Seit Tagen ist das zum Wrack der Titanic abgetauchte U-Boot "Titan" verschollen, Suchtrupps liefern sich einen Wettlauf gegen die Zeit. Nun keim neue Hoffnung auf: Kamen bei den Rettern Klopfgeräusche an?
Bei der fieberhaften Suche nach dem seit Tagen vermissten Tauchboot "Titan" im Atlantik gibt es möglicherweise ein Lebenszeichen der Insassen. Suchteams hätten am Dienstag (20.06.2023) alle 30 Minuten eine Art von Klopfgeräuschen in der Region registriert, in dem das Gefährt der Firma Oceangate vermutet werde, hieß es in einem internen Memo der US-Regierung, aus dem der Sender CNN und das Magazin "Rolling Stone" in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) zitierten.
Titanic-Tauchboot "Titan" vermisst: Suchtrupps vernehmen Klopfgeräusche
Nachdem Stunden später zusätzliche Sonargeräte eingesetzt worden seien, sei das Klopfen noch immer zu hören gewesen. Aus dem Memo ging nicht hervor, wann genau und wie lange das Geräusch zu vernehmen war. Ein Update vom Dienstagabend berichtete Laut CNN von weiteren Geräuschen, die aber nicht mehr als "Klopfen" beschrieben wurden. Die Laute deuteten aber darauf hin, dass es weiter Hoffnung auf Überlebende gebe.
Die US-Küstenwache teilte später in einem Tweet mit, dass ein kanadisches Suchflugzeug "Unterwassergeräusche" gehört habe. Tauchroboter seien in das Gebiet entsandt worden, um den Ursprung zu erforschen - zunächst aber ohne Erfolg.
Sauerstoff an Bord der "Titan" reicht wohl nur noch wenige Stunden
Die Zeit drängt: Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis zum Nachmittag des 22. Juni (MESZ) reichen. In der Nähe des "Titanic"-Wracks etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland sind die Bedingungen äußerst schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist groß.
An Bord der "Titan" ist unter anderem der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet (77), der als einer der bekanntesten Experten für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners gilt und daher den Spitznamen "Mr. Titanic" trägt. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58) sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist Oceangate zufolge der Chef der Betreiberfirma Stockton Rush (61), der als Kapitän des Bootes fungiert habe.
Experten nach Verschwinden von Titanic-U-Boot pessimistisch
Das Gefährt wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs, der rund sieben Stunden dauern sollte, riss der Kontakt zum Begleitboot "Polar Prince" ab. Nach Angaben des Anbieters Oceangate Expeditions hat die knapp sieben Meter kleine "Titan" ausreichend Sauerstoff für insgesamt 96 Stunden. Doch Experten zeigten sich mit Blick auf die Chance, das Gefährt rechtzeitig und intakt zu finden, pessimistisch.
Sicherheit von "Titan"-Tauchboot schon vor Jahren kritisiert
Unterdessen hatten Führungskräfte der Tauchboot-Industrie einem Artikel der "New York Times" zufolge schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der "Titan". "Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von Oceangate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)", schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die Zeitung veröffentlichte. Darin wird Oceangate irreführendes Marketing vorgeworfen. Chef Stockton Rush wurde dazu aufgerufen, die "Titan" von einer unabhängigen Partei testen zu lassen.
Das passt zum Eindruck von Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte. Er sagte der BBC, das Gefährt habe auf ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. "Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Gamecontroller", sagte Pogue. Ein Teil des Ballasts bestehe aus Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder Leck schlage, "gibt es kein Backup, keine Rettungskapsel", sagte er. Der ehemalige U-Boot-Offizier Frank Owen sagte der BBC, die größte Herausforderung für die Eingeschlossenen sei es, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen.
Suche nach verschwundenem U-Boot geht mit Flugzeugen und Schiffen weiter
Die Suche nahe des "Titanic"-Wracks mit Flugzeugen und Schiffen ging unermüdlich weiter. Weitere Schiffe waren am Mittwoch auf dem Weg in das Gebiet, darunter das französische Forschungsschiff L'Atalante sowie die kanadische HMCS Glace Bay, die eine Dekompressionskammer und medizinisches Personal an Bord hat. Verunglückte Taucher müssen nach ihrer Rettung möglichst schnell in eine solche hyperbare Kammer gelangen, um bleibende Schäden zu verhindern.
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Zunächst habe man sich bei der Suche auf die Wasseroberfläche konzentriert, indem mit Flugzeugen systematisch ein großes Gebiet abgeflogen worden sei, sagte John Mauger von der US-Küstenwache. Auch Unterwasser-Fahrzeuge sollen mittlerweile angekommen sein. Dabei setzten die Rettungskräfte vor allem Sonar ein, um die "Titan" zu lokalisieren. Es sei bereits eine Fläche von rund 26.000 Quadratkilometern abgesucht worden, teilte die US-Küstenwache auf Twitter mit. Das ist größer als Mecklenburg-Vorpommern.
Navy schickt Bergungs-System
Die US-Navy schickt derweil ein Gerät zur Bergung des U-Boots. Wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte, soll das Tiefsee-Bergungssystem "Fadoss" in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) in St. Johns im kanadischen Neufundland ankommen und dann weiter auf den Ozean transportiert werden. Die Navy beschreibt es als "tragbares Schiffshebesystem, das eine zuverlässige Tiefsee-Hebekapazität von bis zu 27 Tonnen für die Bergung großer, sperriger und schwerer versunkener Objekte wie Flugzeuge oder kleine Schiffe bietet." Es kann mit seiner Winde und Seil auf Schiffen installiert werden.
Eine Rettung - ob nun mit "Fadoss" oder anderweitig - kann aber erst angegangen werden, wenn das Boot lokalisiert ist. Das in zwei Hälften zerbrochene Wrack der "Titanic" liegt in rund 3.800 Metern Tiefe.
Titanic-Expeditionsboot begrüßt Passagiere für 250.000 Dollar pro Person
Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise - die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar (229.000 Euro). Der Tauchgang selbst dauert eigentlich nur wenige Stunden.
Die "Titanic" war 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.
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loc/news.de/dpa
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