Der Schock sitzt noch immer tief über das explodierte Großaquarium in einem Berliner Hotel. Doch hätte die Tragödie verhindert werden können? Ein Experte erklärt aktuell, er habe bereits vor der Explosion Bedenken gehabt. Für ihn sei das Aquarium eine "Zeitbombe" gewesen.
Schockierende Szenen am Freitagmorgen in Berlin: In einem Hotel war das 16 Meter hohe Aquarium Aquadom mit 1.500 Fischen geplatzt. Ein lauter Knall - daraufhin ergossen sich eine Million Liter Wasser aus dem zerstörten Acrylglas-Zylinder unter anderem in das Hotel und auf die Straße. Zwei Menschen, laut Hotel ein Mitarbeiter und ein Gast, wurden leicht verletzt. In dem Gebäudekomplex wurden nach Angaben vom Samstag mindestens sechs weitere Läden beschädigt.
Hätte die Explosion des Aquariums in Berlin verhindert werden können?
Die Suche nach der Ursache lief am Wochenende weiter. Laut Gebäudeeigentümer Union Investment war am Samstag weiter unklar, was zum Bersten des Aquariums führte. Auch am Sonntag gab es dazu keine neuen Informationen. Es seien mehrere Fachunternehmen bei der Untersuchung aktiv. Das am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Unternehmen Reynolds Polymer Technology kündigte ebenfalls an, ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin zu schicken.
"Zeitbombe!" Experte hatte bereits vor der Aquarium-Explosion Bedenken
Doch es bleibt die Frage, ob die Tragödie hätte von vornherein verhindert werden können. Waren die Betreiber und Hersteller des Aquariums zu unvorsichtig? Ein Plexiglas-Experte erklärt diesbezüglich aktuell im Interview mit der "Bild": "Das ist eine Zeitbombe. Reynolds hätte sagen müssen: Der Dom hält nicht ewig." Doch anstatt den Dom komplett abzubauen, wurde er von Oktober 2019 bis Sommer 2020 für 2,6 Millionen Euro saniert.
Aquarium in Berlin erhielt Sondergenehmigung ohne zeitliche Begrenzung
In diesem Zusammenhang interessant: Der Aquadom erhielt laut "Bild" vor 21 Jahren eine Sondergenehmigung. Am 20. Juli 2001 stellte die ICM Concept International Management, eine Tochterfirma des Acrylglasherstellers Reynolds Polymer, einen Antrag auf Zustimmung im Einzelfall beim Berliner Bausenat. Ein halbes Jahr später erteilte der Senat die eben diese Genehmigung ohne zeitliche Begrenzung.
Großaquarien wie der Aquadom halten laut Rechnungen um die 25 Jahre
"Man kann nicht generell sagen, wie lange so etwas hält. Es gibt Rechenbeispiele mit 25 Jahren", so Hermann Schuran, Ex-Eigentümer der Firma Schuran Seawater Equipment in den Niederlanden, gegenüber der "Bild". Auch ihm lag vor dem Bau des Aquariums eine Anfrage zum Bau vor. Allerdings lehnte er ab, weil ihm das Projekt eine Nummer zu groß war. "Das ganze Aquarium hätte nach dem Bau und später nach der Sanierung mit einem Ofen auf 80 Grad aufgeheizt werden müssen. Das ist möglich, aber sehr aufwendig." Passiert dies nicht, können Spannungsrisse im Glas entstehen.
Experte erklärt: "Als Betreiber lässt man solch ein Bauwerk mindestens alle zwei Jahre überprüfen"
Weiterhin erklärt Schuran: "Als Betreiber lässt man solch ein Bauwerk mindestens alle zwei Jahre überprüfen. Sonst ist das fahrlässig." Jedoch machte die Sondergenehmigung keine Angaben zu einer späteren Wartung des Aquariums. Der Bausenat erklärte diesbezüglich gegenüber der "Bild": "Sie enthielt die Verpflichtung für Eigentümer und Betreiber, regelmäßig den Zustand der Konstruktion und ihre Einzelteile zu kontrollieren. (...)Bei der Feststellung von sicherheitsrelevanten Beeinträchtigungen waren die erforderlichen Maßnahmen unverzüglich zu veranlassen. Gefährdete Bereiche waren entsprechend zu sichern."
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fka/bua/news.de/dpa
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