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Tödliche Explosion in St. Petersburg: Tatverdächtige wegen Terrorismus angeklagt und in U-Haft

In St. Petersburg kam ein kremltreuer Kriegs-Blogger bei einer Explosion ums Leben. Eine Frau sitzt nun in U-Haft. Laut der russischen Regierung soll die liberale Opposition um den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny für den Anschlag verantwortlich sein.

Russische Ermittler und Polizisten stehen am Tatort nach einer Explosion in einem Café. (Foto) Suche
Russische Ermittler und Polizisten stehen am Tatort nach einer Explosion in einem Café. Bild: picture alliance/dpa/AP

Ein russischer Kriegsberichterstatter ist am Sonntag bei einer Explosion in einem Café im Zentrum der russischen Ostseemetropole Sankt Petersburg ums Leben gekommen. Weitere 16 Menschen wurden bei der Detonation des Sprengsatzes verletzt, wie die Staatsagentur Tass weiter berichtete. Der 40-jährige Journalist, Blogger und Propagandist mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij, der aus dem Donbass in der Ostukraine stammt, sei auf der Stelle tot gewesen. Unklar war zunächst, wie es zu der Explosion kam.

Nach Explosion in St. Petersburg: Russland gibt Ukraine Schuld an Tötung von Militär-Blogger

Derweil macht Russland ukrainische Geheimdienste für den tödlichen Anschlag auf den kremlnahen Militärblogger in St. Petersburg verantwortlich. Kiews Geheimdienste hätten den "Terroranschlag" gegen Wladlen Tatarski geplant und dafür eine inzwischen inhaftierte Verdächtige herangezogen, teilte das Anti-Terror-Komitee am Montag mit. Zuvor hatte Russlands Ermittlungskomitee darüber informiert, dass eine 26-Jährige festgenommen worden sei. Ihr wird Mord vorgeworfen.

Tatverdächtige wegen Terrorismus angeklagt und in U-Haft

Die inhaftierte Tatverdächtige wurde wegen Terrorismus angeklagt. Die 26-Jährige soll demnach auf Befehl aus der Ukraine Wladlen Tatarski, der mit bürgerlichen Namen Maxim Fomin hieß, eine mit Sprengstoff gefüllte Büste in einem Petersburger Café übergeben haben. Russlands Ermittlungskomitee teilte am Dienstag weiter mit: "Bei der folgenden Explosion ist Fomin ums Leben gekommen, mehr als 30 Personen, die sich im Café befanden, erlitten unterschiedlichste Verletzungen." Der kremlnahe Blogger war radikaler Befürworter des Kriegs gegen die Ukraine.

Bei einer Verurteilung wegen Terrorismus droht der Tatverdächtigen lebenslange Haft. Ein Gericht in Moskau verhängte am Dienstag Untersuchungshaft bis zum 2. Juni gegen die sie. Auf einem vom russischen Innenministerium veröffentlichten Verhörvideo hatte die Frau zuvor eingeräumt, Tatarski die Figur überreicht zu haben. Mordpläne gab sie dabei allerdings nicht zu. Ihr Ehemann erklärte, seine Frau sei davon ausgegangen, dass in der Büste eine Wanze befestigt gewesen sei, um Tatarski abzuhören. Die Ukraine wies Anschuldigungen zurück, etwas mit dem Fall zu tun zu haben.

Sprengsatz in Geschenk versteckt! Frau festgenommen

Über die Hintergründe der Explosion gab es zunächst keine offiziellen Angaben. Eine Frau wurde festgenommen. Sie hatte veröffentlichten Videos zufolge dem 40-jährigen kremltreuen Propagandisten am Sonntag in dem Café eine Büste überreicht, die wenig später explodierte. Nach ersten Angaben befand sich darin Sprengstoff. Nach Darstellung des Anti-Terror-Komitees stand die Frau mit der Anti-Korruptions-Stiftung des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny in Verbindung. Zuvor hatten Medien berichtet, die mutmaßliche Täterin habe in der Vergangenheit an Demonstrationen für die Freilassung Nawalnys teilgenommen und sei wie der Oppositionsführer überzeugte Kriegsgegnerin.

