Eine Senioren-Tanzgruppe wollte auf der Freilichtbühne der Buga ihre Show "Weltreise in einem Traumschiff" aufführen. Doch der Auftritt findet nicht statt. Der Grund: Einige der Kostüme seien möglicherweise diskriminierend.
Eklat um eine Senioren-Tanzgruppe im Rahmen der Buga in Mannheim: Unter dem Titel "Weltreise in einem Traumschiff" hatten 17 Rentnerinnen eine Show auf der Freilichtbühne der Bundesgartenschau geplant. Doch die Frauen durften nicht auftreten. Der Grund: Die Kostüme.
Auftrittsverbot für Senioren-Tanzgruppe auf Buga: Kostüme untergraben "interkulturelle Sensibilität"
"Wir dürfen sechs unserer insgesamt 14 Kostüme nicht vorführen, die wir mit viel Herzblut teilweise selbst geschneidert haben, weil sie offenbar diskriminierend sind", sagt die Gründerin der Tanzgruppe gegenüber der "Bild"-Zeitung. Bei ihrer 25-minütigen Show treten die Seniorinnen unter anderem mit Sombreros und Kimonos auf. Laut Buga-Verantwortlichen würden diese Kostüme die Maßstäbe hinsichtlich "interkultureller Sensibilität" untergraben, berichtet der "Mannheimer Morgen". "Mexikaner als Menschen mit Sombrerohut oder klischeebesetzter asiatischer Kostümierung – das sind Bilder, die wir nicht auf der Mannheimer Buga sehen", sagt Buga-Sprecherin Corinna Brod.
Die Tanzgruppen-Gründerin versteht die Aufregung nicht: "Unsere Show hat doch nichts mit Rassismus zu tun! In unserer Gruppe sind seit Jahren Frauen aus Russland und der Ukraine. Wir wollten mit den Kostümen keinen diskriminieren oder verletzten, sondern Freude schenken. Doch die wurde uns jetzt genommen." Bis vor einigen Wochen seien die Kostüme nicht bekannt gewesen. Als das Projekt schließlich vorgestellt wurde, seien Bedenken an der Wirkung einiger Kostüme aufgekommen. Nun wolle man gemeinsam eine Lösung finden, damit die Tanzgruppe doch noch auf der Buga auftreten kann.
"Der Wahnsinn geht weiter!" Auftrittsverbot für Senioren-Tanzgruppe auf Buga sorgt für Aufruhr im Netz
Im Netz stößt das Auftrittsverbot der Seniorinnen auf Unverständnis. "Gibt es eine Vorgabe der Buga, was den Damen als Bekleidung erlaubt ist, damit es ausschließlich unsere eigene Kultur ist? Dirndl und Lederhose? Vermutlich nicht, denn damit eignen sie sich bayrische Kultur an. Seemannshemd wäre z.B. ja bestimmt auch tabu, weil wir als Süddeutsche uns die norddeutsche Kultur aneignen würden. Naggisch, das würde vermutlich gehen", fragt sich eine Facebook-Nutzerin. "Auftrittsverbot wegen Sombrero und Kimono@BILDBuGa in Mannheim. Der Wahnsinn geht weiter! Scheinbar im Woken-Wahn", kommentiert ein Twitter-Nutzer die Meldung.
Was versteht man unter kultureller Aneignung?
Laut dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismus-Arbeit versteht man unter kultureller Aneignung einen Prozess, "bei dem Elemente einer Kultur enteignet und aus dem Zusammenhang gerissen, in einen anderen Kontext gesetzt werden". Eine "dominante Kultur" eignet sich dabei kulturelle Zeichen einer "Minderheitskultur" an. Übernommene Bestandteile werde nicht nur trivialisiert, sondern oftmals falsch oder auch verzerrt reproduziert, was Stereotypen fördern könne. Solidarität gegenüber fremden Kulturen werde oftmals zur eigenen Unterhaltung ausgenutzt. Im Gegensatz dazu basiere kultureller Austausch auf Wertschätzung und Respekt und finde meist im Rahmen eines gegenseitigen Kennenlernens der Träger der unterschiedlichen Kulturen statt.
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