Bei einem Polizeieinsatz in einer Trierer Diskothek attackierten in der Nacht zu Freitag rund 40 gewaltbereite Menschen die Beamten. Dabei griffen sie unter anderem mit Eisenstangen und Schaufeln an. Offenbar mussten die Einsatzkräfte sogar um ihr Leben fürchten.
In einer Trierer Diskothek kam es in der Nacht zu Freitag zu einem Riesen-Tumult. Rund 40 Menschen gingen unter anderem mit Eisenstangen und Glasflaschen auf die Polizei los. Fünf Einsatzkräfte (eine Frau und vier Männer) wurden verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Attacke in Trierer Diskothek: Mob geht auf Polizisten los
Wie die Polizei am Morgen mitteilte, wurden zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren aus Trier in Gewahrsam genommen, weitere Personen sind flüchtig. Zuvor war die Polizei um kurz nach Mitternacht wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung zu einer Diskothek in Trier-West gerufen worden. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und der großen Zahl alkoholisierter Menschen hätten sich mehrere Streifenwagen auf den Weg gemacht. Während der Aufnahme des Sachverhalts hätten einige umstehende Personen angefangen, die Beamten anzugreifen. Diese konnten den Angriff "mit massiver Kraftanstrengung" unter dem Einsatz von Pfefferspray abwehren, so die Polizei.
Eine #Polizeibeamtin und vier #Polizeibeamte bei gewalttätigem #Angriff in #Trier #verletzt.https://t.co/W6L0oRHzUr
— Polizei Trier (@PolizeiTrier) February 17, 2023
Beamte mit Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln angegriffen
"Etwa zeitgleich rotteten sich etwa 40 Personen zusammen, um gegen die Beamten vorzugehen. Dabei attackierten und bewarfen sie die Einsatzkräfte mit Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln", heißt es in einer Pressemitteilung. Ein Mann habe sogar einen Einkaufswagen in Richtung der Beamten geschleudert. "Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand so eine lebensgefährliche Situation", hieß es weiter. Erst als ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben habe, habe sich die Lage beruhigt und die Polizisten konnten die verletzten Kollegen evakuieren.
Fünf Polizisten nach Tumult in Trier-West verletzt
"Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt", sagte Polizeidirektor Christian Hamm in der Pressemitteilung vom frühen Freitagmorgen. "Es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen." Fünf Beamte hätten ihren Dienst aufgrund von Verletzungen nicht fortsetzen können. Sie seien nach einer ambulanten Behandlung bereits wieder aus den Kliniken entlassen worden.
Zeugen zu Vorfall in Diskothek gesucht
Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung. Zeugen sollen sich unter Telefonnummer 0651/9779-5210 melden. Auch Videoaufnahmen vom Geschehen werden gewünscht.
Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Personal
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz zeigte sich erschüttert über die Gewaltbereitschaft. "Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste", sagte die stellvertretene GdP-Landeschefin Stefanie Loth in Mainz. "Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen."
Der Umgangston in der Gesellschaft werde nach Feststellung der GdP "immer schlimmer", auch Respektlosigkeiten seien an der Tagesordnung. "Dieser Angriff ist auch ein Angriff auf unser Gemeinwesen und den Rechtsstaat und dieser präsentiert sich insgesamt eher schwach", sagte Loth.
Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal um schnell und konsequent zu arbeiten. Dabei gehe es "um alle Schritte, von der Prävention über die Aufnahme von Straftaten bis zur Verurteilung des Angeklagten und dem Strafvollzug". Gebraucht werde zudem "ein lückenloser und guter Dienstunfallschutz ohne umfangreiche Bürokratien".
Innenminister Michael Ebling verurteilt Attacke auf Polizisten
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling hat die Angriffe auf Polizeibeamte in Trier bei einem Einsatz scharf verurteilt. "Die Brutalität und Enthemmtheit der Attacken in Trier macht fassungslos und wütend", sagte der SPD-Politiker in Mainz. "Für die weitere Aufklärung des Angriffs hat das Polizeipräsidium Trier eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet und ermittelt mit starken Kräften."
"Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren", sagte der Innenminister. "Wir haben heute Nacht ohne konkreten Anlass eine Solidarisierung gegen Einsatzkräfte der Polizei erlebt, die wir so bislang nicht kannten." Glücklichen Umständen und dem schnellen Nachführen von Unterstützungskräften sei es zu verdanken, dass die eingesetzten Beamtinnen und Beamten durch den massiven Bewurf nicht noch schwerwiegender verletzt worden seien.
Bundesregierung entsetzt
Mit Entsetzen hat auch die Bundesregierung auf den brutalen Angriff von Diskobesuchern auf Polizeibeamte in Trier reagiert. "Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Freitag. Sie dankte den Beamten, die eingeschritten waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schützen. "Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitag. Die Landesregierung stehe an der Seite der "Polizeifamilie" und werde nicht ruhen, bis die Tat aufgeklärt sei, sagte Dreyer, die selbst in Trier lebt.
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gom/sba/news.de/dpa
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