Nach Darstellung der russischen Führung sind Kiew und die liberale Opposition um den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny für den Anschlag verantwortlich. Diese bestreiten ihre Teilhaberschaft und sehen innerrussische Machtkämpfe hinter der Explosion.

Explosion in St. Petersburg: Maxim Fomin in Prigoschins Café gestorben

Tatarskij, dessen richtiger Name Maxim Fomin lautet, hatte nach offiziell unbestätigten Medienberichten am Sonntag zu einem "patriotischen Abend" in das Café im Zentrum von Sankt Petersburg eingeladen, das nach Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner gehören soll. Am Dienstag wurde berichtet, Tatarski, der die "totale Vernichtung der Ukraine" forderte, wollte dort über seine Erfahrungen als Kriegsreporter im Kampfgebiet im Osten der Ukraine sprechen.

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Wladimir Putin zeichnet getöteten nationalistischen Militärblogger postum aus

Kremlchef Wladimir Putin hat dem getöteten russischen Militärblogger Wladlen Tatarski einen Orden verliehen. «Für Mut und Kühnheit, die er bei der Erfüllung seiner beruflichen Pflichten demonstriert hat, wird der Militärkorrespondent Fomin, Maxim Jurjewitsch (Wladlen Tatarski) postum mit dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet», heißt es in dem am Montag veröffentlichten Dekret.

Jewgeni Prigoschin: Wagner-Chef sieht Radikale hinter Anschlag auf Blogger

Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, sieht eine Gruppe von Radikalen hinter dem Mordanschlag auf den Militärblogger Wladlen Tatarski in St. Petersburg. "Ich würde nicht dem Regime in Kiew die Schuld geben an diesen Handlungen", sagte Prigoschin am Montag. Das Attentat löste in Russlands Machtapparat Entsetzen aus.

Prigoschin lobte den Blogger als Patrioten und widmete ihm eine Aktion in der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Dort ließ er auf dem Verwaltungsgebäude eine russische Flagge hissen - mit dem Namen von Tatarski auf dem Stoff. Der Wagner-Chef behauptete, dass Bachmut eingenommen sei. Die Eroberung der Verwaltungszentrale sei "rechtlich" der Beweis, dass die Ukraine keine Kontrolle mehr habe über die Stadt. Die ukrainische Führung hat die Lage in Bachmut stets als schwierig bezeichnet, aber auch betont, den strategisch wichtigen Ort zu halten. Weder Kiew noch die russische Militärführung in Moskau haben einen Fall Bachmuts bestätigt.

Prigoschin hatte sich betroffen gezeigt über das Attentat in dem Café, dass er der nationalistischen Bewegung Cyber Front Z für Kriegspropaganda im Internet überlassen hatte. Über die Täter hinter dem Anschlag sagte der Wagner-Chef: "Ich denke, dass eine radikale Gruppe agiert, die kaum eine Beziehung zur Regierung (in Kiew) haben dürfte". Die russischen Behörden haben sich bisher nicht zu den Hintergründen geäußert.

Prigoschin erinnerte auch an den Tod der Propagandistin Darja Dugina, die im vergangenen Jahr bei einer Autoexplosion in der Nähe von Moskau ums Leben gekommen war. Der Mord an Tatarski sei damit vergleichbar. Die Tochter des ultranationalistischen Ideologen Alexander Dugin war wie Tatarski eine glühende Befürworterin des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Das Attentat löste in Russlands Machtapparat Entsetzen aus. Es ist bereits der zweite Fall seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut einem Jahr, in dem ein russischer Propagandist getötet wurde. Im vergangenen Jahr starb die Publizistin Darja Dugina bei einer Autoexplosion bei Moskau.

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/news.de/dpa

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