Der Fund eines abgetrennten Menschenkopfes vor dem Bonner Landgericht sorgte im Sommer für Aufruhr. Nun muss sich ein 39-jähriger Obdachloser vor Gericht verantworten - die Anklage lautet auf Störung der Totenruhe.
Das Entsetzen war groß, als Ende Juni 2022 ein abgetrennter Menschenkopf vor dem Landgericht in Bonn entdeckt worden war. Nun kehrt der Fall in eben jenes Gebäude zurück - im Rahmen der Verhandlung, in der einem 39-jährigen Obdachlosen wegen Störung der Totenruhe der Prozess gemacht wird.
Abgetrennter Menschenkopf vor Bonner Landgericht - Prozess gegen Obdachlosen beginnt
Seit Montag, dem 12. Dezember 2022, muss sich der Mann vor Gericht verantworten, der im Juni den abgetrennten Kopf einer Leiche vor dem Gerichtsgebäude abgelegt haben soll. Der 39-Jährige ist wegen Störung der Totenruhe angeklagt.Für den Prozess sind bis Mitte Januar fünf Verhandlungstage angesetzt. Der Strafrahmen sieht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren vor.
Polizei ermittelte wegen Mordverdachts - zerstückelter Obdachloser war schon vorher tot
Der ungewöhnliche Fall hatte im Sommer für großes Aufsehen gesorgt. Die Polizei hatte zunächst wegen eines mutmaßlichen Tötungsdelikts ermittelt, bis die Obduktion ergab, dass der 44-Jährige eines natürlichen Todes infolge einer schweren Erkrankung gestorben war. Der Angeklagte wie auch der Tote sollen der Obdachlosenszene angehören. Der 39-Jährige war kurz nach dem Fund festgenommen worden. Die Hintergründe seines Handelns sind bislang unklar.
Erster Prozesstag am Landgericht Bonn: Angeklagter schweigt
Zum Prozessauftakt hat der Angeklagte am Montag zu den Vorwürfen geschwiegen. Dem 39-Jährigen wird in dem Verfahren die Störung der Totenruhe vorgeworfen. Damit habe er zudem das Pietätsgefühl von Passanten verletzt, erklärte der Staatsanwalt am ersten Prozesstag.
Laut Anklage soll der 39-Jährige, der auf der Straße lebte, den Kopf des Toten mit einem Messer abgetrennt haben. Danach habe er das Leichenteil in eine große Umhängetasche gesteckt und sei zum Gericht gelaufen. Am Eingangsportal habe er es schließlich ablegt. Eine Passantin berichtete später, dass der Mann danach auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesessen und den abgelegten Kopf angestarrt habe.
"Mama, Mama, da liegt ein Kopf" - Augenzeugen schildern Leichenteilfund in Bonn
Zeugen zeigten sich im Prozess nach wie vor schockiert von dem Anblick. Eine 44-Jährige berichtete, dass ihr Sohn gerufen habe: "Mama, Mama, da liegt ein Kopf." Sie selbst habe das zunächst für einen makabren Scherz gehalten und ihren Sohn dafür noch getadelt. Eine weitere Passantin glaubte zunächst, es handele sich um "einen großen Puppenkopf" - "aber dann sah er so echt aus". Da habe sie sich erst mal setzen müssen, mit dem grausigen Anblick komme sie bis heute nicht zurecht.
Leichenschändung in Obdachlosenszene: Urteil soll Mitte Januar 2023 fallen
Als die Polizei zehn Minuten später eintraf, soll der 39-Jährige laut Polizeibericht auf die Beamten zugegangen sein, um ihnen zu gestehen, dass er den Kopf abgelegt habe. Weder an Kleidung noch am Körper des Mannes seien Blutspuren gefunden worden. Anschließend führte er die Ermittler direkt zum Torso seines gestorbenen Freundes, der in der Nähe eines Biergartens in einem Schlafsack lag. Der Wirt des Biergartens berichtete im Prozess, dass die beiden Männer Drogen konsumiert und "in einer Zweckgemeinschaft" gelebt hätten. "Damit keiner alleine ist." Die Obduktion ergab, dass der Tote an einer schweren Krankheit gestorben war. Für den Prozess sind Verhandlungstage bis Mitte Januar angesetzt.
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loc/news.de/dpa