In einem Reutlinger Pflegeheim ist am Dienstagabend ein Feuer ausgebrochen. Bei dem Brand starben drei Bewohner:innen, zwölf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. War Brandstiftung durch eine Bewohnerin die Ursache?
In einer Reutlinger Pflegeeinrichtung für psychisch Kranke bricht am Dienstagabend ein verheerendes Feuer aus. Drei Menschen sterben, zwölf weitere werden teils schwer verletzt. Aktuell ist noch ungeklärt, wie es überhaupt zu dem Brand kommen konnte.
3 Tote nach Brand in Reutlinger Pflegeeinrichtung: Brandursache ist noch unklar
Nach dem Brand in dem Pflegeheim in Reutlingen läuft die Suche nach der Ursache. Die Klärung werde sich über die nächsten Tage und Wochen hinziehen, sagte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz am späten Dienstagabend in der baden-württembergischen Stadt. Mehrere Brandermittler der Polizei sollten noch am frühen Mittwochvormittag zum Brandort fahren, um weiter nach Hinweisen zu suchen, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Eine erste Lagebesprechung sei für den Vormittag angesetzt.
Der Brand war in einem Wohnbereich im ersten Obergeschoss ausgebrochen und blieb laut dem Einsatzleiter der Feuerwehr, Martin Reicherter, auf ein Patientenzimmer begrenzt. "Es war eine enorme psychische Belastung auch für die Trupps, die da drin waren", sagte er. "Wir haben unsere psychologische Nachsorge alarmiert."
Nach Brand in Reutlingen werden Leichen obduziert
Die Leichen der drei Menschen, die am Dienstag in Reutlingen beim Brand in einem Pflegeheim ums Leben gekommen sind, sollen bis Freitag obduziert werden. Dabei werde geklärt, ob es sich bei der jeweiligen Todesursache tatsächlich um Rauchgasvergiftung handele, wie von den Rettungskräften vermutet worden war, sagte eine Sprecherin der Polizei Reutlingen am 19. Januar.
Bewohnerin unter Brandstiftungsverdacht: 57-Jährige in Spezialklinik
Eine 57 Jahre alte Mitbewohnerin der Einrichtung steht unter Verdacht, den Brand gelegt zu haben. Sie wurde bei dem Brand schwer verletzt und wird derzeit in einer Spezialklinik behandelt. Es gebe Hinweise und Ermittlungsergebnisse, die einen dringenden Verdacht begründeten, hieß es bei der Polizei. Die Staatsanwaltschaft habe einen Unterbringungsbefehl erlassen. Das bedeutet, dass die psychisch kranke Tatverdächtige in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wird, sobald es ihr Gesundheitszustand zulässt.
Pflegeheimbewohner starben an Rauchgasvergiftung
Bei dem Brand waren eine 53-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren ums Leben gekommen. Sie starben nach ersten Erkenntnissen der Rettungskräfte durch Rauchgasvergiftungen. Das Feuer war in einer von insgesamt vier Wohngruppen des Heimes ausgebrochen. Dort leben jeweils sieben bis acht psychisch kranke Menschen zusammen. Nach Angaben des ärztlichen Leiters handelt es sich um eine Einrichtung der Eingliederungshilfe für Menschen, die über 50 Jahre sind. Sie leben längerfristig dort, sind aber nach Angaben der Stadt vergleichsweise selbstständig.
Nach früheren Angaben des leitenden Notarztes befanden sich während der Rettung noch zwei weitere Menschen in Lebensgefahr. Das bestätigte sich später aber nicht. Vor Ort hatte sich die Lage einem Polizeisprecher zufolge noch dramatisch dargestellt. Im Krankenhaus habe es dann vorsichtige Entwarnung gegeben, sagte er am frühen Mittwochmorgen.
Von den beiden Menschen, die inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr schweben, gilt eine 57-jährige Frau weiterhin als schwer verletzt. Das andere Opfer erlitt den neuen Angaben zufolge leichte Verletzungen. Zehn weitere Menschen seien ebenfalls leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Frühere Angaben des Rettungsdiensts zur Zahl und Schwere der Verletzungen wurden damit nachträglich korrigiert.
"Schwarzer Abend für Reutlingen": Reutlinger Bürgermeister erschüttert nach Brand in Pflegeheim
Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) hatte sich nach dem Brand erschüttert gezeigt. "Es ist ein schwarzer Abend für Reutlingen", sagte er am Dienstagabend bei der Pressekonferenz am Unglücksort. Der Geschäftsführer der Einrichtung, Gerhard Längle, sagte: "Es ist schlichtweg eine Katastrophe."
In der sozialpsychiatrischen Pflegeeinrichtung leben psychisch kranke Menschen mit gleichzeitigem Pflegebedarf. Nach Angaben des ärztlichen Leiters des Heims handle es sich um eine Einrichtung der Eingliederungshilfe für psychisch kranke Menschen, die mindestens 50 Jahre alt sind. Sie leben längerfristig dort.
Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs befanden sich der Polizei zufolge 37 Bewohner und 5 Pflegekräfte in dem Gebäude. Der vom Brand betroffene Teil des Gebäudes sei nicht mehr bewohnbar. Die elf Leichtverletzten wurden nach Untersuchung und Behandlung in eine psychiatrische Klinik gebracht und dort betreut. Die Schadenshöhe dürfte laut ersten Schätzungen im sechsstelligen Bereich liegen.
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bos/bua/news.de/dpa