Kommt die Post bald nicht länger nur zu spät, sondern gar nicht mehr an? Während Briefträger für mehr Geld streiken, soll die Deutsche Post planen, aus der Postuniversaldienstleistung auszusteigen. Was bedeutet das?
Der Ärger über die Deutsche Post wird immer größer. Nachdem die Postboten erst vor wenigen Tagen in einen Streik traten und noch immer nicht alle liegen gebliebenen Briefe und Pakete zugestellt wurde, folgt nun der nächste Hammer. Werden bald womöglich gar keine Briefe mehr geliefert?
Deutsche-Post-Hammer schockt Twitter! Bald keine Brief-Zustellung mehr?
Dass dieses Szenario drohen könnte, berichtete jetzt die Zeitung "Welt" unter Berufung auf den Betriebsrat der Deutsche Post. Das Unternehmen denke darüber nach, aus der Postuniversaldienstleistung auszusteigen, es sei eine "ernsthafte Option". Der Schritt hätte gravierende Folgen: Etwa 220.000 Arbeitsplätze wären in Gefahr. Zudem müsste der Bund die Zustellung neu ausschreiben. Sollte die Deutsche Post die noch geltende Pflicht zur Austragung nur für einige Regionen kündigen, könnte das Unternehmen Briefe künftig womöglich nur noch in Städten liefern und die Preise anheben. In kleinen Orten könnten bei einem solchen Szenario kleine Unternehmen übernehmen, welche die Post aber möglicherweise seltener austragen würden. Bislang hat die Deutsche Post eine Sonderstellung. Sie sichert die Versorgung auch in entlegenen Winkeln und bekommt dafür steuerliche Erleichterungen.
Will Deutsche Post weniger Briefe zustellen? 220.000 Arbeitsplätze sollen in Gefahr sein
Post-Manager sollen schon imDezember 2022 mit der Bundesnetzagentur darüber gesprochen habe, wie rechtliche Schritte "auf Arbeitsebene" aus der Zustellpflicht aussehen könnten. Es seien zudem bereits Investitionen von 420 Millionen Euro in "grüne Zustellstützpunkte" gestoppt worden
Das Unternehmen soll mit einer geringeren Nachfrage zu kämpfen haben. Laut "Bild" würden zwei bis fünf Prozent weniger Briefe verschickt, Betriebskosten jedoch steigen. Dennoch fordert die Gewerkschaft Verdi für 160 000 Beschäftigte 15 Prozent mehr Lohn. Ein Sprecher der Deutschen Post stellt in einem Statement gegenüber "Welt" Forderungen an den Staat: "Damit die Post den eingeschlagenen Weg der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit beibehalten kann, muss die künftige Regulierung es aber möglich machen, dass das Unternehmen die dafür erforderlichen Investitionen auch verdienen kann."
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Deutsche Bahn: Briefe und Pakete werden weiterhin flächendeckend zugestellt
Nach eigenen Angaben möchte die Deutsche Post Briefe und Pakete auch in Zukunft weiterhin flächendeckend in Deutschland zustellen. Man plane keinen Rückzug aus dem sogenannten Universaldienst und wolle "diesen wichtigen Beitrag zur Grundversorgung weiterhin leisten", teilte der Konzern am Dienstag auf Anfrage der "Deutsche Presseagentur" mit.
Auch unter Branchenkennern gilt ein Ausstieg der Post aus dem Universaldienst als unwahrscheinlich. Möglich ist er allerdings.
Das Bundeswirtschaftsministerium will in den kommenden Wochen Eckpunkte für eine Reform des Postgesetzes vorlegen. Ende des Jahres könnte ein erster Gesetzentwurf folgen. Für die Post ist die Reform sehr wichtig. Sie hofft auf Regeln, die Kostensenkungen ermöglichen.
Walther Otremba vom Bundesverband Briefdienste, in dem Postkonkurrenten wie die Pin AG aus Berlin und Post Modern aus Dresden Mitglieder sind, wertete die Ausstiegsplanspiele als Versuch des Bonner Konzerns, die Reformdebatte zu beeinflussen. Auch der aktuelle Tarifstreit, in dem die Gewerkschaft Verdi eine Entgelterhöhung um 15 Prozent fordert und Warnstreiks organisiert hat, spielt aus seiner Sicht eine Rolle. Mit den Planspielen werde ein Abbau von Arbeitsplätzen angedroht. Es sei ein "Bluff, um die Gewerkschaft einzuschüchtern und um die Politik von weiteren Liberalisierungen des Postmarktes abzuhalten".
Shitstorm für die Deutsche Post
Auf Twitter ist ein möglicher Ausstieg der Deutschen Post aus der Postuniversaldienstleistung ein großes Thema. Zahlreiche User machen ihrer Wut über das Unternehmen Luft. "Hey #DeutschePost ! You had one job", "Verstaatlicht endlich diesen 'Sauladen Post'!", "Das wäre eine Frechheit im Quadrat" und "Wie schnell ein Land abbauen kann: Deutsche Post", heißt es in den Kommentaren.
Verstaatlicht endlich diesen "Sauladen Post"!
— IngwerBaum (@IngwerBaum) January 24, 2023
Deutsche Post: Konzern will nicht mehr überall Pakete und Briefe liefern https://t.co/4QYzSWOYOe
"Es werden weniger Briefe verschickt? Daran ist doch die Deutsche Post selbst schuld. Die hat doch ihr Monopol verschenkt, weil das Unternehmen unbedingt an die Börse wollte", sieht ein User die Ursache des Problems bei dem Post-Unternehmen selbst.Hey #DeutschePost ! You had one job ???? pic.twitter.com/nB40waCJNp
— Antizynismus ist auch keine Lösung (@YungCheG) January 24, 2023
Es werden weniger Briefe verschickt? Daran ist doch die Deutsche Post selbst schuld. Die hat doch ihr Monopol verschenkt, weil das Unternehmen unbedingt an die Börse wollte.
— Micaela (@ImMici) January 24, 2023
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rad/hos/news.de/dpa