident forderte die Wagner-Kämpfer auf, ihre Teilnahme an kriminellen Handlungen umgehend zu beenden. Prigoschin galt bislang als Putins Vertrauter. Zugleich bestätigte Putin die Blockade wichtiger Objekte in der südrussischen Stadt Rostow am Don durch die Söldnertruppe. "Faktisch ist die Arbeit von Organen der zivilen und militärischen Führung blockiert", sagte Putin in der vom Staatsfernsehen übertragenen Ansprache ans russische Volk. Über die Lage das an die Ukraine grenzende Gebiet Rostow sagte er: "Sie bleibt schwierig."
+++ Putin bezeichnet Wagner-Aufstand als "tödliche Gefahr für Russland" +++
Am Samstag äußerte sich Wladimir Putin in einer Rede im TV zu dem Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner. Er bezeichnete ihn als "tödliche Gefahr für Russland".
+++ Verteidigungsministerium ruft Wagner-Söldner zum Aufgeben auf +++
Russlands Verteidigungsministerium hat die Söldner der Privatarmee Wagner zur Beendigung ihres bewaffneten Aufstands aufgefordert. Sie seien von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in ein "kriminelles Abenteuer" und die Teilnahme an einem bewaffneten Aufstand reingezogen worden, teilte das Ministerium am Samstag in Moskau mit. "Viele Ihrer Kameraden aus mehreren Einheiten haben ihren Fehler bereits erkannt, indem sie um Hilfe gebeten haben, damit sie sicher an ihre Einsatzorte zurückkehren können", hieß es. Den Kämpfern und Kommandeuren sei Unterstützung gegeben worden.
"Bitte seien Sie vernünftig und nehmen Sie schnellstmöglich Kontakt mit Vertretern des russischen Verteidigungsministeriums oder den Ordnungsorganen auf. Wir garantieren die Sicherheit aller", hieß es in der Mitteilung. Der Kreml kündigte eine Rede von Präsident Wladimir Putin an. Prigoschin, der bisher als Vertrauter Putins galt, hat mit seiner Privatarmee Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt.
Der Chef der Wagner-Truppe, die eine zentrale Rolle in Moskaus Krieg gegen die Ukraine spielt, hatte sich zuvor offen gegen die Militärführung gewandt. Gegen Prigoschin ermitteln die Behörden in Moskau wegen Aufrufs zu einem bewaffneten Aufstand. Der Inlandsgeheimdienst FSB hat die Wagner-Söldner aufgerufen, Prigoschin festzusetzen. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden in der russischen Hauptstadt deutlich ausgeweitet. Dazu wurde der Anti-Terror-Notstand verhängt. In der Nacht waren Militärfahrzeuge im Stadtzentrum unterwegs.
+++ Kreml kündigt Rede von Präsident Putin an +++
Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin hat der Kreml in Moskau eine Rede von Präsident Wladimir Putin angekündigt. Der Staatschef werde sich in Kürze an die Öffentlichkeit wenden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am Samstag. Details nannte er zunächst nicht. Prigoschin, der bisher als Vertrauter Putins gilt, hat mit seiner Privatarmee Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministeriums gab es nicht dazu.
Der Chef der Wagner-Truppe, der eine zentrale Rolle in Moskaus Krieg gegen die Ukraine spielt, hatte sich zuvor offen gegen die Militärführung gewandt. Gegen Prigoschin ermitteln die Behörden in Moskau wegen Aufrufs zu einem bewaffneten Aufstand.
Der Inlandsgeheimdienst FSB hatte die Wagner-Söldner aufgerufen, Prigoschin festzusetzen. Der Kreml in Moskau teilte mit, dass Putin fortlaufend über die Lage informiert werde. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden in der russischen Hauptstadt deutlich ausgeweitet. In der Nacht waren Militärfahrzeuge im Stadtzentrum unterwegs gewesen.
+++ Prigoschin: Wagner-Söldner haben Militärobjekte in Rostow besetzt +++
Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat mit seiner Truppe Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt. "Unter unserer Kontrolle befinden sich Militärobjekte Rostows, darunter auch der Flugplatz", sagte Prigoschin in einem am Samstagmorgen veröffentlichten Video. Er behauptete, in der Stadt in der Grenzregion zur Ukraine kontrollierten seine Kämpfer auch das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministerium gab es nicht dazu.
Prigoschin sagte in dem Video außerdem, vom Flugplatz in Rostow starteten weiter planmäßig Kampfflugzeuge für den Krieg gegen die Ukraine. "Die Flugzeuge (...) heben planmäßig ab.» Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, der eine zentrale Rolle bei Moskaus Krieg gegen die Ukraine spielt, hatte sich zuvor offen gegen die Militärführung gewandt.
Gegen Prigoschin ermitteln die Behörden in Moskau wegen Aufrufs zu einem bewaffneten Aufstand. Der Inlandsgeheimdienst FSB hatte die Wagner-Söldner aufgerufen, Prigoschin festzusetzen. Der Kreml in Moskau teilte mit, dass Präsident Wladimir Putin fortlaufend über die Lage informiert werde. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden in der russischen Hauptstadt deutlich ausgeweitet. In der Nacht waren Militärfahrzeuge im Stadtzentrum unterwegs gewesen.
+++ Luftalarm in der gesamten Ukraine - Explosionen in mehreren Städten +++
In der Ukraine ist in der Nacht zum Samstag im ganzen Land Luftalarm ausgelöst worden. Aus mehreren Städten gab es in der Folge Berichte über Explosionen. Im ostukrainischen Charkiw habe es mindestens drei Einschläge gegeben, unter anderem in eine Gasleitung, woraufhin ein Feuer ausgebrochen sei, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram. Aus der Hauptstadt Kiew hieß es, Raketenteile seien auf einen Parkplatz in einem zentralen Bezirk gestürzt. Die 16. Etage eines Wohngebäudes neben dem Parkplatz habe zudem Feuer gefangen, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Mindestens zwei Menschen seien verletzt worden.
Korrespondenten vom nationalen Rundfunk, Suspilne Media, berichteten zudem, dass Explosionen auch in den Städten Dnipro und Krementschuk zu hören gewesen seien. Russland hat sein Nachbarland vor 16 Monaten überfallen. Zuletzt hatten sich die Raketen- und Drohnenangriffe vor allem auf die Hauptstadt Kiew gemehrt.
bos/news.de/dpa
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